Das Thema Zahlungsmittel auf Reisen hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Früher war die Rechnung einfach: Bargeld in der Tasche, eine Kreditkarte für Notfälle, fertig. Heute stehen Reisende vor deutlich mehr Optionen – und damit auch vor mehr Fragen. Was ist wirklich sicher? Was funktioniert überall? Und wo lauern versteckte Kosten?
Die bewährten Klassiker: Bargeld und Plastikkarten
Bargeld hat einen unschlagbaren Vorteil: Es funktioniert immer und überall. Keine Internetverbindung nötig, kein Terminal, keine technischen Probleme. In vielen Ländern außerhalb Europas ist Cash nach wie vor König. Wer durch Südostasien reist oder in ländlichen Gegenden Südamerikas unterwegs ist, wird schnell merken, dass Kartenzahlung dort oft die Ausnahme bleibt. Selbst in beliebten europäischen Reisezielen gibt es noch Regionen, wo Bargeld dominiert – ein Espresso an der Bar in Rom oder frisches Obst auf dem Markt in Athen lassen sich meist nur mit Münzen und Scheinen bezahlen.
Allerdings bringt Bargeld auch Nachteile mit sich. Das Verlustrisiko ist real, und gestohlenes oder verlorenes Bargeld ist unwiederbringlich weg. Außerdem schlagen Wechselgebühren zu Buche, egal ob man vor der Reise bei der Bank tauscht oder am Flughafen – die Kurse sind selten günstig. Größere Bargeldmengen mitzuführen fühlt sich zudem nicht besonders sicher an, besonders in Gegenden mit höherer Kriminalitätsrate.
Kreditkarten haben sich längst als Standard etabliert. Visa und Mastercard werden weltweit akzeptiert, Hotels verlangen oft eine Kreditkarte als Sicherheit, und beim Mietwagen geht ohne sie praktisch nichts. Der große Pluspunkt: Bei Verlust lässt sich die Karte sperren, und betrügerische Transaktionen können häufig reklamiert werden. Moderne Kreditkarten bieten zudem oft Versicherungsleistungen, die auf Reisen nützlich sind.
Doch auch hier gibt es Tücken. Auslandseinsatzgebühren fressen gerne mal zwei bis drei Prozent jeder Transaktion. Und dann ist da noch die sogenannte Dynamische Währungsumrechnung – eine fiese Falle, die viele erst bemerken, wenn sie ihre Abrechnung sehen. Dabei wird einem an der Kasse oder am Automaten angeboten, in Euro statt in Landeswährung abzurechnen. Klingt praktisch, kostet aber oft mehrere Prozentpunkte extra. Die goldene Regel: Immer in der Landeswährung bezahlen.
Girokarten, in Deutschland noch immer weit verbreitet, sind im Ausland deutlich problematischer. Die Akzeptanz außerhalb Europas ist begrenzt, und selbst innerhalb der EU funktioniert nicht jede Karte überall zuverlässig. Wer sich hauptsächlich auf seine EC-Karte verlässt, könnte unterwegs unangenehme Überraschungen erleben.
Digitale Zahlungsmittel: Mehr als nur ein Trend
Digitale Bezahlmethoden haben in den letzten Jahren massiv an Bedeutung gewonnen. Mobile Payment via Apple Pay, Google Pay oder ähnliche Dienste funktioniert mittlerweile in vielen Ländern erstaunlich gut. Der Vorteil liegt auf der Hand: Das Smartphone hat man ohnehin dabei, und die Zahlung ist oft schneller und sicherer als mit physischen Karten. Biometrische Sicherheit durch Fingerabdruck oder Gesichtserkennung macht Transaktionen schwerer angreifbar.
Für Online-Buchungen während der Reise – sei es eine spontane Hotelreservierung oder der Kauf von Tickets – haben sich Prepaid-Lösungen bewährt. Besonders Paysafecard hat sich als praktische Option etabliert, wenn man keine Kreditkartendaten preisgeben möchte. Diese Gutscheine lassen sich im Onlineshop erwerben und mit einem PIN-Code nutzen, ohne dass persönliche Bankdaten übertragen werden müssen. Das ist besonders praktisch, wenn man von unterwegs aus in öffentlichen WLAN-Netzen buchen möchte, wo die Sicherheit nicht immer gewährleistet ist.
Auch Kryptowährungen tauchen zunehmend als Reisezahlungsmittel auf. In einigen Ländern kann man tatsächlich schon mit Bitcoin oder anderen digitalen Währungen bezahlen – von Hotels in der Schweiz bis zu Restaurants in El Salvador. Die neue EU-Regulierung für Kryptomärkte hat hier für mehr Klarheit und Verbraucherschutz gesorgt. Dennoch bleibt Krypto für die meisten Reisenden eher Spielerei als praktikables Hauptzahlungsmittel – zu volatil, zu kompliziert, zu wenig akzeptiert.
PayPal und ähnliche Online-Bezahldienste funktionieren gut für Online-Transaktionen, sind aber für den direkten Einkauf im Laden weitgehend nutzlos. Interessant sind sie vor allem für Geldtransfers zwischen Reisenden oder wenn man von zu Hause aus Geld geschickt bekommen muss.
Sicherheit geht vor: Was wirklich wichtig ist
Die sicherste Zahlungsmethode ist letztlich die, die man richtig einsetzt. Ein paar grundlegende Vorsichtsmaßnahmen machen den Unterschied zwischen entspanntem Urlaub und bösen Überraschungen.
Niemals alle Eier in einen Korb legen – das gilt besonders für Zahlungsmittel. Wer nur eine Karte dabei hat und die wird geklaut oder verliert ihren Magnetstreifen, steht dumm da. Eine sinnvolle Aufteilung könnte so aussehen: Eine Kreditkarte im Portemonnaie, eine zweite Karte im Hotelsafe, etwas Bargeld verteilt auf verschiedene Taschen, und vielleicht noch eine digitale Backup-Option auf dem Handy.
PIN-Codes sollten selbstverständlich nirgendwo notiert werden. Und trotzdem sieht man immer wieder Reisende, die ihre PIN auf einem Zettel im gleichen Fach wie die Karte aufbewahren. Dass man bei der Eingabe am Automaten die Tastatur abschirmt, sollte zur Routine werden – Skimming-Betrüger arbeiten mit versteckten Kameras.
Die Notfallnummern der eigenen Bank gehören ins Handy – und zwar bevor etwas passiert. Viele Banken bieten mittlerweile Apps, mit denen sich Karten per Knopfdruck sperren lassen. Das kann Gold wert sein, wenn mal was schiefgeht.
Bei öffentlichen WLAN-Netzwerken ist Vorsicht geboten. Wer unterwegs Online-Banking macht oder größere Zahlungen tätigt, sollte entweder ein VPN nutzen oder besser gleich das mobile Datennetz verwenden. Das kostet zwar innerhalb der EU normalerweise nichts extra mehr, außerhalb kann es aber teuer werden.
Die richtige Strategie für verschiedene Reisearten
Nicht jede Reise erfordert die gleiche Herangehensweise. Wer beim Urlaub buchen bereits ans Zahlungsmittel denkt, kann sich später Ärger sparen.
Für Städtereisen in Europa reicht meist die Kombination aus Kreditkarte und etwas Bargeld. In Metropolen wie Paris, Berlin oder Barcelona funktioniert Kartenzahlung praktisch überall. Trotzdem sollte man immer 50 bis 100 Euro in bar dabeihaben – für den Marktbesuch, das Taxi oder kleine Cafés.
Fernreisen erfordern mehr Planung. In den USA kommt man ohne Kreditkarte praktisch nicht zurecht, während in Japan überraschenderweise Bargeld noch sehr wichtig ist, obwohl das Land als technologisch fortschrittlich gilt. Für Asien empfiehlt sich, bereits vor der Einreise etwas Landeswährung zu besorgen – zumindest für die ersten Stunden am Zielort.
Backpacking-Trips verlangen nach robusten Lösungen. Hier macht eine Kreditkarte ohne Auslandseinsatzgebühr den größten Unterschied. Einige Direktbanken bieten solche Karten kostenlos an. Dazu ein bisschen Bargeld in verschiedenen Verstecken verteilt, und man ist gut aufgestellt.
Geschäftsreisen haben eigene Anforderungen. Hier sind Kreditkarten mit detaillierten Abrechnungen und Versicherungsschutz Gold wert. Firmenkarten nehmen einem zudem den Stress mit der späteren Spesenabrechnung.
Gebührenfallen erkennen und vermeiden
Die Kosten beim Bezahlen im Ausland können sich schnell summieren, wenn man nicht aufpasst. Auslandseinsatzgebühren bei Kreditkarten liegen typischerweise zwischen einem und drei Prozent – das klingt wenig, macht bei einer zweiwöchigen Reise mit 2000 Euro Ausgaben aber schnell 40 bis 60 Euro aus.
Geldautomaten im Ausland haben oft ihre eigenen Tricks. Manche bieten direkt am Bildschirm einen Wechselkurs an, der deutlich schlechter ist als der offizielle Kurs. Andere verlangen happige Gebühren zusätzlich zu dem, was die eigene Bank abrechnet. In touristischen Hotspots stehen manchmal Automaten dubioser Betreiber, die mit schlechten Kursen und versteckten Kosten arbeiten. Automaten direkt bei Banken sind meist die sicherere Wahl.
Auch bei Kartenzahlungen lauert die bereits erwähnte Dynamische Währungsumrechnung. Das Display fragt freundlich, ob man in Euro statt der Landeswährung bezahlen möchte. Die ehrliche Antwort: Nein, möchte man nicht. Die Aufschläge bei dieser vermeintlichen Bequemlichkeit können fünf Prozent und mehr betragen.
Was die Zukunft bringt
Die Entwicklung geht eindeutig Richtung digital. Kontaktloses Bezahlen ist in vielen Ländern bereits Standard, biometrische Zahlungen werden alltäglicher. Gleichzeitig werden die Systeme sicherer – moderne Karten mit Chip sind deutlich schwerer zu kopieren als die alten Magnetstreifen-Versionen.
Interessant wird auch die Entwicklung digitaler Zentralbankwährungen. Mehrere Länder arbeiten an digitalen Versionen ihrer Währungen, die irgendwann das physische Bargeld ergänzen oder gar ersetzen könnten. Für Reisende könnte das bedeuten: einfachere Währungswechsel, weniger Gebühren, mehr Sicherheit.
Bis dahin bleibt der Mix die beste Strategie. Wer verschiedene Zahlungsmittel kombiniert, ihre jeweiligen Stärken nutzt und die typischen Fallen kennt, kann entspannt reisen. Denn am Ende sollte man sich im Urlaub um schönere Dinge Gedanken machen als um Wechselkurse und Gebühren.
Die Technik entwickelt sich rasant weiter, aber ein paar Grundprinzipien bleiben: Nicht alles auf eine Karte setzen, bei Gebühren genau hinschauen, und immer einen Plan B in der Tasche haben. So wird aus der Frage nach dem richtigen Zahlungsmittel keine große Sorge, sondern nur eine von vielen kleinen Entscheidungen, die eine Reise ausmachen.
