Politik versus Alltag: USA – eine gespaltene Nation
Donald Trump hat das politische Klima in den USA tiefgreifend verändert – und polarisiert wie kaum ein Präsident vor ihm. Rhetorisch zugespitzt, nationalistisch geprägt, oft faktenfern und mitunter demokratiekritisch, stehen seine Aussagen und Maßnahmen im Gegensatz zu vielen europäischen Werten. Doch so präsent seine Figur in der Öffentlichkeit auch ist, sie spiegelt keineswegs das ganze Land wider.
Die Vereinigten Staaten sind ein föderaler Staat mit enormer kultureller und politischer Bandbreite. Während einige Bundesstaaten Trumps Kurs unterstützen, pflegen andere – etwa Kalifornien, New York oder Massachusetts – eine weltoffene, liberale Haltung, die europäischem Denken oft nähersteht als die Politik in Teilen Europas selbst. Wer reist, begegnet Menschen jenseits der Fernsehbilder: Taxifahrern in Chicago, Künstlerinnen in Portland, Hoteliers in Savannah – viele davon kritisieren Trumps Kurs ebenso deutlich wie Gäste aus dem Ausland. Eine Reise kann also nicht nur neue Eindrücke vermitteln, sondern auch die Klischees über ein angeblich monolithisches Amerika korrigieren.
Einreise und Bürokratie: Was USA-Reisende wissen sollten
Für Bürgerinnen und Bürger der meisten EU-Länder bleibt die Einreise über das elektronische ESTA-Verfahren weiterhin möglich. Es erfordert eine Online-Registrierung vor Reiseantritt und ist zwei Jahre gültig. Die Gebühren belaufen sich derzeit auf 21 US-Dollar. Wichtig zu wissen: Wer in der Vergangenheit bestimmte Länder bereist hat – etwa Iran, Irak oder Syrien – muss mit zusätzlicher Prüfung rechnen oder ein Visum beantragen.
Unter Trump wurden Einreisekontrollen punktuell verschärft. Befragungen durch Grenzbeamte am Flughafen können intensiv ausfallen, insbesondere wenn Unklarheiten bestehen oder elektronische Geräte mitgeführt werden, deren Inhalte (z. B. Social-Media-Profile) überprüft werden. Die Erfahrung zeigt jedoch: Wer vorbereitet ist, respektvoll auftritt und keine besonderen Risikomerkmale aufweist, passiert die Einreise ohne größere Komplikationen.
Kosten und Infrastruktur: Ein exklusives Reiseziel mit Preisdynamik
Die Vereinigten Staaten sind kein günstiges Reiseziel – und das umso weniger in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und hoher Inflation. Flugpreise, Hotelkosten und Mietwagengebühren sind in vielen Regionen stark gestiegen. Metropolen wie New York, San Francisco oder Miami zählen inzwischen zu den teuersten Städten der Welt – nicht nur für Einheimische, sondern auch für Reisende. Wer exklusive Unterkünfte oder kulinarische Erlebnisse sucht, muss mit einem deutlich höheren Budget kalkulieren als noch vor einigen Jahren.
Dazu kommt: Das amerikanische Gesundheitssystem kennt keine kostenlose Versorgung für Reisende. Eine umfassende Auslandsreisekrankenversicherung mit Rücktransportoption ist zwingend zu empfehlen. Selbst eine kleine medizinische Behandlung kann sonst schnell in den vierstelligen Dollarbereich steigen.
Die gute Nachricht: Die touristische Infrastruktur ist weiterhin hervorragend. Flächendeckendes WLAN, zuverlässige Verkehrsverbindungen und ein hohes Serviceniveau prägen das Reiseerlebnis – insbesondere in touristisch erschlossenen Regionen.
Sicherheit und gesellschaftlicher Wandel: Zwischen Freiheit und Vorsicht
Ein Aspekt, der bei Reisen in die USA oft mitschwingt, ist das Thema Sicherheit – insbesondere im Zusammenhang mit der dortigen Waffenpolitik. In vielen Bundesstaaten ist das offene Tragen von Schusswaffen legal, was mitunter irritierend wirken kann. Die Kriminalitätsrate variiert jedoch stark nach Region. Touristisch geprägte Gegenden wie Nationalparks, Innenstadtbereiche bekannter Städte oder historische Sehenswürdigkeiten gelten im Allgemeinen als sicher. Es empfiehlt sich, lokale Empfehlungen ernst zu nehmen, bestimmte Viertel zu meiden und sich vorab über regionale Besonderheiten zu informieren.
Hinzu kommen gesellschaftliche Spannungen, die sich – je nach Region – auch im öffentlichen Raum zeigen können. Rassismus, soziale Ungleichheit oder politische Proteste sind Themen, die spürbar bleiben. Für Reisende bedeutet das vor allem: sensibel bleiben, zuhören, nicht vorschnell urteilen – und den Kontakt mit Einheimischen suchen, die ihre Sicht auf die Dinge teilen möchten.
Reisen als Brücke: Zwischen Distanz und Begegnung
Sollte man also trotz Trump in die USA reisen? Vielleicht liegt die Antwort weniger im politischen als im menschlichen Bereich. Reisen bedeutet immer auch: den eigenen Horizont erweitern, Klischees hinterfragen, andere Perspektiven zulassen. Gerade in einem polarisierten Land wie den USA können persönliche Begegnungen helfen, differenzierter zu verstehen, was zwischen den Extremen liegt.
Es geht dabei nicht darum, politische Entwicklungen zu ignorieren oder kritiklos hinzunehmen. Vielmehr kann eine bewusste Reise – mit offenen Augen und wachem Geist – ein stilles Zeichen der Verbundenheit mit jenen Kräften in der amerikanischen Gesellschaft sein, die für Toleranz, Vielfalt und internationale Partnerschaft eintreten.
Wer sich der politischen Lage bewusst ist, sich gut vorbereitet und mit kultureller Sensibilität reist, kann auch (oder gerade) in bewegten Zeiten eine bereichernde Reise in die Vereinigten Staaten erleben. Das Land ist mehr als die Schlagzeilen, die es produziert. Es ist vielfältig, widersprüchlich, faszinierend – und voller Menschen, die den Austausch mit Gästen aus aller Welt schätzen. Reisen in die USA ist derzeit kein unproblematisches, aber ein bedeutungsvolles Erlebnis. Und womöglich wichtiger denn je.
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