Wo man im Sommer in Europa besser keinen Urlaub macht

| von if

Der Sommer ist für viele die klassische Reisezeit – Ferien, lange Tage, warme Temperaturen. Doch nicht alle europäischen Regionen eignen sich in den Monaten Juli und August gleichermaßen gut für einen erholsamen Urlaub. Extreme Hitze, Überfüllung, mangelnde Infrastruktur oder ökologische Belastungen können den Aufenthalt spürbar beeinträchtigen. Dieser Artikel benennt konkrete Beispiele, differenziert nach Problemfeldern, und beleuchtet, warum bestimmte Regionen im Hochsommer besser gemieden oder gezielt anders bereist werden sollten.

Wo man im Sommer in Europa besser keinen Urlaub macht
Die Croisette Promenade in Cannes - im Sommer hoffnungslos überlaufen; Bild von golanalbo auf Pixabay

Regionen, die im Hochsommer weniger empfehlenswert sind – eine kritische Analyse von reisebuch.de

1. Südspanien: Hitze und Trockenheit in Andalusien

In Städten wie Sevilla, Córdoba oder Granada werden im Juli und August regelmäßig Temperaturen über 40 °C erreicht. Die andalusischen Städte heizen sich besonders stark auf, da sie im Binnenland liegen und kaum durch Wind oder Meer klimatisch ausgeglichen werden. Schattenplätze und siestatypische Öffnungszeiten können das Problem nur bedingt abfedern. Auch touristisch stark belastete Orte wie Ronda oder die Alhambra in Granada sind in dieser Zeit überfüllt.

Alternative: Frühling (März–Mai) oder Herbst (September–Oktober) – angenehmeres Klima und weniger Andrang.

2. Südfrankreichs Küste: Côte d’Azur im Kollaps

Die französische Mittelmeerküste rund um Nizza, Cannes und Saint-Tropez erlebt im Juli und August ein massives Verkehrsaufkommen, überlaufene Strände, lange Wartezeiten in Restaurants und horrende Hotelpreise. Die Infrastruktur ist in der Hauptsaison vielfach überfordert. Gleichzeitig leidet die Natur unter Wassermangel und Brandgefahr – Zugang zu Wanderwegen oder Waldgebieten wird in Hitzeperioden oft eingeschränkt.

Alternative: Frühling oder früher Herbst; oder Umstieg auf weniger frequentierte Gebiete wie die Ardèche oder das Zentralmassiv.

3. Venedig und Florenz: Massentourismus in historischen Kesseln

Venedig zählt im Sommer zu den am stärksten vom Overtourism betroffenen Städten Europas. Die Altstadt ist dann von Kreuzfahrttouristen und Tagesbesuchern überfüllt. Hohe Luftfeuchtigkeit, Hitze und enge Gassen führen zu einem regelrechten Hitzestau. Ähnliche Probleme zeigen sich in Florenz, wo zusätzlich der Mangel an Grünflächen und Schatten auffällt. Die Folge sind überteuerte Unterkünfte, kaum Rückzugsorte und eine Atmosphäre, die mit kulturellem Genuss wenig zu tun hat.

Alternative: Besuch außerhalb der Hochsaison oder gezieltes Ausweichen in kleinere Städte wie Lucca, Arezzo oder Mantua.

4. Kroatien: Überfüllte Küsten, schlechte Anbindung

Die dalmatinische Küste rund um Split, Dubrovnik und die Inseln Hvar und Brač erlebt in den Sommermonaten einen Touristenansturm, den das Straßennetz und die Fähren kaum bewältigen können. Dubrovnik ist durch Kreuzfahrttourismus besonders betroffen – täglich werden mehrere tausend Tagesgäste durch die engen Gassen der Altstadt geschleust. Staus, ausgebuchte Fähren und teure Unterkünfte sind die Regel.

Alternative: Istrien außerhalb der Ferienzeit oder das bosnische Hinterland (z. B. Mostar, Blidinje-Naturpark) für Ruhesuchende.

5. Griechische Inseln: Wasserknappheit und Energieengpässe

Inseln wie Santorini, Mykonos oder Rhodos leiden im Sommer nicht nur unter Touristenmassen, sondern zunehmend auch unter Ressourcenproblemen. Trinkwasser wird teilweise per Schiff geliefert, Stromnetze sind überlastet, und Einheimische werden vielerorts durch Ferienwohnungen verdrängt. Gleichzeitig treiben kurze Aufenthalte bei voller Infrastrukturbelastung die ökologischen Kosten hoch.

Alternative: weniger bekannte Inseln wie Naxos oder die Bergregionen auf dem Festland (z. B. Zagoria, Pindosgebirge).

6. Alpenregionen: Verkehr und Wanderstress

In den bayerischen Alpen, Südtirol, dem Berner Oberland oder Teilen Tirols entstehen in den Sommermonaten zunehmende Probleme mit überfüllten Wanderwegen, Parkplatzmangel und lärmenden Ausflüglern. Orte wie Garmisch-Partenkirchen, Zermatt oder das Stubaital verzeichnen Spitzenwerte bei Besucherzahlen, besonders an Wochenenden. Die Natur leidet unter Trittschäden und Müll, während Gemeinden unter der Verkehrsbelastung ächzen.

Alternative: Reise unter der Woche oder Wahl weniger touristisch erschlossener Regionen wie das Appenzellerland, das Kärntner Seengebiet oder das Trentino.

7. Mallorca und Ibiza: Preisanstieg, Partyexzesse und Wohnungsnot

In der Hauptsaison sind insbesondere Palma, El Arenal und San Antonio auf Ibiza kaum noch als Erholungsorte erlebbar. Überteuerte Unterkünfte, aggressive Partytouristen und überforderte Sicherheitskräfte prägen das Bild. Viele Strände sind überfüllt, Taxen und Mietwagen rar oder extrem teuer. Gleichzeitig wächst der Unmut der einheimischen Bevölkerung, was zunehmend zu Ablehnung gegenüber Touristen führt.

Alternative: Reise im Mai oder Oktober oder gezieltes Ausweichen auf Menorca oder das Inselinnere Mallorcas.

8. Nord- und Ostseeküste bei Hochdruckwetterlagen

Ob Sylt, Timmendorfer Strand, Usedom oder die polnische Küste – bei gutem Wetter sind diese Regionen schnell überlaufen. Die Anreise per Auto oder Bahn führt häufig zu Engpässen; Tagesgäste aus Ballungsräumen wie Hamburg oder Berlin sorgen für übervolle Strände. Hinzu kommt, dass viele Orte primär auf klassischen Bädertourismus ausgerichtet sind – Individualreisende stoßen hier rasch an Grenzen.

Alternative: weniger bekannte Küstenabschnitte in Dänemark oder Mecklenburg-Vorpommern, etwa die Halbinsel Zingst oder Fanø oder die Hohwachter Bucht in Schleswig-Holstein.

9. Mitteleuropäische Städte ohne Wasserlage

Städte wie Prag, Budapest, Wien oder Madrid heizen sich im Sommer massiv auf. Historische Bausubstanz mit wenig Begrünung, gepflasterte Altstädte und fehlende Wasserflächen erschweren das Durchatmen. Besonders betroffen sind ältere Reisende oder Familien mit kleinen Kindern. Kulturelle Angebote treten angesichts der Belastung durch Hitze und Menschenmengen in den Hintergrund.

Alternative: Städte mit Fluss- oder Seelage und guter Durchlüftung wie Ljubljana, Zürich oder Stockholm.

10. Allgemeine Problemfaktoren im europäischen Hochsommer

  • Überfüllung: begrenzte Unterkünfte, volle Altstädte, überlastete Verkehrsmittel
  • Hitzewellen: seit Jahren zunehmende Temperaturrekorde, gesundheitliche Risiken
  • Ressourcenknappheit: Wasser, Strom, medizinische Versorgung
  • Lärm und Exzesse: besonders in Partyorten
  • Naturbelastung: Trittschäden, Müll, Feuergefahr
  • Kostenexplosion: Unterkunfts- und Flugpreise steigen um das Zwei- bis Dreifache

Hinweis:
Wer die genannten Regionen dennoch im Sommer bereisen möchte, sollte auf kluge Zeitwahl (früher Vormittag oder später Abend), Alternativrouten, kleine Unterkünfte außerhalb der Zentren und möglichst öffentliche Verkehrsmittel setzen. Auch Tagesrhythmus und Reiseform (z. B. Fahrradtour statt Autoreise) können den Unterschied machen.

Weiterführende Informationsquellen:

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