Sturmfluten an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste

| von if

Wo Meer ist und wo Land ist und damit die Möglichkeit zu siedeln, hängt an der Nordsee trotz aller Insel- und Küstenschutzmaßnahmen bis heute von den Sturmfluten ab, die in den letzten Jahrhunderten die Landschaft gewaltig verändert haben. In Zeiten des Klimawandels versuchen die Behörden in Schleswig-Holstein der Gefahr durch verstärkte Deichschutzmaßnahmen zu begegnen. Als besonders gefährdet gelten die Dünen und Kliffs an der Westküste der Insel Sylt.

Sturmfluten an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste
Die Dünen an der Westküste von Sylt sind besonders gefährdet; Foto von pixabay.com CC0

Die früheste überlieferte Sturmflut ist die Große Kimbrische Sintflut von 340 v. Chr. Einzelheiten über diese Naturkatastrophe sind nicht überliefert. Mehr weiß man über die verheerenden Fluten der Jahre 1216, 1219 und 1230 n. Chr., die als grauenvolle Ereignisse mit Zehntausenden von Ertrunkenen geschildert werden.

Aber nicht immer zog sich das Meer nach einer Sturmflut einfach so zurück, oft schwemmte es riesige Gebiete fort. So riss die Sturmflut des 16. Januar 1362 fast die  Hälfte der Husum vorgelagerten Halbinsel Strand mit sich; damit ging auch das sagenumwobene Rungholt unter.

Diese Sturmflut nannten Überlebende De Grote Mandränke (das große Menschen-Ertränken), und  an kann sie sich kaum verheerend genug vorstellen. Allein 30 Kirchen fielen ihr zum Opfer, die Zahl der Toten wird in zeitgenössischen Quellen mit 200.000 angegeben, ist aber wohl zu hoch gegriffen.

1436 wurde Strand in zwei Teile gespalten, deren westlicher, hufeisenförmiger Teil vom Festland abgetrennt wurde. Aus ihm entstanden 200 Jahre später Hamburger Hallig, Hallig Nordstrandischmoor und Pellworm. 1532 ertrinken 1500 Menschen bei einer Überschwemmung des östlichen Teils der Insel Strand (= Alt-Nordstrand). 1634 wird Strand abermals überflutet, 6000 Menschen sterben, 1300 Häuser und Höfe werden weggespült, es entstehen Pellworm, Nordstrand und Nordstrandischmoor  etwa in ihrer heutigen Form. Diese verheerende Flut nannten die Überlebenden zweite „Grote Mandränke“. 1792 trifft es die inzwischen eingedeichte Insel Pellworm, 1825 kommen alle Bewohner der Hallig Südfall ums Leben.

Auch die wegen der tragischen Ereignisse in Hamburg bekannte Sturmflut von 1962 richtet große Schäden an: Zunächst sah es sogar so aus, als ob die Halligen komplett von der Landkarte verschwänden; hier drückte die Flut Mauern ein und zerstörte ganze Höfe. Dennoch entschied man sich für den Wiederaufbau mit verstärkten Wänden und neuer Strom- undTrinkwasserversorgung.

Der schweren Flut von 1976 hielten die neuen Schutzanlagen stand. Seit 1976 hat es viele weitere schwere Sturmfluten gegeben, die teilweise erhebliche Schäden verursacht haben:


1. Sturmflut von 1976: Diese Sturmflut war eine der schwersten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie traf die Nordseeküste im Januar 1976 und führte zu großflächigen Überschwemmungen. Besonders betroffen waren die Inseln und Halligen. In Hamburg führte die Sturmflut zu einem Pegelstand von 6,45 Metern über Normalnull.
2. Sturmflut von 1981: Im November 1981 ereignete sich eine weitere schwere Sturmflut, die besonders die Nordseeküste traf. Die Deiche hielten größtenteils stand, aber es gab dennoch erhebliche Schäden, insbesondere durch die hohe Windgeschwindigkeit und die damit verbundenen Wellen.
3. Sturmflut von 1990: Im Februar 1990 gab es eine weitere bedeutende Sturmflut. Diese war Teil einer Serie von Winterstürmen, die in ganz Europa große Schäden anrichteten. An der schleswig-holsteinischen Küste kam es zu hohen Wasserständen und starken Wellen, die Deiche stark beanspruchten.
4. Sturmflut von 1999: Die Sturmflut von Dezember 1999 war eine der stärksten der 1990er Jahre. Sie war verbunden mit dem Orkan „Anatol“, der mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h über die Nordseeküste fegte. Die Küstenregionen waren stark betroffen, und es gab teilweise erhebliche Deichschäden.
5. Sturmflut von 2007: Die Sturmflut im November 2007, verbunden mit dem Orkan „Tilo“, führte zu extrem hohen Wasserständen an der Nordseeküste. Die Deiche hielten den Belastungen stand, aber es kam zu Überschwemmungen in einigen tiefer gelegenen Gebieten.
6. Sturmflut von 2013: Im Dezember 2013 ereignete sich eine der schwersten Sturmfluten der letzten Jahrzehnte. Diese Sturmflut war mit dem Orkan „Xaver“ verbunden, der die Küste mit Windgeschwindigkeiten von über 140 km/h traf. Es kam zu Rekordwasserständen, und die Deiche standen unter enormem Druck. Glücklicherweise hielten die Schutzanlagen, und es kam zu keinen katastrophalen Schäden.
Die schleswig-holsteinische und die dänische Nordseeküste sind aufgrund ihrer geografischen Lage regelmäßig von Sturmfluten betroffen. Die Sturmfluten sind eine ernsthafte Bedrohung, weshalb der Küstenschutz in dieser Region von großer Bedeutung ist. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben dazu geführt, dass die Deiche und Küstenschutzanlagen kontinuierlich verbessert und verstärkt wurden, um zukünftige Sturmfluten besser abwehren zu können.

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