Wenn der Flieger zu spät kommt: So sichern Sie sich Ihre Rechte ohne Stress am Flughafen

| von R.B.

Flugverspätungen gehören in Europa zum Alltag. Jedes Jahr sind Hunderttausende Passagiere von längeren Wartezeiten betroffen, oft mit erheblichen Folgen für die Reiseplanung. Für Betroffene bedeutet das nicht nur verlorene Zeit, sondern auch Stress, verpasste Termine und zusätzliche Kosten. Trotzdem verzichten viele Reisende auf ihre Ansprüche, weil sie die Regeln nicht kennen oder den Aufwand scheuen. Wer jedoch informiert ist, kann eine Entschädigung beantragen und seine Rechte erfolgreich durchsetzen.

Wenn der Flieger zu spät kommt: So sichern Sie sich Ihre Rechte ohne Stress am Flughafen
Flug schon wieder verspätet? Foto: JESHOOTS-com pixabay.com, CC4

Klare Regeln durch die EU-Verordnung 261/2004

Seit 2004 schützt die EU-Verordnung 261/2004 die Rechte von Fluggästen. Sie regelt, welche Leistungen Passagiere bei Verspätungen, Annullierungen oder Überbuchungen beanspruchen können. Ab einer Verspätung von mindestens zwei Stunden haben Reisende Anspruch auf Betreuungsleistungen wie Mahlzeiten und Getränke. Bei längeren Wartezeiten können auch Hotelübernachtungen und Transfers notwendig werden. Wenn ein Flug sein Ziel mit einer Verspätung von mehr als drei Stunden erreicht, sieht die Verordnung grundsätzlich eine Entschädigung für eine Flugverspätung vor. Die Höhe richtet sich nach der Distanz und beträgt 250, 400 oder 600 Euro pro Person.

Die Ansprüche gelten nicht uneingeschränkt. Außergewöhnliche Umstände wie extremes Wetter, politische Unruhen oder Streiks der Flugsicherung befreien Airlines von der Zahlungspflicht. Technische Defekte oder organisatorische Probleme zählen nach der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs hingegen in der Regel zur Verantwortung der Airline. 

Richtig dokumentiert: Tipps für die Beweissicherung

Eine gute Vorbereitung entscheidet oft darüber, ob ein Anspruch erfolgreich durchgesetzt werden kann. Viele Passagiere verlassen sich auf mündliche Zusagen der Airline, die später kaum nachvollziehbar sind. Wer dagegen systematisch dokumentiert, schafft eine solide Grundlage. Boardingkarten, Buchungsbestätigungen und Gepäckaufgabebelege sollten unbedingt aufbewahrt werden. Auch Fotos der Anzeigetafel oder Screenshots aus Airline-Apps sind hilfreich, da sie die tatsächliche Dauer der Verspätung belegen können. Besonders wertvoll sind schriftliche Mitteilungen der Fluggesellschaft, etwa E-Mails oder ausgehändigte Informationsblätter, in denen Gründe für die Verzögerung genannt werden.

Kleine Schritte mit großer Wirkung

Juristen, die sich auf Fluggastrechte spezialisiert haben, betonen immer wieder, dass lückenlose Dokumentation die Erfolgsaussichten erheblich steigert. Schon die einfache Notiz von Uhrzeiten, Gesprächspartnern oder Aussagen am Gate kann im späteren Verfahren entscheidend sein. Wer zudem Mitreisende bittet, ihre Beobachtungen zu bestätigen, erhöht die Glaubwürdigkeit der eigenen Darstellung. Auch Quittungen über zusätzliche Ausgaben wie Mahlzeiten, Taxis oder Übernachtungen sollten gesammelt werden, da sie in vielen Fällen erstattungsfähig sind.

Unterstützung durch Schlichtungsstellen und Aufsichtsbehörden

Nicht jeder Reisende möchte direkt den Rechtsweg einschlagen, wenn eine Airline Ansprüche ablehnt oder gar nicht reagiert. In Deutschland gibt es mit der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) eine unabhängige Einrichtung, an die sich Passagiere kostenlos wenden können. Dort werden die Unterlagen geprüft und es wird versucht, zwischen Airline und Kunde eine außergerichtliche Einigung zu erzielen. Auch die nationale Aufsichtsbehörde, das Luftfahrt-Bundesamt, nimmt Beschwerden entgegen und überwacht, ob Fluggesellschaften ihren gesetzlichen Informationspflichten nachkommen. Beide Wege bieten eine niedrigschwellige Möglichkeit, Ansprüche durchzusetzen, ohne sofort ein Gericht bemühen zu müssen.

Der Vorteil dieser Schlichtungsverfahren liegt in der Zeit- und Kostenersparnis. Reisende reichen ihre Dokumente digital ein, und innerhalb weniger Wochen liegt in der Regel ein Ergebnis vor. Für Airlines hat dieses Vorgehen ebenfalls Vorteile, da sie Rechtskosten vermeiden und das Vertrauen ihrer Kunden bewahren können. Wer seine Ansprüche auf diesem Weg verfolgt, erlebt den Prozess deutlich weniger belastend als in einem Gerichtsverfahren.

 

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