Der Bremer Ratskeller: Wein, Kulinarik, Mythen & Geschichte*

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Der Bremer Ratskeller, eine der ältesten Weinstuben Deutschlands, ist weit mehr als nur ein Ort, an dem edle Tropfen lagern. Er ist ein lebendiges Stück Geschichte, ein Hort faszinierender Legenden, ein architektonisches Meisterwerk – und ein stimmungsvolles Restaurant.

Der Restauranteingang zum legendären Bremer Ratskeller; Foto: if/reisebuch.de

Blick aus einer der "Priölken" im Bremer Ratskeller, ein Separee für 4-5 Personen, das man frei buchen kann; Foto: if/reisebuch.de

Seit seiner Gründung im Jahr 1405, zeitgleich mit dem Bau des Bremer Rathauses, hat der Ratskeller nicht nur unzählige Weine beherbergt, sondern auch Mythen und Anekdoten hervorgebracht, die bis heute Besucher in ihren Bann ziehen.

Schon beim Betreten der ehrwürdigen Gewölbe, nachdem man die engen Treppen hinabgestiegen ist, spürt man die Aura vergangener Jahrhunderte. Hier lagert der älteste Fasswein Deutschlands, ein Rüdesheimer aus dem Jahr 1653, der im sogenannten „Rosekeller“ aufbewahrt wird. Doch dieser Schatz ist nicht allein – insgesamt umfasst die Sammlung etwa 1.200 deutsche Weine aus allen 13 Anbaugebieten. Inmitten dieser Fülle von Weinschätzen erzählt jedes Fass seine eigene Geschichte.

Besonders beeindruckend sind die kunstvoll geschnitzten Prunkfässer mit Tiermotiven, wie das berühmte „Affenfass“, das ebenso wie der „Apostelkeller“ und das „Senatszimmer“ aus dem 16. Jahrhundert stammt.

Doch der Ratskeller ist nicht nur ein Ort für Weinliebhaber – er ist auch Schauplatz zahlreicher Legenden. Eine der bekanntesten Geschichten handelt von Barthold, einem unglücklichen Zimmerer, der sein Vermögen beim Glücksspiel verlor und in einer Silvesternacht auf den Tod höchstpersönlich traf. In einem dramatischen Würfelspiel setzte Barthold sein Leben aufs Spiel – und verlor. Seine Leiche soll aus Angst vor Spukerscheinungen in einer Nische eingemauert worden sein. Bis heute berichten Gäste von mysteriösen Klopfgeräuschen zu Silvester. Ob Barthold wohl immer noch auf eine Revanche wartet?

Auch literarisch hat der Bremer Ratskeller seine Spuren hinterlassen. Der Dichter Wilhelm Hauff ließ sich 1827 von diesem magischen Ort zu seiner satirischen Erzählung Phantasien im Bremer Ratskeller inspirieren. In einer rauschhaften Nacht begegnet der Erzähler den Weingeistern längst vergangener Jahrhunderte, die über alte Zeiten philosophieren und die moderne Welt belächeln. Zwischen Bacchus-Tänzen und Trinkgelagen verschwimmen hier Realität und Fantasie – eine Hommage an die inspirierende Kraft des Weins.

Die Geschichte des Ratskellers ist eng mit Bremens Vergangenheit verknüpft. Bis 1815 hatte der Bremer Rat das Monopol auf den Ausschank von Weißwein – eine lukrative Einnahmequelle für die Stadt. Diplomatische Erfolge wurden hier nicht selten mit einem Glas Wein besiegelt, wie die Anekdote eines trinkfesten Schmieds zeigt: Während des Dreißigjährigen Krieges soll er in einem Wettkampf gegen schwedische Gesandte so viel Wein getrunken haben, dass diese beeindruckt abzogen und Bremen verschonten.

Heute ist der Bremer Ratskeller weit mehr als ein historischer Weinkeller – er ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und ein lebendiges Denkmal deutscher Weinkultur. Als Restaurant, Veranstaltungsort und Touristenmagnet zieht er Menschen aus aller Welt an. Und wer weiß? Vielleicht begegnet man bei einem Glas Riesling ja einem der sagenumwobenen Geister, die hier seit Jahrhunderten ihr Unwesen treiben sollen... .