Vom Fischerdorf zum charaktervollen kleinen Seebad
Die Geschichte Hohwachts ist geprägt von einem bemerkenswerten Wandel, der dennoch das Wesentliche bewahrt hat. Aus einem bescheidenen Fischerdorf mit gerade einmal 129 Einwohnern entwickelte sich ein modernes Ostseebad, das heute rund 900 Menschen beherbergt. Bemerkenswert ist, wie die Gemeinde trotz dieser Entwicklung ihren ursprünglichen Charme kaum verloren hat. Die umsichtige Regel, wonach kein Gebäude die umgebenden Bäume überragen darf – eine Seltenheit an der deutschen Ostseeküste – hat entscheidend dazu beigetragen, das natürliche Landschaftsbild trotz einiger Apartmentklötze weitegehend zu bewahren. Die Gemeinde besteht aus Alt- und Neu-Hohwacht, verbunden durch eine malerische Promenade entlang der Steilküste. Im Ortsbild finden sich noch einige wenige alte Fischerhäuschen, die vom früheren Leben der Gemeinde zeugen und gemeinsam mit den reetgedeckten Katen ein idyllisches Ensemble bilden.
Die Seele der Hohwachter Bucht
Die Region Hohwachter Bucht umfasst nicht nur Hohwacht selbst, sondern auch die Kommunen Blekendorf, Lütjenburg, Behrensdorf, Panker und Selent. Jeder dieser Orte trägt auf seine Weise zum besonderen Flair der Gegend bei. Im Gegensatz zu manch anderen Küstenabschnitten der Ostsee wirkt die Hohwachter Bucht still und ausgeglichen – ein Ort, an dem Zeit und Hektik jenseits des Durchgangsverkehrs nahezu ihre Bedeutung verlieren.
Naturparadies zwischen Meer und Binnenland
Die Landschaft rund um Hohwacht beeindruckt durch ihre Vielfalt. Der über zwei Kilometer lange Hauptstrand mal mit feinem, mal von kleinen Steinen durchzogenem hellen Sand wird von einer imposanten Steilküste flankiert. Besonders reizvoll ist der Kontrast zwischen offener See und den bewaldeten Hügeln der Steilküste, auf denen stattliche Eichen und Buchen wachsen.
Das Hinterland überrascht mit einer abwechslungsreichen Endmoränenlandschaft als Ausläufer der Holsteinischen Schweiz, geprägt von Wäldern und idyllischen Seen. Naturliebhaber finden in den Naturschutzgebieten Kleiner Binnensee in Behrensdorf und Sehlendorfer Binnensee Rückzugsorte von besonderer Schönheit, die mit ihren Wanderwegen zu ausgedehnten Spaziergängen und Radtouren einladen.
Wahrzeichen und Aussichtspunkte
Das architektonische Wahrzeichen Hohwachts ist die außergewöhnliche Seeplattform "Hohwachter Flunder" am Hauptbadestrand. Anders als klassische Seebrücken führt sie nicht weit aufs Meer hinaus, sondern bietet mit 370 Quadratmetern in Form eines „Viertelkreises“ großzügigen Raum für Veranstaltungen direkt über dem Wasser. Die Konstruktion hängt an einem fast 25 Meter hohen Stahlmast, der schon von weitem sichtbar ist und dem Strand eine unverwechselbare Silhouette verleiht. Ein weiterer Tipp für Naturfreunde ist die Aussichtsplattform "Kiek ut" an der Steilküste, von der aus Besucher einen weiten Panoramablick über die gesamte Hohwachter Bucht genießen können.
Leben am Strand: Erholung jenseits des Massentourismus
Was Hohwacht von vielen anderen Ostseebädern unterscheidet, ist die gelungene Balance zwischen touristischer Infrastruktur und bewahrter Natürlichkeit. Der Strand bietet alle Annehmlichkeiten, die Erholungssuchende erwarten dürfen: Strandkorbverleih, sanitäre Einrichtungen, Spielplätze und gastronomische Angebote. Gleichzeitig ist er nie überlaufen und bietet genügend Raum für individuelle Rückzugsorte. Familien schätzen besonders die kinderfreundliche Atmosphäre. Das "Piratenlager" hinter dem Strand – ein Abenteuerspielplatz mit Seilbahn, Schiff und Leuchtturm – lässt Kinderaugen leuchten und bietet spannende Stunden jenseits des Wassers. Für aktive Urlauber stehen vielfältige Wassersportmöglichkeiten zur Verfügung, von Beachvolleyball über Stand-up-Paddling bis hin zum Segeln und Surfen.
“Historisches“ Strandleben
Eine Besonderheit, die Hohwacht von anderen deutschen Ostseebädern unterscheidet, sind die historischen Badehütten in den Dünen. Diese Zeugnisse vergangener Badekultur sind einzigartig an der deutschen Ostseeküste und verleihen dem Strandleben eine nostalgische Note. Sie erinnern ein wenig an eine Zeit, als Seebäder noch exklusive Rückzugsorte für die gehobene Gesellschaft waren und das Baden im Meer einem geregelten Ritual folgte.
Entdeckungen im Hinterland
Die Umgebung Hohwachts ist reich an kulturellen und landschaftlichen Schätzen. Das Gut Panker, oft als "Perle der Schleswig-Holsteinischen Güter" bezeichnet, beeindruckt mit seinem imposanten Herrenhaus und den stattlichen Trakehner-Pferden auf den umliegenden Weiden. In den historischen Wirtschaftsgebäuden haben sich bezaubernde Galerien und Läden angesiedelt, die zum Verweilen einladen.
Ein besonderes Highlight ist der Rundweg über das Feld nahe Gut Panker, der einen herrlichen Ausblick auf den Großen Binnensee und die Ostsee bietet. Im Mai, wenn der Raps blüht, wandert man hier durch ein berauschendes Meer aus Gold. Nur etwa zwei Kilometer entfernt erhebt sich der Aussichtsturm Hessenstein auf dem Pilsberg, dem zweithöchsten Punkt Schleswig-Holsteins. Für einen Euro können Besucher den neugotischen Backsteinturm besteigen und bei klarer Sicht bis zu den dänischen Inseln blicken. Auch das nahe Städtchen Lütjenburg (6 km) ist mit seiner gemütlichen Altstadt einen Ausflug wert.
Anreise und beste Reisezeit
Hohwacht ist dank seiner zentralen Lage in Schleswig-Holstein gut erreichbar. Von Berlin oder Münster aus beträgt die Fahrtzeit mit dem Auto etwa vier Stunden, von Hannover dreieinhalb Stunden, von Hamburg anderthalb Stunden und von Kiel lediglich 45 Minuten. Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Ostseebad ohne Komplikationen zu erreichen.
Unterkünfte gibt es reichlich in allen Kategorien, wobei moderne Ferienwohnungen und Ferienhäuser mit allem Komfort dominieren.
Die ideale Reisezeit für einen Besuch in Hohwacht erstreckt sich von Mai bis September, wobei der Frühsommer mit blühenden Rapsfeldern und der frühe Herbst mit milden Temperaturen und weniger Besuchern besonders reizvoll sind. Die Region besticht jedoch zu jeder Jahreszeit mit ihrem eigenen Charme – vom frischen Grün des Frühlings bis zur melancholischen Schönheit der Ostsee an stürmischen Herbsttagen.
Ein Kleinod, das sich seine Seele bewahrt hat
Hohwacht repräsentiert das, was viele Reisende heute suchen: Authentizität, Naturnähe und einen Tourismus, der die Ressourcen und den Charakter des Ortes respektiert. Anders als viele überlaufene Touristenzentren hat das Ostseebad seinen ursprünglichen Charme bewahrt und bietet dennoch vielen Komfort, den anspruchsvolle Reisende erwarten.
In einer Zeit, in der „unberührte“ Urlaubsziele immer seltener werden, bleibt Hohwacht wahrhaftig ein kleiner Geheimtipp an Schleswig-Holsteins Ostseeküste – ein Ort, an dem die Uhr langsamer zu ticken scheint und wo das Meer und die sanften Hügel der Endmoränenlandschaft eine harmonische Einheit bilden. Für alle, die Erholung jenseits ausgetretener Pfade suchen, ist diese kleine Gemeinde an der Hohwachter Bucht ein Hort, den es zu bewahren gilt.