Lohnt ein Städtetrip nach Magdeburg?

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Die Hauptstadt von Sachsen-Anhalt steht bei der Beliebtheit der Reiseziele in Deutschland nicht gerade im oberen Bereich. Auch dreißig Jahre nach der Wende ist man hier noch schwer damit beschäftigt, die „ästhetischen Schandtaten“ des DDR-Regimes zu tilgen. An vielen Stellen im Zentrum wird weiterhin so intensiv „gebaut“, dass der Verkehr über Straßensperrungen weiträumig umgeleitet werden muss. Lohnt trotzdem ein Kurzbesuch in Magdeburg?

 

Hundertwassers Vermächtnis in Magdeburg: die großartige Grüne Zitadelle; CC0

Blick auf die Reste der Altstadt von Magdeburg; CC0

Wer die „Altstadt“ von Magdeburg besuchen will, wird wohl aus zwei Gründen enttäuscht sein. Zum einen ist es „zurzeit“ aufgrund der vielen Straßensperrungen gar nicht so einfach, auf direktem Wege dorthin zu gelangen, und zum anderen gibt es diese „Altstadt“ als geschlossenes Ensemble eigentlich gar nicht. Das wurde nämlich im 2. Weltkrieg von den Alliierten systematisch weggebombt. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten wurde hier auch gar nicht der Versuch unternommen, das „historische Erbe“ aus den Ruinen wieder auferstehen zu lassen, stattdessen hatte man in der DDR mit notorischer Stilsicherheit im Altstadtareal gesichtslose Plattenbauten für eine Wohnsiedlung sozusagen in bester Lage errichtet, wo sie heute, nur wenig aufgehübscht, immer noch das Zentrum dominieren. Doch „auch Magdeburg hat schöne Ecken“, behauptete das Stadtmarketing in einem vielsagenden „Werbeslogan“ in jüngerer Vergangenheit, und diese sind zumindest im Zentrum schnell entdeckt und abgehakt: vor allem der Alte Markt und der Domplatz

Absolutes Highlight dürfte für die meisten Besucher, denen Sakralbauten wie Dom und Kloster nicht so besonders am Herzen liegen, die Grüne Zitadelle sein, das letzte architektonische Meisterwerk von Friedensreich Hundertwasser, das 2005, vier Jahre nach seinem Tod, in seinem charakteristischen Stil vollendet wurde. Dieses z.T. öffentlich zugängliche geschlossene Ensemble enthält Wohnungen, Galerien, Arztpraxen, Läden, Lokale etc. sowie ein Theater und das arthotel, womit es jedem möglich ist, hier zumindest einmal zu übernachten. Man muss kein Fan des skurrilen Meisters sein, um diese imposante Zitadelle als Wahrzeichen der Stadt wertschätzen zu können. Für Magdeburg jedenfalls erwies sich das Projekt als absoluter Glücksfall, von dem nicht nur die Einheimischen täglich profitieren können, es lockt auch viele neugierige Besucher in die Stadt, welche die spröde Landeshauptstadt ansonsten vielleicht links liegen ließen.

Ein anderes Highlight der „Stadt am Strom“ ist keineswegs die eher enttäuschende Elbuferpromenade, wo man als sich Fußgänger wie Freiwild für die Meute der oft wenig rücksichtsvoll rasenden Radfahrer aller Gattungen vorkommt: Der wahre Schatz Magdeburgs liegt in den meist gelungen restaurierten Vorstädten aus der Gründerzeit, z.B. in der Gegend westlich vom Bahnhof, wo die Straßen so ansprechende Namen wie Goethe- oder Puschkinstraße tragen.

Hier kann man gut und günstig unterkommen, z.B. im Hotel Geheimer Rat in einer restaurierten Gründerzeitvilla, und in der Nachbarschaft gibt es eine prima Auswahl an kleinen Lokalen unterschiedlichster Ausrichtung, wie z.B. das gemütliche und immer noch sehr preiswerten Rigos mit regionaler Küche in der Goethestraße 25. 

Buchtipp: David Blum, CityTrip Magdeburg aus dem RKH-Verlag, TB 143 Seiten, 11,95€*

 

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