Reisegepäck: Die Geschichte des Koffers

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Wer den Reisekoffer, wie wir ihn heute kennen, erfunden hat, ist nicht bekannt. Doch schon immer mussten Menschen ihre Siebensachen unterwegs von einem zum anderen Ort transportieren – auch wenn sie das nicht, wie heute bevorzugt, rollend taten. Eines steht aber fest: Der moderne Koffer ist noch recht jung.

 

(Reise-)Koffer gibt es für alle Bedürfnisse; (c) Flickr Jess CC BY 2.0

Egal ob am Airport, in der Bahnhofshalle oder der Hotellobby – Reisende müssen schon längst nicht mehr ihre Gepäckstücke mit sich schleppen, bequem werden Reisekoffer, -taschen und Trolleys auf Rollen gezogen. Das ist aber nicht immer so gewesen – vor allem nicht in Vorzeiten: Damals gab es aber bereits die Urform des Gepäcks, wie es die deutsche Kunsthistorikerin Rosita Nenno bezeichnete, als unsere Urahnen mit dem Holzknüppel einen Hasen erschlugen, sich Meister Lampes Fell um die Füße schlangen und aus der übrigen Tierhaut ihre Bündel schnürten.

Außerdem weiß man, dass auch in Kulturen des Altertums kofferähnliche Behältnisse zum Einsatz kamen, die es hinsichtlich Ausstattung oder Komfort zwar nicht mit dem modernen Reisekoffer aufnehmen konnten, aber ihren Zweck erfüllten – dabei handelte es sich meistens um Kisten, Körbe oder Säcke. Interessant ist, dass zwar bereits früh die Erfindung des Fahrrads stattfand, Gepäck aber noch Jahrhunderte später von dessen Besitzer herumgeschleppt wurde, außer man verfügte über das nötige Kleingeld, wie etwa die Kaiser und Könige im Mittelalter, um diese Aufgabe jemand anderem zu übertragen. So ist überliefert, dass zum Beispiel Karl der Große auf seinen Reisen von einer zur anderen kaiserlichen Pfalz wichtige Utensilien und Urkunden in schweren Truhen transportierte.

Später versah man diese Truhen mit einem runden Deckel, so konnte Regenwasser besser abfließen – während Reisende Jahrhunderte später nämlich mit der Postkutsche, und somit überdacht, zu ihrem Ziel gelangten, musste das Gepäck außen am Wagen auch schlechten Witterungsbedingungen standhalten; die entsprechenden Truhen stellte man aus Holz oder Weidengeflecht her. Übrigens gab es an Fürsten- und Königshöfen Bedienstete, die eigens für das Schleppen und das Packen des Reisegepäcks angestellt wurden.

Einer dieser Hofpacker bei einem französischen König war einst Louis Vuitton, der schließlich im 19. Jahrhundert mit dem Anfertigen hübscher Lederkoffer- und -taschen Erfolg hatte. Dabei entstanden viele Kreationen und Formen – die Gepäckformen haben sich übrigens immer wieder mit der Mobilität verändert. So verkleinerten sich die Reisekoffer mit dem Auftreten von Bahn, Auto und Flugzeuge.

Der sogenannte Bahn-Koffer war beispielsweise sehr schwer und kantig mit zwei seitlichen Griffen (weshalb auch zwei Träger notwendig waren). Um 1880 konnten die Reisenden den leichten Coupé-Koffer schließlich doch selbst transportieren und nicht mehr nur unter dem Sitz, sondern auch im Ablagefach unterbringen. Der ebenfalls von Vuitton entwickelte Schrankkoffer, den man auf zwei Seiten aufklappen konnte, leistete auf Schiffsreisen seine Dienste und wurde dort in einem eigenen Raum untergebracht. Autofahrer brachten ihr Gepäck zunächst hingegen am Heck, Trittbrett oder Dach in einem sogenannten Verdeckkoffer unter. Ab 1930 gab es dann den kleinen Auto-Koffer, der auch im Wageninneren Platz fand.