Strahlengefahr für Deutschland: AKWs der Nachbarstaaten

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Auch wenn bundesweit Altmeiler vom Netz genommen werden, ist Deutschland vor den Auswirkungen eines GAUs nicht sicher, hinter der Grenze gibt es nämlich viele Risikoreaktoren.

 

Strahlung aus den AKWs der Nachbarländer macht an den Grenzen nicht Halt - © Christa Eder - Fotolia.com

Die schwarz-gelbe Regierung hat zwar schnell auf die nukleare Katastrophe in Japan reagiert, um die Bundesrepublik vor einem GAU zu schützen – doch hinter der Grenze lauern weitere Gefahren: Es gibt einige Risikoreaktoren, die große Teile Deutschlands verstrahlen können. Nahe den deutschen Grenzen befinden sich nämlich viele AKW – einige davon sind bereits seit Jahren oder noch länger am Netz; und auch weiterhin stellen die Nachbarländer die Stromversorgung durch Atomenergie sicher: Keiner der Staaten denkt über einen eventuellen Ausstieg, wie er aktuell in der Bundesrepublik im Gespräch ist, nach – wenigstens wollen die Niederlande, Belgien, Frankreich, die Schweiz und Tschechien ihre AKW einer Sicherheitskontrolle unterziehen, einen konkreten Termin gibt es jedoch noch nicht.

Die Internationale Atomenergiebehörde in Wien hat bereits eine Vielzahl von Meldungen über Störfällen aus den grenznahen AKW vorliegen – dabei handelt es sich um Fälle, die nach den Kriterien von INES (Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse) der Stufe 1 oder 2 (0 = unbedenklich, 7 = besonders schwerer Fall) zugeordnet wurden. Der Atomunfall in Fukushima wurde übrigens mit der Stufe 5 eingestuft.

Nachbarland

AKW-Standort

Reaktortyp

Störungen

Niederlande

Borssele

Druckwasserreaktor

Bisher keine

Belgien

Doel

 

Tihange

 

Chooz

Druckwasserreaktor

 

Druckwasserreaktor

 

Druckwasserreaktor

März 2011: Schaden an der Wasserpumpe – INES-Stufe 2

2002: rapider Druckabfall – INES-Stufe 2

Mehrere Vorfälle innerhalb der letzten 5 Jahre – INES-Stufe 1

Frankreich

Cattenom

 

 

 

 

Fessenheim

Druckwasserreaktor

 

 

 

 

Druckwasserreaktor

2001: Kontaminiertes Primärkühlwasser tritt aus – INES-Stufe 1

2009/10: weitere meldepflichtige Vorfälle

2004: Verstopfung der Wasserfilter – INES-Stufe 1

2009: Probleme im Kühlkreislauf, Abschaltung eines Reaktors

2010: Leck setzt 50 Kubikmeter radioaktive Gase frei

Schweiz

Beznau I

 

 

 

 

 

 

 

Leibstadt

 

 

 

 

 

 

Gösgen

 

Mühleberg

Druckwasserreaktor

 

 

 

 

 

 

 

Siedewasserreaktor

 

 

 

 

 

 

Druckwasserreaktor

 

Siedewasserreaktor

2007: Hochwasser gefährdet die Notstromversorgung

2008: 50 Liter Öl laufen aus, eine Turbinengeneratorgruppe wird abgeschaltet

2009: Erhöhte Strahlendosis bei Revisionsarbeiten – INES-Stufe 2

2005: Abschaltung wegen Schaden am Transformator

2007: Reaktorschnell-abschaltung – INES-Stufe 1

2010: Verstrahlung eines Mitarbeiters durch einen Störfall der INES-Stufe 2

2008: Schäden am Hüllrohr eines Brennstabes

Seit 1995: Risse am Kraftwerk

gilt nicht als erdbebensicher

Tschechien

Temelin

Druckwasserreaktor

immer wieder Zwischenfälle

2007: Austreten radioaktiver Flüssigkeit

2010: Wasser entwich durch undichte Pumpe, konnte jedoch aufgefangen werden

In der gesamten EU sind übrigens mehr als 90 AKW am Netz, allerdings bestehen keine einheitlichen Sicherheitsstandards. EU-weit sind mehr als 90 Atomkraftwerke am Netz. Nicht nur Deutschlands direkte Nachbarn bevorzugen weiterhin die Stromversorgung mit Kernenergie – auch die Slowakei, Bulgarien, Rumänien, Polen, Slowenien oder Ungarn setzen auf Atomstrom: Besonders risikogefährdet ist dabei das AKW Krsko in Slowenien – die Anlage steht nämlich auf einem Erdbebengebiet.

Passiert ein atomarer GAU, hängt es lediglich von der Windrichtung ab, welche Regionen in Deutschland die Auswirkungen zu spüren bekommen – betroffen ist die Bundesrepublik auf jeden Fall: Dabei kann auch ein Störfall in Belgien oder Frankreich zum Beispiel weitreichendere Folgen auf das Ruhrgebiet haben als zum Beispiel ein Zwischenfall in den deutschen AKW Philippsburg, Neckarwestheim oder Biblis; schließlich ist das belgische Kernkraftwerk Tihange beispielsweise lediglich eine halbe Autostunde von Aachen entfernt.