Indianer – Geschichte und Situation heute

Indianische Kunstgegenstände, Zeugnisse ihrer Kultur und Symbole einstiger Größe (Totempfähle, Statuen u. ä.) sind in Museen, städtischen Parks und Besucherzentren zahlreicher Nationalparks nicht zu übersehen. Den Indianern selbst begegnet man als »durchreisender« Tourist seltener; am ehesten noch in Arizona und New Mexico auf der nahezu zwangsläufigen Fahrt durch Navajo Reservate* und in den Dörfern der Pueblo Indianer.

Überwiegend abseits der typischen touristischen Pfade liegen ausgedehnte Reservate außerdem in Idaho, Montana, Süddakota, Utah, Washington State und Wyoming.
Indianer leben in größerer Zahl, aber für den Besucher unauffällig, auch in Regionen und Städten außerhalb der Reservate. Besonders gilt dies für Kanada, wo »Schutzgebiete« ähnlich denen der USA nicht existieren. Dort sind Indianer m.E. ein Teil der Gesellschaft, wenngleich – wie in den Staaten – mehrheitlich auf den unteren Sprossen der Sozialhierarchie.

Zahl der Indianer heute

Trotz der skrupellosen Ausrottung ganzer Stämme in den Jahrhunderten einer rüden Pionierepoche und einer durch Morde, Vertreibung und Krankheiten erfolgten weiteren Verminderung der Urbevölkerung auf ein Viertel der Zahl vor Columbus bis Ende des 19. Jahrhunderts sind die Indianer als Gesamtheit nicht (mehr) im Aussterben begriffen.
Laut Volkszählung von 1990 lebten damals rund 2 Mio. Menschen indianischer Abstammung in den USA, (angeblich wieder) schätzungsweise so viele wie um das Jahr 1500. Mit diesem Bevölkerungsanstieg ging in jüngerer Zeit eine Renaissance indianischer Kultur einher und ein – bei Amerikanern wie Europäern – neuerwachtes Interesse an den Indianern, ihrer Geschichte und Kultur, aber auch an ihren Problemen.
Will man der gegenwärtigen Situation der Indianer einigermaßen gerecht werden, bedarf es eines historischen Rückblicks verbunden mit einer Erläuterung der unterschiedlichen Kultur- und Stammesregionen Nordamerikas zu Columbus’ Zeit.recke das größte »Einfallstor« zum Park mit kompletter Infrastrukur (Motels, Supermärkte, Kasinos). Vorm Death Valley kann man dort auch noch einmal richtig komfortabel (mit Wifi) campen. An der #160/Leslie Street liegt einer der besten KOA-Campgrounds des US-Westens, (775) 751-1174. Wer den südlichen Teil des Parks mit dem tiefsten Punkt durchqueren möchte, fährt über Shoshone bis Baker allein 130 mi. Von dort nach Las Vegas sind es weitere 90 mi.

Indianer vor Columbus


Die geschriebene Geschichte der Indianer, wie Columbus die Menschen der Neuen Welt in Verkennung seines Standortes nannte, begann in Nordamerika erst im 17. Jahrhundert. Zwar hatten spanische Eroberer bereits 1540 den Rio Grande überschritten, sich aber bald wieder zurückgezogen.
Spanien beschränkte sich danach zunächst auf die Errichtung einiger Missionsstationen im Bereich des heutigen Florida zur Bekehrung der Seminolen.

Kulturregionen

Zu jener Zeit war Nordamerika zwar dünn, aber – in den klimatisch gemäßigten und warmen Zonen – weiträumig besiedelt durch zahlreiche kleine und größere Indianervölker unterschiedlichster ökonomischer, sozio-kultureller und sprachlicher Ausprägung. Sie konzentrierten sich mehrheitlich auf die Küstenregionen. Während die Stämme im Nordwesten – im Bereich des heutigen Oregon, Washington, British Columbia und des südlichen Alaska – Jagd und Fischfang kultivierten, entwickelten sich im Ostküstenbereich bis hoch zum St.-Lorenz-Strom bei den Delaware, Iroquois (Irokesen) und Cherokee landwirtschaftlich orientierte Gemeinwesen.

Prärien

In etwa identisch mit den Prärien des mittleren Westens war das Siedlungsgebiet der bis ins 16. Jahrhundert hinein ebenfalls überwiegend vom Bodenbau lebenden Indianervölker der Dakota, Cheyenne, Apache, Comanche, Ojibwa, Sioux und Blackfeet. Erst mit dem Auftauchen der Pferde Mitte bis Ende des 16. Jahrhunderts (in deren Besitz sich Indianer der Grenzgebiete zu Mexiko durch Tauschgeschäft und Diebstahl gebracht hatten) und ihrer raschen Ausbreitung gewann die Büffeljagd Bedeutung.
Einzelne Stämme konzentrierten sich überwiegend darauf und folgten den Herden als Nomaden. Sie sind es, die unser Indianerbild in so starker Weise prägten: Berittene, Büffel jagende Krieger und im Hintergrund die Wigwams (Teepees) des rasch zu verlegenden Dorfes. Vor Ankunft der Weißen gab es das noch nicht.

Südwesten

Im Südwesten gab und gibt es die sesshaften Pueblo Indianer, Hopi und Zuni, mit vergleichsweise hoch entwickelten gemeinschaftlichen Dorfanlagen, sowie die – früher – nomadisierenden Navajo- und Apachen-Stämme. Die ökonomisch und kulturell ärmste Region war und ist die des Great Basin im heutigen Nevada und westlichen Utah, bevölkert nur von kleineren Gruppen der Ute, Paiute und Shoshone, Sammlern und Kleintierjägern.

Nordwesten

Weiter nördlich lebten die Stämme der höhergelegenen Plateau- Region, die das Areal des heutigen Idaho, Teile von Oregon, Montana und Washington und das südliche Britisch-Kolumbien umfasst. Sie waren von der Flora und Fauna als Lebensgrundlage besser bedacht worden als ihre armen Nachbarn im Süden.

Küste

Küsten, Flüsse und Wälder einer Region, die in etwa mit dem USStaat Kalifornien übereinstimmt und durch Sierra Nevada und Kaskaden vom Großen Becken getrennt wird, boten den dortigen Stämmen ebenfalls eine reiche Basis für den Lebensunterhalt.

Canada

Die riesigen Waldflächen Canadas nördlich einer gedachten Linie Montreal–Winnipeg–Edmonton mit langen harten Wintern wurden nur von wenigen indianischen Jägern und Sammlern, Athabasken und Algonquin, bewohnt. Noch weiter nördlich, in der Arktik Nordkanadas und Alaskas, lebten und leben mit den Eskimos (Inuit) die Nachfahren einer maritimen Subsistenzkultur, die – bedingt durch Klima und Umwelt – lange völlig separat blieb und erst in den letzten Dekaden mit Beginn der wirtschaftlichen Ausbeutung des Nordens nachhaltig gestört wurde.

Indianer und Europäer

Besiedelung bis zur Gründung der USA

Es wurde bereits erwähnt, dass Nordamerika erst ein gutes Jahrhundert nach Columbus in das – europäisch inspirierte – Weltgeschehen eintrat. Wo schon früher die Spanier die Pueblo-Indianer drangsaliert hatten, erfolgte 1598 im späteren Santa Fe die Ausrufung der zweiten spanischen Provinz (Neu-Mexiko nach Florida). 1604 gründeten die Franzosen Port Royal im heutigen Neuschottland, 1607 folgte das englische Jamestown (Virginia), 1612 die erste holländische Siedlung auf der Insel Manhattan und 1620 die Landung der Pilgrim Fathers an den Gestaden von Massachusetts, siehe auch den geschichtlichen Überblick.
Im Gegensatz zum von vornherein auf Unterdrückung ausgerichteten Vorgehen der Spanier ergaben sich an der Atlantikküste zunächst freundschaftliche Beziehungen zwischen Ankömmlingen und Indianerstämmen. Tatsächlich überlebte die Mehrheit der weißen Siedler nur dank der Vorräte und tatkräftigen Hilfe von Indianern die ersten Jahre in der Neuen Welt. Das hinderte sie indessen nicht, das Land ihrer Retter später nach Gutdünken zu okkupieren. Die Indianer hatten dem – nach der Ankunft immer neuer Einwanderer – trotz heftiger Gegenwehr letztlich nichts entgegenzusetzen.
Neben anderen Gründen führte auch die relativ indianerfreundliche Politik der britischen Krone, die sich während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durchzusetzen begann, zu Protesten der selbstbewusster werdenden Kolonien Englands und letztlich zur Unabhängigkeitserklärung der 13 »Vereinigten Staaten von Amerika« (vorher 13 koloniale Territorien) im Jahr 1776. Nach 150 Jahren blutiger Auseinandersetzung zwischen Indianern und Siedlern im Osten dehnte sich in der Folge der Kampf gegen die störenden Ureinwohner auf den gesamten Halbkontinent aus.

Hundert Jahre Krieg und Vertreibung im neuen Staat

Östliche Gebiete

Der junge amerikanische Staat zog massenhaft Einwanderer an und erzeugte damit automatisch Druck auf die – unklaren – Grenzen im Westen und Süden, hinter denen sich die immensen französischen und spanischen Territorien befanden.
Die dort lebenden Indianerstämme waren mangels nennenswerter Einwanderung weitgehend »in Ruhe« gelassen worden, wurden aber ab Ende des 18. Jahrhunderts von in diese Gebiete eindringenden Amerikanern mit Knebel- und Übervorteilungsverträgen zurückgedrängt oder unterjocht. Ihr Widerstand in den östlichen und südöstlichen Waldregionen war mit wenigen Ausnahmen 1838 endgültig gebrochen, als das große Volk der Cherokesen nach den Statuten eines Indian Removal Act zwangsweise nach Oklahoma in ein eigens geschaffenes Territorium umgesiedelt wurde, in das vor ihnen – auf dem Trail of Tears – schon andere kleine Stämme gegangen waren und weitere folgen sollten.

Der Kampf im Westen

Das Land war 1803 als Teil der im Louisiana Purchase erworbenen 2 Mio. km2 an die USA gefallen und hatte damit schlagartig die Gesamtfläche der USA verdoppelt: Raum für die zukünftigen Immigrantenheere. Zwar wurde 1840 entlang des Mississippi eine »ewige« Grenze definiert, die weißes und Indianerland voneinander trennen sollte, aber sie hielt nur kurze Zeit.
Als 1848 Mexiko die von der spanischen Krone übernommenen Gebiete weitgehend an die USA abtreten musste, folgten Hunderttausende dem Ruf nach Westen, der just in jenem Jahr – nach Goldfunden in der Sierra Nevada Kaliforniens und anderswo – besonders laut erscholl. Die Obrigkeit duldete und unterstützte den Bruch des gerade abgeschlossenen Grenzvertrages. Gegen den Drang der unzähligen Weißen, die sich weder um die gewachsenen noch um immer wieder neu aufgelegten, vertraglich zugesicherten Rechte der Indianer scherten, war ohnehin kein Kraut gewachsen. Den erbitterten Widerstand der Indianer brachen die USA nach Beendigung des Bürgerkrieges (1865) durch Einsatz der Armee – wie in zahlreichen Western plastisch dokumentiert ist.

„Befriedung“

1868 kam es im Nordwesten mit den Sioux, Cheyenne und anderen verbundenen Stämmen zu einem Friedensvertrag, der den Indianern große Gebiete in Süd-Dakota zusicherte. Jedoch die Nachricht von Gold in den Black Hills, einer den Sioux heiligen Region mitten im just geschaffenen Reservat, vereitelte eine längere konfliktfreie Periode. Statt für die Einhaltung der Verträge zu sorgen, wandte sich die Armee gegen die Indianer und sah sich 1876 (ausgerechnet zum 100-jährigen Geburtstag der USA) in der bekannten Schlacht am Little Bighorn River, die General Custer und 600 seiner Leute zum Verhängnis wurde, vernichtend geschlagen. Indessen war dies der letzte große Sieg der Sioux. Sie gaben – nach dem Versprechen eines ehrenhaften Friedens – auf und wurden in neue Reservate verwiesen. Die Cheyenne erhielten ein noch heute existierendes Gebiet in Montana.
Den Stämmen des Südwestens erging es kaum besser. Träger des Widerstandes gegen die Mexikaner und nach 1848 die Amerikaner waren die Chiricahua Apachen. In einem jahrelangen Guerillakrieg zermürbten sie die Armee. Ihr Häuptling Cochise erreichte 1875 die Festschreibung eines Reservats im heimatlichen Gebiet. Wie so oft folgte aber der Vertragsbruch der Amerikaner auf dem Fuße. Der wiederaufgenommene Kampf der Apachen unter Geronimo ging bis 1886. Die Überlebenden wanderten in die Reservate Oklahomas. Alle Indianerstämme galten mit der Niederwerfung der Apachen als »befriedet«.
Ein letztes, eher wohl religiöses Aufbäumen einer indianischen Geistertanzbewegung führte 1890 in Süd-Dakota zum berüchtigten Massaker am Wounded Knee: Amerikanische Kavallerie eröffnete nach Ermordung des Häuptlings Sitting Bull wahllos das Feuer auf wehrlose Sioux und tötete Hunderte, davon die meisten Frauen und Kinder.

Indianer im 20. Jahrhundert

Schon vor den letzten kriegerischen Auseinandersetzungen kam es zur Gründung des noch heute für alle indianischen Angelegenheiten zuständigen Bureau of Indian Affairs. Es soll vorrangig die Rechte der Indianer sichern helfen, diente aber lange eher der Durchsetzung gegen sie gerichteter Interessen.

Dawes Act

Als Folge des Dawes Act von 1887, der faktisch eine Privatisierung der Reservate vorsah, begann eine schrittweise Reduzierung der noch in indianischem Besitz befindlichen Flächen. Besonders betroffen waren die Gebiete, in die als erste die sog. fünf »zivilisierten Nationen« des Südostens (Cherokee u.a.) verbracht worden waren und die zunächst 22 Stämme beherbergten.
Schon 1890 entstand dort das weiße Territorium Oklahoma und 1907 dann der gleichnamige Staat nach Einverleibung fast des gesamten Restes ehemals indianischer Areale. Die Indianer, soweit sie blieben, wurden in eine Minoritätenposition gedrängt. Insgesamt gingen den Indianern mit dem Dawes Act rund zwei Drittel der ehemals zugebilligten Ländereien verloren. 550.000 km2 reduzierten sich auf nur wenig mehr als 200.000 km2. Die Verluste betrafen – das lässt sich denken – die qualitativ besseren und mineralogisch vielversprechenderen Landstriche.

Meriam Report

Erst nach der Teilnahme von Indianern am 1. Weltkrieg und Verleihung der Staatsbürgerschaftswürde an sie – nicht immer eine vorteilhafte Ehre, denn damit ist u.a. die Steuerpflicht verbunden – führte der Meriam Report 1928 zu einer langsamen Wende in der Indianerpolitik. Neben Statusverbesserungen bei den Bürgerrechten und finanziellen Zugeständnissen kam es zum Indian Reorganization Act: Eine Reprivatisierung der Reservate durch Rückkauf und Zusammenfassung von zwischenzeitlich separiertem Besitz wurde zugelassen und gefördert.

Navajo-Code

Ebenso wie bereits im ersten kämpften Indianer auch im zweiten Weltkrieg in der US-Armee. Berühmt wurden die Navajo Wind Talkers, die im Pazifikkrieg eine überragende Rolle bei der Chiffrierung amerikanischer Funksprüche spielten. Eine kleine Ausstellung zu diesem Thema gibt es im Burger King (!) von Kayenta.

Termination

Eine neue Bewegung in den 1950er-Jahren schrieb die Befreiung der Indianer von der Bevormundung auf ihre Fahne, erreichte mit der sogenannten Termination-Politik aber unbeabsichtigt eine Art Reinstitutionalisierung des 70 Jahre alten Dawes Act. Faktisch entließ man zahllose Indianer mit einigen tausend Dollar Erlös aus dem Verkauf ihrer Grundstücke ohne Vorbereitung in die weiße Zivilisation der Städte. Das Ergebnis war verheerend.

1970er Jahre

Trotzdem führte die vereinte Kraft derjenigen Indianer, die sich assimilierten und unter Weißen behaupten konnten, zu einer früher nicht vorhandenen politischen Handlungsfähigkeit und zu ersten Erfolgen im Kampf gegen indianisches Elend und Unrecht.

Die Proteste in den 1970er Jahren – wie der »Marsch der gebrochenen Verträge« nach Washington (1972), die Verbarrikadierung von Mitgliedern des American Indian Movement im Dorf von Wounded Knee, dem Ort des Massakers von 1890, samt der daraus resultierenden, damals weltweit Aufmerksamkeit erregenden Belagerung durch die Ordnungskräfte (1973) und die Feiern 200 Jahre Widerstand zum 200jährigen Geburtstag der USA (1976) – waren zwar Ausdruck einer tiefempfundenen Ohnmacht, spiegelten aber gleichzeitig das gestiegene Selbstbewusstsein und den Willen zur Auflehnung gegen weitere Unterdrückung wider.

Heutige Situation der Indianer in den USA

Seitdem hat sich manches verändert. Die Selbstbestimmungsmöglichkeiten der Indianer, die Emanzipation von der Bevormundung durch das »Büro für indianische Angelegenheiten« und die Integration der indianischen Völker in die US-amerikanische Gesellschaft bei gleichzeitiger Betonung ethnischer Herkunft und Zusammengehörigkeit sind vorangekommen.
Die Probleme der Indianer wurden deshalb aber noch lange nicht gelöst. Sie sind für aufmerksame Touristen offensichtlich. Armut, Arbeitslosigkeit, trotz allem eine immer noch unzureichende Gesundheitsfürsorge, Alkoholismus, schlechte Schulbildung und hohe Jugendkriminalität betrifft die Indianer noch stärker als manch andere benachteiligte Randgruppe, wenn auch offenbar stammabhängig sehr unterschiedlich.

Reisen durch Indianerreservate

Indianer Reservate

Reisen durchs Indianerland Die nebenstehende Karte zeigt die wichtigsten Indianerreservate im Westen der USA (im Ostteil gibt es keine Reservate in nennenswerter Zahl und Größe). Viele Reservate sind – touristisch gesehen – unauffällig; die meisten liegen abseits üblicher Reiserouten. Bedeutsame Ausnahmen bilden, wie erwähnt, die Navajo- Hopi Reservate in Arizona, die Dörfer der Zuni und Pueblo Indianer in New Mexico und die Gebiete der Blackfeet, Flathead und Cheyenne in Montana.

Lebensbedingungen der Reservats-Indianer

Die Mehrheit der Reservats-Indianer, gleich welchem Kulturkreis zugehörig, lebt heute weder im Teepee noch in traditionellen Gras- oder Lehmhütten und Pueblos – obschon es auch das noch gibt – sondern in schlichten Behausungen »moderner« Prägung. Das Erscheinungsbild indianischer Siedlungen in oft trostloser Öde ist dabei überwiegend armselig. Im Reservats-Supermarkt, wiewohl sonst gut sortiert, sucht man Alkoholika vergeblich. Theoretisch darf der durchfahrende Weiße nicht einmal alkoholische Getränke im Auto mitführen. Einerseits Bevormundung durch das Bureau of Indian Affairs (heute durchaus unterstützt von den Organen der indianischen Selbstverwaltung), andererseits aber auch ein deutlicher Hinweis auf die Schwere des Alkoholproblems.

Kunst und Kultur

Im Gegensatz zum bisweilen ziemlich irritierenden äußeren Eindruck steht in manchen Reservaten die stolze und eindrucksvolle Präsentation indianischer Relikte aus der Zeit vor Columbus – Cliff Dwellings, Pueblos, zum Teil in eigenen Parks wie Canyon de Chelly, den Hopi Mesas und Taos Pueblo – und der vergangenen wie gegenwärtigen Kultur in Museen und Kulturzentren der Stämme (z.B. in Albuquerque/New Mexico) sowie die Demonstration indianischer Tradition und Folklore während zahlreicher Tanz- und Musikfeste (den Pow-Wows).
Wenig bekannt ist, dass die Musik der Indianer (Apache, Kiowa, Blackfoot, Navajo u. a.) auf Platten, Kassetten und heute CDs schon lange den Weg in die Läden fand (besonders im Umfeld von Indianergebieten, auch in Shops von Nationalparks).
Indianische Kunstgegenstände wie Silberschmuck, Tongefäße und -geschirr, Web- und Lederwaren, Schnitzereien, Grafik und Gemälde werden in den Weststaaten, speziell im Südwesten allerorten angeboten. Sie sind nicht billig, aber preiswerter als anderswo findet man Indian Handicraft in den Reservaten, selbstverwalteten Museen und Kulturzentren. Dort hat man die Gewissheit, dass die Erlöse voll bei den Indianern verbleiben.

Kasinos

Seit 1988 ein Bundesgesetz das High Stake Gambling, sprich: »Glückspiel um Geld«, in Reservaten erlaubt, haben landesweit fast alle Indianerstämme die Spielwut der Weißen zur Haupteinnahmequelle gemacht. Faktisch gibt es heute kein Reservat mehr ohne Spielkasino.

Kontakte mit Native Americans

Bei persönlichen Kontakten kommt es vor, dass Aufgeschlossenheit gegenüber indianischer Kultur und den Problemen der Gegenwart große Resonanz erzeugt. Vor allem gebildete Indianer suchen den Kontakt nach außen und werben um Verständnis und Unterstützung für ihre Anliegen gerne auch bei ausländischen Besuchern. Über die internationale öffentliche Meinung erhofft man sich die Forcierung von Entwicklungen, die allein nicht oder nur sehr mühsam in Gang zu setzen wären.

Literatur

In vielen Bookshops und in Besucherzentren der Nationalparks und -monumente gibt es reichlich – auch kritische – Literatur zu Indianerfragen, darunter Bücher und Materialien der Indianer selbst zur aktuellen Situation. In deutscher Sprache sind folgende neuere Veröffentlichungen empfehlenswert:

  • Das große Buch der Indianer, Thomas Jeier, Ueberreuter 2008
  • Der große Bildatlas Indianer, Bechtemünz Verlag 1999
  • Die wahre Geschichte der Indianer, Ursprung und Alltag der Stämme Nordamerikas, René Oth, Battenberg 1999
  • Unsere Zukunft ist Eure Zukunft – Indianer heute, DTV 2002
  • 500 Nations, illustrierte Geschichte der Indianer, A.M. Josephy, Prachtband Frederking & Thaler 1996, antiquarisch ab $30.

Eine etwas andere Art von Literatur sind die Kriminalromane des Erfolgsautors Tony Hillerman. Sie spielen im Navajo-Reservat und erhellen die heutige Situation und das Leben im Navajoland. Einige seiner Romane wurden übersetzt und erschienen als Taschenbuch bei Goldmann. Die amerikanischen Originale gibt’s in jedem Buchladen und im Navajo-Reservat sogar im Supermarkt. Bestsellertitel sind Talking God, Finding Moon und Sacred Clowns. Die Paperbacks kosten ca. $8/Band.