Krimis in Pink: Miami Vice

Downtown Miami; pixabay CC0

Am 16. September 1984 begann eine neue Epoche in der Geschichte der Fernsehunterhaltung: an diesem Tag wurde die erste Folge von Miami Vice ausgestrahlt. Die Serie war in den USA sofort ein Riesenerfolg und machte aus ihren Darstellern über Nacht Superstars. In den folgenden Jahren wurde sie in Dutzende von Sprachen synchronisiert und in 72 Ländern ausgestrahlt. In Deutschland lief sie im Dezember 1986 an und erzielte sensationelle Einschaltquoten.

Der phänomenale Erfolg der Serie hatte viele Gründe. Die in Miami und Miami Beach handelnden Krimis waren handwerklich perfekt gemacht und aufwendig produziert. Zwischen $1,2 Mio. und $1,5 Mio. ließ sich der Sender NBC die einzelnen Folgen kosten, was sie zu einer der teuersten Serien aller Zeiten machte. Doch das viele Geld war gut investiert, denn Miami Vice revolutionierte nicht nur Form und Inhalt des Fernsehkrimis, die Filme prägten zudem die Mode und Musik der Zeit.

Über die Anfänge der Serie gibt es verschiedene Geschichten. So heißt es etwa, dass NBC eine peppigere Version von Starsky und Hutch produzieren und die Hauptrollen diesmal mit einem schwarzen und einem weißen Darsteller besetzen wollte. Außerdem wird behauptet, dass der Programmchef des Fernsehsenders von der damals noch völlig neuen Ästhetik des Musiksenders MTV so angetan war, dass er die für Musikvideos charakteristische Kameraführung und die typischen schnellen Schnitte in eine Krimiserie einbauen und sie mit aktueller Rock- und Pop-Musik untermalen wollte.

Und der Sound Track sollte einer der Gründe für den Erfolg der Serie sein. Der Titelsong von Jan Hammer schaffte es auf den ersten Platz der amerikanischen Charts. Es gelang den Produzenten sogar, Stars aus der Musikszene der 1980er- Jahre wie Leonard Cohen, Frank Zappa und Sheena Easton in einigen Folgen zu Gastauftritten zu bewegen.

Die Filme waren auch optisch perfekt auf den Zeitgeist abgestimmt. Im Hintergrund sah man schicke Hochhäuser, Palmen, Strände, Glasbausteine und besonders viel pastellfarbenes Art Deco. Im damals ziemlich heruntergekommenen Miami Beach wurden extra für die Serie Fassaden neu gestrichen und Gebäude renoviert. Die beiden Hauptdarsteller, Don Johnson und Philip Michael Thomas, wurden von Gianni Versace, Nino Cerruti und Hugo Boss ausgestattet, trugen Rolex-Uhren und fuhren in Ferraris und Cadillacs durch Miami. Besonders der von Don Johnson gespielte Detektiv Sonny Crockett, der mit einem Alligator als Haustier auf einer Yacht im Hafen von Miami lebte, wurde in Sachen Mode ein echter Trendsetter. Plötzlich war es gesellschaftsfähig, unter einem Sakko nur ein T-Shirt zu tragen, und jeder modeorientierte Mann pflegte, wie Sonny, seinen 3-Tage-Bart.

Außer schönen Bildern und fetziger Musik hatte die Serie aber durchaus auch spannende Geschichten zu bieten. Die Detektive Crockett und Tubbs ermittelten in der Unterwelt von Miami und versuchten, Waffenschiebern und Drogenhändlern auf die Spur zu kommen. Dabei übten die Autoren an der US-Gesellschaft der Reagan-Ära harte Kritik. Es wird in den Folgen der Serie überdeutlich, dass es in einem vorrangig profitorientierten Land immer derartige Formen der Kriminalität geben muss. Ein traditionelles Happy End ist daher bei Miami Vice eine Rarität. Crockett und Tubbs haben im Kampf gegen das organisierte Verbrechen keine Chance und sind sich dessen bewusst. Die letzte Folge der Serie endet dann auch damit, dass beide ihren Job an den Nagel hängen.