Everglades Nationalpark Florida

Mit einer Fläche von 5.600 km2 sind die Everglades der zweitgrößte Nationalpark in den USA. Dennoch ist dies ist nur der kümmerliche Rest eines riesigen subtropischen Sumpfgebietes, das einst den gesamten Süden und große Teile des Landesinneren umfasste. Vor der Ankunft der ersten weißen Siedler machte diese feuchte, grüne Wildnis etwa ein Drittel der Fläche Floridas aus. Der große Lake Okeechobee war früher das eigentliche Herz der Sümpfe, heute liegt er weit entfernt. Das langsam aber stetig in die Everglades nachdrückende Wasser stammt indessen immer noch aus diesem See, der seinerseits durch Flüsse gespeist wird, die südlich von Orlando entspringen.

Dieses Süßwasser aus dem Landesinneren trifft in den Everglades auf Salzwasser des Golfs von Mexiko, das von der West- und Südküste aus in die flachen Sumpfgebiete eindringt. Die dadurch entstehende seltene Mischung von Süßund Salzwasser ist einer der Gründe für die ungewöhnliche Vielfalt von Flora und Fauna der Everglades. Sein Ökosystem ist das einzige weltweit, wo Alligatoren (Süßwasser) und Krokodile (Salzwasser) gleichzeitig leben. 600 verschiedene Fischarten sind dort ebenso zu Hause wie über 300 Vogelarten. Auch die Pflanzenwelt lässt an Vielfalt nichts zu wünschen übrig: Palmen, Mangroven und Zypressen wachsen neben Kiefern, Eichen, wildem Kaffee, Farn und allen nur erdenklichen Grasarten.

Obwohl das sumpfige Terrain, die vielen Insekten und das schwüle Klima die Everglades nicht gerade einladend machen, lebten schon seit zwei Jahrtausenden Menschen in der Region von Jagd und Fischfang, bevor gegen Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Weißen kamen. Sie wollten Landwirtschaft betreiben und legten deshalb Sumpfgebiete trocken. Zuckerrohrplantagen und Gemüsefarmen entstanden; entsprechend schrumpften die Everglades. Die Regierung versuchte außerdem, die den Siedlern zusetzenden regelmäßigen Überschwemmungen in den Griff zu bekommen.

Bereits 1909 wurde ein Kanal für den Lake Okeechobee gebaut, der Trinkwasser für Miami transportierte und gleichzeitig dessen Wasserstand verminderte. 1930 deichte man den See zusätzlich ein und beendete damit endgültig die periodischen Überflutungen seiner Umgebung. Diese Maßnahmen machten den Siedlern das Leben zwar leichter, doch sie trugen ebenfalls zur Zerstörung des sensiblen Ökosystems der Sümpfe bei.


Schon früh begannen daher einige Umweltorganisationen, für die Erhaltung der Sümpfe zu kämpfen. Ihr Engagement war letztlich von Erfolg gekrönt: das südliche Kerngebiet der Everglades wurde zunächst zum Naturschutzgebiet und 1947 zum Nationalpark erklärt. Später kamen noch die nördlich angrenzenden Sümpfe der Big Cypress Reserve hinzu als Übergangszone zwischen naturgeschützten und Gebieten wirtschaftlicher Nutzung.

Die ökologische Gefährdung der Region war und ist damit aber noch lange nicht beendet. Dünger und Pflanzenschutzmittel werden von außerhalb der Parkgrenzen nach wie vor in den Park gespült. Ebenso wird zu viel Wasser aus den Sümpfen abgeleitet, um die schnell wachsenden Städte Südfloridas zu versorgen. Die dadurch verursachte Verminderung des Süßwasserdrucks hat zur Folge, dass Salzwasser tiefer ins Land drängt und – ähnlich wie angeschwemmter Dünger – das ökologische Gleichgewicht beschädigt. Einige der Pflanzenund Tierarten der Everglades sind mittlerweile vom Aussterben bedroht, so der Florida-Panther, von dem es nur noch etwa 30 Exemplare geben soll.

Floridas Regierung geriet nach Ernennung der Everglades 1979 zum World Heritage Site in den 1980er- und 1990er-Jahren zunehmend und sogar international unter Druck, mehr für die Rettung der Everglades zu unternehmen. Aber erst Ende 2000 kam es schließlich zu einem Gesetz, das die Erhaltung des Parks und die Bereitstellung der dafür notwendigen Mittel garantiert.