Gefahren und Überleben in der Wildnis der USA

Temperaturtabelle © by Hans-R. Grundmann - RKH-Verlag
Temperaturtabelle; © by Hans-R. Grundmann - RKH-Verlag

Unterkühlung

Mit hypothermia ist auch im Sommer nicht zu spaßen. Es genügt, naß zu werden und einem kalten Wind ausgesetzt zu sein. Erschöpfung und Alkohol beschleunigen den Prozeß zusätzlich. Der wind chill factor beschreibt die auskühlende Wirkung des Windes. Je nach Außentemperatur lassen schon Windgeschwindigkeiten von 16 km/h die subjektive Temperatur um 6° bis 16° C sinken. Je tiefer die Temperatur, und je stärker der Wind, desto schneller verliert der Körper Wärme.

Symptome einer Unterkühlung sind kalte Hände und Füße, unkontrolliertes Zittern (nimmt später ab), Müdigkeit, stolpern, undeutliches Sprechen, und schließlich Halluzinationen und Bewußtlosigkeit. Bei einem Absinken der Kerntemperatur des Körpers auf 26° bis 28°C kommt es zum Tod durch Herzflimmern.

Unterkühlung verhindern

Unterkühlung läßt sich relativ einfach verhindern durch guten Regen und Windschutz. Thermalwäsche oder Wolle tragen, die isolieren, auch wenn sie durch Schwitzen oder Regen naß geworden sind. Hingegen erhöht nasse Baumwolle den Wärmeverlust um bis zu 200%! Nasse Sachen sofort wechseln (d.h. auf längeren Wanderungen immer trockene Reservewäsche mitnehmen). Kopf bedecken (einen Großteil der Körperwärme verliert man über die Kopfhaut!). Genügend Kalorien und Wasser zu sich nehmen.

Betroffene sollten so schnell wie möglich an einen trockenen, windgeschützten, warmen Ort gebracht werden. Allenfalls Zelt aufstellen, Opfer abtrocknen und, wenn nötig, in den Schlafsack stecken. Wenn das Opfer bei vollem Bewußtein ist, warme Getränke einflößen. Im schlimmsten Fall sollte eine gesunde Person mit in den Schlafsack kriechen, um das Opfer zu wärmen – dies scheint am besten zu wirken, wenn beide nackt sind, da Kleidung isoliert. Und schließlich alles tun, um das Opfer wach zu halten, damit es nicht ins Koma rutscht und stirbt.

Höhenkrankheit

Auf Meereshöhe beträgt der Normal-Luftdruck 760 mm Hg und die Sauerstoffkonzentration 21%. Auf 12.000 Fuß Höhe (ca. 3600 m) beträgt der Luftdruck nur 480 mm Hg; entsprechend “verdünnt” ist dort auch der Sauerstoff; d.h., pro Atemzug gelangen etwa 40% weniger in die Lungen.

High-Altitude Sickness kann jeden treffen, der zu schnell auf Höhen über 2000 m aufsteigt. Unter 2000 m.ü.M. ist die menschliche Leistungsfähigkeit dagegen in der Regel kaum eingeschränkt.

Erste Anzeichen von Höhenkrankheit sind Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Atemlosigkeit, Schwindelgefühle und Schlaflosigkeit. Diese Symptome können bei ausreichender Rast und durch das Essen zuckerhaltiger Nahrungsmittel (Schokolade, Früchte) vorübergehen. Am sichersten ist es, sich sofort in tiefere Lagen zu begeben, so tief, bis man sich wieder besser fühlt. In eher seltenen Fällen können Lungenödeme – die Lunge füllt sich mit Flüssigkeit – oder Gehirnödeme entstehen. Beides kann tödlich sein, wenn nicht sofort Sauerstoff verabreicht wird bzw. man nicht rasch auf unter 600 Höhenmeter absteigen kann.

Sonne

Die Sonnenstrahlung ist in der Höhe besonders intensiv. Empfehlenswert sind Sonnencremes mit einem Schutzfaktor von mindestens 20, sowie ein Hut, der auch vor Sonnenstich schützen kann. Viel trinken (die Ranger raten: 4 Liter pro Tag) und die heißesten Stunden im Schatten verbringen.

Slot Canyons © by Hans-R. Grundmann - RKH-Verlag
Slot Canyons; © by Hans-R. Grundmann - RKH-Verlag

Flashfloods

Es heißt, daß in der Wüste mehr Menschen ertrinken als im Meer. Ende 1997 wurden 13 Touristen das Opfer einer flashflood im Lower Antelope Canyon bei Page/Arizona. Sie besuchten den Canyon, nachdem `zig Kilometer entfernt ein starkes Nachmittagsgewitter niedergegangen war. Dadurch hatte sich ein wash (ausgetrocknetes Flußbett) in einen reißenden Fluß verwandelt, dessen Wasser zeitversetzt durch die enge Schlucht tosen würde. Die Besucher ahnten bei lokal gutem Wetter nichts davon, und niemand warnte sie, obwohl diese Gefahr vor Ort durchaus bekannt war. Bei Ankunft der meterhohen Flutwelle gab es im engen Canyon kein Entrinnen mehr.

Vor allem im Juli und August sind in einigen Regionen im Südwesten Nachmittagsgewitter an der Tagesordnung. Deshalb unbedingt die Warnungen der Ranger beachten und Wanderungen durch enge Schluchten nur am Morgen und bei sicheren Wetterverhältnissen machen. Immer nach Fluchtmöglichkeiten Ausschau halten. In der Wüste niemals in einem wash campen. Außer Menschen und Zelten wurden auch schon Autos von den reißenden Fluten weggespült.

Gewitter

Die Gewitter bringen auch Blitzschlag mit sich. Blitze suchen sich gerne herausragende, exponierte Objekte aus. Deshalb so schnell wie möglich hinunter von exponierten Berggipfeln und -kämmen, und wegbleiben von großen Felsbrocken, alleinstehenden Bäumen sowie Wasserflächen und Wiesen. Am sichersten ist es in einem Auto – aber das ist ja hoffentlich weit weg – sonst im Schutz eines Waldes. Auf einem baumlosen Plateau sollte man alle metallenen Gegenstände außer Reichweite bringen (inkl. Wanderstöcken, Eispickel, Fotostativen etc.) und sich flach auf dem Boden legen – aber nicht, wenn es regnet und der Boden durchnäßt ist (leitet den Strom). In diesem Fallbleibt nichts anderes übrig als zu kauern – die Schuhsohlen bieten eine gewisse Isolation.

Auch Zelte sind blitzschlaggefährdet. Wenn das Gewitter nah ist, und das Zelt exponiert steht, ist man im Freien besser dran – lieber naß als verkohlt. Bei einem Blitzschlagopfer ohne Atmung und Puls sofort Wiederbelebungsmaßnahmen (künstliche Beatmung und Herzmassage) einleiten.

Sicheres Trinkwasser

Leitungswasser auf Campingplätzen mag zwar nicht immer gut schmecken (Chlor etc.), ist aber unbedenklich. Anders sieht es in der Wildnis aus. Mag der Fluß oder der See noch so sauber scheinen, im Wasser tummeln sich mit einer hohen Wahrscheinlichkeit dennoch Krankheitserreger.

Der bekannteste ist Giardia lamblia, welcher Giardiasis (in Südamerika “Montezuma’s Rache” genannt) verursacht. Die Symptome, die manchmal erst Tage später auftreten, sind Durchfall, Blähungen, Magenkrämpfe, Appetitlosigkeit, Übelkeit. Sie können bis zu sechs Wochen dauern und während Monaten immer wieder ausbrechen. Bei richtiger Diagnose kann diese Krankheit medikamentös behandelt werden. Besser ist es aber, sich gar nicht erst anzustecken. Die sicherste Methode, Viren, Bakterien und andere Mikroorganismen abzutöten ist, das Wasser kurz kochen zu lassen. In den USA überall erhältlich sind chemische Wasserentkeimer auf Chlor- (chlorine) oder Jod-Basis (iodine), die dem Wasser aber einen unangenehmen Geschmack verleihen.

Das in Europa erhältliche Micropur auf Silberbasis ist dagegen geruchslos. Chemische Mittel sind aber gegen Viren und einige Amöbenarten machtlos, deshalb nur bei klarem Wasser verwenden. Sehr praktisch, wenn auch etwas schwerer, sind Wasserfilter (portable water filter), mit denen man rasch relativ keimfreies Trinkwasser produzieren kann. Auf der Packung sollte speziell vermerkt sein, daß der Filter auch für Giardia und Parasiten undurchlässig ist.

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