Grand Canyon National Park

Aussichtsturm Desert View © by Hans-R. Grundmann - RKH-Verlag
Aussichtsturm Desert View; © by Hans-R. Grundmann - RKH-Verlag

Weltwunder und touristischer Superlativ

Gran Canyon Dimensionen

Er ist schlicht die Nummer 1 im Westen der Vereinigten Staaten. Andere Parks können noch so hohe Berge haben, noch so weite Strände oder noch so alte Bäume – kein anderer Park kann ihm das Wasser reichen. Und auch kein anderer Park hat einen Namen, der so eng mit Grösse und fast überirdischen Dimensionen verbunden ist. Der Grand Canyon of the Colorado River, oder einfach THE CANYON, hat denn auch Ausmaße, die kaum zu fassen sind. Er ist
über 400 km lang, an seiner tiefsten Stelle mehr als 1.800 m tief (er könnte damit die ganze Pyramide des Matterhorns mit Leichtigkeit aufnehmen) und bis zu 24 km breit – darin haben andernorts ganze Bergmassive Platz.

Erlebnis Grand Canyon

Doch selbst diese Zahlen bereiten nicht richtig auf das reale Erlebnis Grand Canyon vor, so wie es auch unzählige Hochglanzbilder und Filme kaum schaffen. Alle, die zum ersten Mal am großen Abgrund stehen, werden ihn ein bißchen anders erleben. Denn der Canyon hat viele Facetten. Je nach Wetter und Lichtverhältnissen kann eher die unglaubliche Tiefe beeindrucken oder die Weite mit zahlreichen gestaffelten Bergen und Graten und Türmen, die überall aufsteigen. Oder vielleicht dominiert beim Sonnenuntergang das Farbenspiel
das Erlebnis der Übergänge von Ocker, Leder, Sand, Rot und Braun.

Das Erlebnis Grand Canyon kann man weitgehend selbst gestalten. Von den fast 5 Mio. Besuchern jährlich macht es ein Großteil auf die moderne, schnelle Art. Nahm man sich zu Beginn des Grand Canyon-Tourismus noch 2-3 Wochen Zeit, müssen heute für viele ein paar Stunden reichen, ein Tag maximal. Das genügt gerade, um an den wichtigsten Viewpoints das Auto oder den Tourbus zu verlassen, zu fotografieren und sich dann oder vorher vielleicht noch schnell im Besucherzentrum alle relevanten Informationen “reinzuziehen”.

Grand Canyon auf Schusters Rappen

Viel lohnender ist es, sich zwei oder drei Tage auf diesen Park einzulassen.
Erst dann hat man genügend Zeit, auf dem Rim Trail am Rand der Schlucht entlang zu wandern, an verschiedenen Aussichtspunkten einen Sonnenaufgang oder -untergang zu genießen, und ggf. eine Tour hinab in die Schlucht zu unternehmen. Wer den Grand Canyon voll auskosten möchte, muß eine Mehrtageswanderung hinunter zum Colorado River machen (Übernachtung in der Phantom Ranch oder auf dem Zeltplatz). Dafür ist allerdings eine sehr frühzeitige Planung bereits vor der Reise nötig.

Zwei Seiten einer Medaille

Wichtig zu wissen ist: Es gibt zwei Bereiche am Grand Canyon, nämlich den South Rim und den North Rim, also Südrand und Nordrand. Beide Seiten unterscheiden sich ganz beträchtlich.

Die große Mehrzahl der Touristen besucht nur den Bereich South Rim. Dort gibt es eine dichte touristische Infrastruktur mit immensen Parkplätzen, Hotels, Campgrounds, Restaurants, Fast Food etc. In den Sommermonaten herrscht auf den Straßen der Südseite wie auf dem Rim Trail an der Schlucht entlang oft Hochbetrieb mit Staus und Gedränge an den populärsten Aussichtspunkten.

Der Bereich North Rim ist ganz anders. Er liegt etwas höher im relativ kühlen Nadelwald, der dort bis an die Schlucht heranreicht. Die Aussicht über den Grand Canyon eröffnet andere, aber ebenso spektakuläre Blickwinkel wie auf der Südseite. Wiewohl die Anzahl der Viewpoints geringer ist. Aber der auch dort vorhandene kürzere Rim Trail ist bei weitem nicht so perfektioniert und auf Massenbetrieb angelegt wie sein Pendant “gegenüber”. Die Infrastruktur ist qualitativ und kapazitätsmäßig begrenzt und beschränkt sich auf Einrichtungen
des National Park Service. Kurz: es geht dort – wohl nicht zuletzt wegen der langwierigen, weiten Anfahrt – viel ruhiger zu als auf der Südseite.

Klima und Reisezeit

Die Sommertemperaturen am South Rim, der immerhin auf 2100 m Höhe liegt, sind im Durchschnitt angenehm. Kurze nachmittägliche Gewitter sind zwischen Juli und Mitte September recht häufig. In den Nächten wird es oft ziemlich kühl, Nachtfröste noch im Juni und schon im September sind keine Ausnahme, auch wenn die Tagestemperaturen mittags 20°C und mehr erreichen.

Unten im Canyon ist es im Sommer hingegen unerträglich heiß, Temperaturen über 40°C sind dort an der Tagesordnung. Im Frühjahr und Spätherbst ist es am Colorado River erträglicher, während es am South Rim auch tagsüber noch/bereits ziemlich kühl sein kann. Diese Jahreszeiten eignen sich für Wanderungen hinunter zur Talsohle des Canyon am besten. Daher sollten vor allem die Permits für Wanderungen im April/Mai und September/Oktober möglichst früh reserviert werden.

Im Winter wechseln sich kalte und kühle Tage ab, und eine dicke Schneeschicht ist ganz normal, am North Rim oft schon im Oktober. Denn die Temperaturen am rund 400 m höheren North Rim sind eben deshalb generell deutlich niedriger als am South Rim. Wer sich bei der Reiseplanung nicht nach dem Wetter, sondern nach den Besucherzahlen richten will, sollte die Monate Juni bis August meiden. Dann ergießt sich ein Großteil der ca. 5 Mio. jährlichen Besucher über den Südteil des Nationalparks. Besser sind auch unter diesem Aspekt Frühling und Herbst. Allgemein angenehmer ist die Situation am North Rim, der nur 10% des Besucheraufkommens der Südseite hat. Dort ist auch ein Sommerbesuch empfehlenswert.

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Taroweap Point © by Hans-R. Grundmann - RKH-Verlag
Taroweap Point; © by Hans-R. Grundmann - RKH-Verlag