Point Reyes National Seashore

Küstenidylle © by Hans-R. Grundmann - RKH-Verlag
Küstenidylle in der Abenddämmerung; © by Hans-R. Grundmann - RKH-Verlag

Wale, Wellen, Wiesen vor den Toren San Franciscos

Zwei Welten

Im Point Reyes National Seashore treffen zwei Welten aufeinander. Die erste präsentiert sich als liebliche Hügellandschaft mit grasenden Kühen, weiten Wiesen mit kräftig leuchtenden Blumen und Wäldern an den Flanken des 428 m hohen Mount Wittenberg.

Die zweite Welt ist bedeutend dramatischer. Eine wilde, raue Küste, wo die Wellen des Pazifik unablässig auf weiten Sandstränden auslaufen oder auf Felsklippen donnern. Harbor seals (Seehunde), sea lions (Seelöwen) und elephant seals (Seelefanten) wärmen sich am Strand oder auf einem Fels oder spielen im kalten Wasser. Tausende von Walen (whales) ziehen hier zweimal jährlich auf ihrer langen Wanderung zwischen Alaska und der Baja California vorbei. Meeresarme, weite Flussmündungen und Lagunen bieten unzähligen
Wasservögeln Schutz und Nahrung. Auf der Halbinsel lebt auch noch eine kleine Herde der seltenen tule elks (Tule Hirsche).

Naturschutzgebiet Point Reyes NS

Die geschützte Halbinsel ist einer der besten Plätze der Westküste Nordamerikas, um Meeres- und Küstenökosysteme zu studieren. Sie wurde 1962 zur National Seashore erklärt, um das einmalige Landschaftsbild und den Lebensraum für die Tiere zu erhalten. Sie umfasst heute ca. 280 km2. Zwischen der Küste und den Farallones-Inseln liegt eines der produktivsten Meeresökosysteme im östlichen Pazifik, das Gulf of the Farallones National Marine Sanctuary.

An den felsigen Küstenabschnitten offenbaren sich dem Besucher in den tide pools faszinierende Lebensgemeinschaften en miniature: Muscheln, Krebse, Seesterne und Seeanemonen klammern sich an die Felsen, wo sie bei Flut pausenlos von mächtigen Wellen gepeitscht werden und bei Ebbe der heißen und austrocknenden Sonne ausgesetzt sind. Unablässig sind sie auf der Suche nach Eßbarem und dabei ständig auf der Hut, um nicht selbst in einem Rachen zu verschwinden.

Die Point Reyes National Seashore ist auch ein Mekka für Vogelbeobachter. Mehr als 400 Arten sind hier registriert worden. Und bei über 830 Pflanzenarten kommen auch Botaniker auf ihre Kosten.

Erdbebenregion

Für geologisch Interessierte: Der San Andreas Graben, wo die pazifische und nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinandertreffen, läuft – von der Tomales Bay bis zur Bolinas Lagoon – am Ostrand der Halbinsel entlang. Das Epizentrum des Erdbebens im Jahre 1906, das seinerzeit halb San Francisco vernichtete, befand sich nach neuesten Erkenntnissen im Ozean südlich der Bolinas Lagoon.

Besiedelung

Das Gebiet des heutigen National Seashore war für viele tausend Jahre Heimat der Coast Miwok Indians. Sie jagten, fischten und sammelten Früchte, ohne dabei Land und Meer ernsthaft zu belasten oder zu zerstören. 1579 kam es zum ersten Konkakt mit Europäern, als Sir Francis Drake für 5 Wochen in der (heutigen) Drakes Estero Bay weilte. Am 6. Juli 1603 mußte hier der spanische Seefahrer Don Sebastian Vizcaino während eines Sturmes ankern. Bei der Weiterreise passierte er die felsige Landzunge und nannte sie La Punta de los Reyes (Königsspitze), da gerade Festtag der Heiligen Könige war.

Mit der Ankunft der Spanier und anderer europäischer Siedler kam das Ende für die Miwok-Indianer. Sie wurden gezwungen, ihren traditionellen Lebensstil aufzugeben, vermochten aber nicht, die Lebensart der Weißen zu übernehmen. Viele erlagen eingeschleppten Krankheiten wie Masern und Pocken. Heute erinnert nur noch ein rekonstruiertes Dorf beim Besucherzentrum der National Seashore an die friedliche Kultur der Miwoks.

Reiseplanung Point Reyes National Seashore

Anreise mit dem Zug

Amtrak bringt Sie bis San Francisco; von dort geht es weiter nach Point Reyes mit Bus oder Mietwagen. (Die Amtrak-Züge fahren indessen nur bis Oakland oder Emeryville am Ostende der San Francisco Bay Bridge; ein Amtrak-Motorcoach befördert die Passagiere ins Zentrum von San Francisco). Züge von und nach Emeryville/Oakland verkehren jeweils einmal täglich auf den Routen Chicago–SFO (über Denver, Salt Lake City, Reno),San Diego/Los Angeles–SFO
und Seattle–SFO. Mehrmals täglich fahren Züge von/nach Reno, Sacramento und San José.

Anreise mit dem Bus

Greyhound-Busse mit Ziel San Francisco fahren zum zentral gelegenen Terminal. Von San Francisco fahren die Golden Gate Transit- Busse 70 und 80 nach San Rafael (Transit Center), von hier geht es weiter mit dem Bus 68 von West Marin Stagecoach nach Olema, dem Bear Valley Visitor Center und nach Point Reyes Station. Infos auf den Websites www.goldengate.org und www.marintransit.org.

Anreise mit dem Flugzeug

San Francisco International Airport und Oakland International Airport sind beide gleich weit (ca. 70 mi) von Point Reyes NS entfernt.

Anreise mit dem Mietwagen

Alle großen Verleihfirmen unterhalten Stationen in San Francisco, Oakland und teilweise auch in Berkeley.

Anfahrt

Von Süden/San Francisco: Über den Freeway #101 North (Golden Gate Bridge) bis San Rafael, dann westlich Sir Francis Drake Boulevard (ca. 35 mi). Die Anfahrt auf der kurvenreichen #1 über Tamalpais Valley, Stinson Beach und Bolinas ist landschaftlich viel reizvoller, aber weiter. Von Norden erreicht man Point Reyes bei Anfahrt auf der #101 über die Petaluma Road (ab Petaluma) und die Point Reyes Road (ebenfalls zeitaufwendige Strecke) oder direkt auf der Küstenstraße #1. Von Ende Dezember bis Mitte April wird an Wochenenden die Zufahrt zum Lighthouse und zum Chimney Rock geschlossen. Die Besucher werden dann mit einem Bus zu den Aussichtspunkten gefahren, Kosten $4

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