Tierbeobachtung beim Wandern in den USA

Nahe, näher – weg! Einige Tipps für Tierbeobachtungen

Da hat man sich so lange auf den Urlaub gefreut und gerade auch auf die Möglichkeiten der Tierbeobachtung und läuft während der Wanderung dann doch oft in Gedanken versunken, schaut wieder mal auf ... und sieht gerade noch den Elch im Wald verschwinden.

Bei Beachtung folgender Hinweise brauchen Sie nicht mehr nur auf Glücksfälle zu hoffen, sondern Sie erhöhen Ihre Chancen, Tieren zu begegnen, damit ganz erheblich:

• Bevor Sie aufbrechen: Machen Sie sich vertraut mit dem möglichen Verhalten der Tiere, denen Sie eventuell begegnen werden.

• Ein gutes Fernglas (und eventuell eine Lupe für die kleineren Lebewesen) erhöhen die Erfolgsquote beträchtlich und ermöglichen zusätzliche Einblicke in das Verhalten von Tieren.

• Wo sich zwei oder mehrere Habitate berühren, finden sich auch mehr Tierarten ein. Am erfolgsversprechendsten sich deshalb z.B. Waldränder, Lichtungen, See- und Flußufer.

• Die besten Tageszeiten sind früher Morgen und Abend (vor und nach der Dämmerung), wenn sich die Zyklen der tages- und nachtaktiven Tiere überschneiden. Die Ausnahme bilden Wasservögel und Meeressäuger, die den ganzen Tag über aktiv sind.

• Nehmen Sie sich genügend Zeit und setzen Sie sich an einem geeignet erscheinenden Platz bequem hin. Viele Tiere werden durch schnelle Bewegungen verscheucht, gewöhnen sich aber an die menschliche Präsenz, wenn Sie sich ruhig verhalten.

• Vögel besitzen eine gute Farbwahrnehmung, weshalb gewiefte Ornithologen Kleidung tragen, die mit der Umgebung optisch leicht verschmilzt. Säugetiere hingegen sind meist farbenblind, aber sie reagieren stark auf Bewegungen, und ihr Geruchssinn ist äußerst ausgeprägt. Deshalb sollte man auf duftende Kosmetika/Parfum verzichten und sich Säugetieren nur gegen den Wind nähern.
Tiere mit Rücksicht beobachten, kommt aber nicht nur den Tieren zugute. Anstatt die Tiere nur auf der Flucht zu sehen, haben Sie die Chance, ihr natürliches Verhalten zu studieren. Und, vergessen wir`s nicht, gewisse Tiere haben Zähne ...!

Allgemeine Hinweise

• Respektieren Sie alle Lebewesen als Mitbewohner der Erde. Tiere können nicht “nach Hause” gehen wie wir. Dort, wo wir sie finden, ist ihr zu Hause.

• Beobachten Sie Tiere unbemerkt aus der Distanz. Als gute Faustregel für größere Tiere gilt ein Abstand von 100 m. Gebrauchen Sie Ferngläser oder Teleobjektive, um “näher” heranzukommen.

• Falls Sie sich Tieren nähern wollen, tun Sie es ruhig und langsam. Stoppen Sie, wenn Sie bemerkt werden.

• Wenn die Tiere nervös wirken oder ihr Verhalten verändern, sind Sie zu nahe. Entfernen Sie sich lautlos.

• Falls das Tier flüchtet, waren Sie viel zu nah! Bitte vorsichtiger.

• Füttern Sie keine Wildtiere und gebrauchen Sie keine Köder, um sie anzulocken. Das ist im übrigen in den USA meistens verboten.

• Lassen Sie Ihre Haustiere zu Hause, ihr Geruch könnte Wildtiere aufschrecken. Und ein verängstigtes wildes Tier könnte Ihr Tier verletzen. Ein Hirsch etwa kann mit seinen Hufen mit Leichtigkeit einen Hundeschädel zerschmettern.

Beobachten von Vögeln

• Verhalten Sie sich ruhig und vermeiden Sie schnelle Bewegungen. Sie werden das natürliche Verhalten der Vögel besser beobachten können, wenn Sie unbemerkt bleiben.

• Nähern Sie sich nie einem bewohnten Nest. Vogeleltern, welche wiederholt aufgescheucht werden, geben ihre Eier oder Jungen manchmal endgültig auf. Die Nestlinge etwa des mountain plover (Regenpfeifer) sterben innerhalb weniger Minuten, wenn sie schutzlos der Sonne ausgesetzt sind.

• Nahaufnahmen von Nestern mit Eiern oder Nestlingen verstoßen gegen den Ehrenkodex verantwortungsvoller Naturfotografen.

Beobachten von Meerestieren

• Nähern Sie sich nie einem Meeressäugetier. Ein spezielles Schutzgesetz in den USA, der Marine Mammal Protection Act, verbietet die Annäherung auf weniger als 100 Fuß (ca. 30 m). Manchmal lassen die Weibchen ihre Jungen am Strand, um im Ozean Nahrung zu suchen. Manche glauben dann fälschlicherweise, die Jungtiere seien verlassen worden. Halten Sie sich nicht in ihrer Nähe auf. Andernfalls traut sich die Mutter nicht, zu ihrem Jungen zurückzukehren. Wenn Robbenmütter (seals) zu lange oder zu oft von ihren Babys getrennt werden, kann keine enge Bindung zwischen ihnen entstehen, und die Mutter verläßt ihr Junges. Geraten Seeelefanten (elephant seals) in Panik, flüchten diese Kolosse ins Wasser – dabei wurde schon manches Jungtier zerdrückt.

• Robben liegen oft am Strand, um sich aufzuwärmen. Wenn Sie den Tieren zu nahe kommen, müssen sie sich ins kalte Wasser retten.

• Beim Aufstöbern von Lebewesen in Gezeitenbecken (tide-pools) sollten Sie keine Steine entfernen, da viele dieser Tiere von ihrem Schutz abhängig sind. Lassen Sie die Tiere, wo sie sind. Beobachten Sie sie, aber berühren Sie sie nicht.

• Geben Sie acht, wohin Sie treten – versuchen Sie, auf blankem Fels oder im Sand zu bleiben.

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