Naturlandschaften zwischen Pazifik und Rocky Mountains, Teil II

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Sierra Nevada

Kennzeichnung

Östlich des Central Valley steigt das Gelände zunächst relativ sanft an, bis es schließlich in vielen 4000er-Gipfeln der Sierra Nevada kulminiert und an der Ostseite abrupt abfällt. Die Sierra Nevada ist mit einer Länge von etwa 650 km und einer Breite zwischen 100 km und 130 km die größte zusammenhängende Gebirgsformation der USA außerhalb Alaskas. Sie erstreckt sich in Fortsetzung der Kaskaden – einer Kette, die sich von Nordkalifornien durch ganz Oregon und Washington bis nach British Columbia zieht – nach Südosten und läuft in der Nähe von Bakersfield in die Mojave Desert aus.

Die Sierra Nevada holt sich aus den von Westen kommenden Luftmassen soviel Niederschlag (bis 1,8 m jährlich), dass sie im Winter unter Rekordmengen Schnee liegt (daher auch die Bezeichnung ”Schneegebirge”). Damit läßt sie das Great Basin auf ihrer Ostseite, wo stellenweise nur noch 13 cm Regen fällt, zur trockenen high desert werden.

Für Sommer- und Herbstwanderungen können Sie im Westen der USA wohl kein besseres Gebirge finden als die Sierra Nevada. Während die Kaskaden weiter nördlich bekannt für kräftige Schauer sind und sich in den Rockies Sommergewitter oft täglich auf die Hiker stürzen, gibt`s in der Sierra viel Sonne und wenig Regen.

Nationalparks und Wildnis

Die Landschaft der Sierra Nevada ist mit nackten Granitdomen, glitzernden Bergseen, Wasserfällen, giant sequoias (Mammutbäumen) und old-growth forests (Urwäldern) von fast magischer Schönheit und blieb – im Gegensatz etwa zum Central Valley – ökologisch relativ intakt. Die Showpieces der Sierra sind Yosemite und Sequoia/ Kings Canyon National Park. In deren Umfeld befinden sich außerdem eine ganze Reihe von Wilderness Areas, wo der Naturschutz noch strenger gehandhabt wird als in den Nationalparks.

Zusammen ergeben diese Gebiete eine Fläche der Superlative, die High Sierra, eine 11.300 km2 große roadless area. Dieser Bereich ohne jegliche Besiedelung und Straßen ist der zweitgrößte seiner Art im Kernland der USA (hinter der Region River-of-no-Return in Idaho/Montana). Der Rest der Sierra Nevada unterliegt als National Forest ebenfalls einem gewissen Schutz, wenngleich darin Holzwirtschaft betrieben wird, und sogar Kahlschlag nicht ungewöhnlich ist.

Bevorzugen Sie die Infrastruktur eines Nationalparks mit Visitor Center, gut angelegten Campingplätzen, Viewpoints und gekennzeichneten Wanderwegen, dann ist der Yosemite Park die beste Wahl für den Besuch der Sierra Nevada. Suchen Sie aber ruhigere, wildere Gebiete mit wenig Infrastruktur, aber mit ebenso spektakulärer Landschaft, so ist die Ansel Adams Wilderness richtig.

Wüstengebiete

Kennzeichnung

Wie bereits erwähnt, geht die Sierra Nevada auf ihrer Ostseite ziemlich abrupt in das Great Basin über, eine der vier großen Wüsten im amerikanischen Westen. Weiter südlich erstreckt sich die Mojave Desert, an die sich in Arizona und New Mexico die Sonora und die Chihuahua Desert anschließen. Zusammen bedecken diese Wüsten 1,3 Mio. Quadratkilometer, das sind 8% der Gesamtfläche der USA.

Wüstenklima

Die Unterschiede zwischen den vier Wüsten rühren vor allem daher, daß die Niederschläge zu verschiedenen Jahreszeiten fallen. Das Great Basin, eine cold desert, erhält einen Großteil ihres Niederschlags als Schnee im Winter, wenn Fronten vom Pazifik ins Landesinnere ziehen. In die Mojave Desert im südlichen Kalifornien bringen dieselben Fronten Regen. Diese Wüste gehört – wie auch Sonora und Chihuahua – zu den hot deserts.

Im Frühling verschiebt sich das Zentrum der Schlechtwetterzonen über dem Pazifik nach Norden, und sein Einfluß schwächt sich ab. Dann gibt`s Platz für Tiefdruckgebiete aus dem Golf von Mexico. Von dort kommt in der Zeit von Frühling bis Herbst der sog. Sommer-Regen in der Chihuahua Desert. Im Gegensatz zu den sanften, andauernden Regenfällen im Winter besteht dieser meist aus kurzen, heftigen Wolkenbrüchen. Die Sonora Desert liegt zwischen beiden Einflußzonen und erhält sowohl Winterregen vom Pazifik als auch Sommer-Gewitter aus dem Südosten.

Das Fantastische im Südwesten der USA ist, daß Wüstengebiete und Gebirge oft nahe beisammen liegen, ideal zum Ausweichen, wenn`s unten zu heiß oder oben zu kühl wird. Und ohne langwierige Weiterreise kann man in ein oder zwei Wochen völlig unterschiedliche Landschaften kennenlernen und erleben.

Great Basin

Die Great Basin Desert erstreckt sich mit Ausnahme des südlichen Zipfels um Las Vegas über ganz Nevada und noch etwas in die Nachbarstaaten Oregon und Utah hinein. Die Bezeichnung bezieht sich darauf, daß der größte Teil des Gebietes keinen Abfluß zum Meer besitzt. Ein Geländemodell zeigt große Ähnlichkeit mit einem Waschbrett: etwa 200 relativ schmale und lange Bergketten laufen in regelmäßigen Abständen von Nord nach Süd. Sie empfangen den Großteil des Niederschlags (bis 890 mm), der dann in die dazwischenliegenden, viel trockeneren Ebenen läuft, dort verdampft und alkalische Salzpfannen hinterläßt.

Das in den Ebene am meisten verbreitete Gewächs ist der sagebrush (Beifuß). An den Berghängen wachsen piñon und juniper (Steinkiefer und Wacholder), weiter oben Wälder mit Douglas fir (Douglas-Tanne), Engelmann spruce (E-Fichte) und bristlecone pine (Grannenkiefer). Fast das gesamte Great Basin ist public land. Ausdrückliche Schutzgebiete wie Nationalparks o.ä. existieren nur wenige.

Naturschutz in Nevada

Der Great Basin National Park umfaßt in erster Linie die hoch aufragende South Snake Range, aber kaum Fläche in den umliegenden Ebenen. Während der National Forest Service in den 30er- bis 50er-Jahren in anderen Staaten des US-Westens zahlreiche Wilderness Areas einrichtete, gab es in Nevada bis 1989 mit der Jarbidge Wilderness in der nordöstlichen Ecke gerade mal ein einziges geschütztes Wildnisgebiet. Mittlerweile sind es immerhin 14. Auch bei Umweltschutzgruppen war das Great Basin lange vernachlässigtes Stiefkind. Langsam erkennt man jetzt aber den Wert dieser ursprünglichsten und unberührtesten Region in den gemäßigten Breiten der nördlichen Hemisphäre. Nevada ist heute der Staat mit den nach Kalifornien meisten roadless areas über 400 km2 und dem größten National Forest (Toiyabe) außerhalb Alaskas.

Nevada gibt sich heute Mühe, den Besuchern auch the other side des Staates schmackhaft zu machen, der eben nicht nur Kasinos und die dem kommerzialisierten Spaß verschriebenen Retortenstädte bietet, sondern auch reizvolle Natur. Die auf der Karte eher öde wirkenden Strecken durch Nevada zum/vom Great Basin Park (Straßen #6 oder #50) überraschen z.B. mit einer tollen, überaus abwechslungsreichen Straßenführung mitten durchs Great Basin.

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