Naturlandschaften zwischen Pazifik und Rocky Mountains, Teil IV

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Colorado Plateau

Kennzeichnung

Das Colorado Plateau auf einer Höhe von 1.500 m bis 2.100 m zwischen Formationen der Rocky Mountains in Utah und Colorado, Great Basin in Nevada und Wüsten in Arizonas und Neu-Mexikos Süden erinnert kaum an eine Hochebene im Wortsinn. Es handelt sich um Teilareale unterschiedlichster Charakteristik, ein riesiges Mosaik aus Ebenen, Mesas, Buttes, Canyons und Klippen, gleichwohl geologisch gesehen um eine Insel der Ruhe in einem Meer turbulenter tektonischer Aktivität. Ganz ungeschoren ist aber auch dieses Plateau nicht davongekommen: das mächtige Sedimentgestein wurde hier und dort gebogen oder zerbrochen, von Vulkanschloten durchlöchert und von Flüssen zerfressen. Ganz besonders vom Colorado River, der – zusammen mit San Juan und Green River – die Canyonlands formte und mit einer ”Sandstrahl-Ladung” von bis zu 500.000 Tonnen pro Tag eine bis zu 29 km breite und 1,75 km tiefe Schlucht, den Grand Canyon, entstehen ließ.

Klima und Vegetation

Mit durchschnittlichen Jahresniederschlägen um die 50 cm gilt das Gebiet des Colorado Plateau botanisch als Halbwüste. Die Sommer sind heiß mit häufigen Gewittern und Wolkenbrüchen, die Winter kalt mit Regen oder Schnee. In den tieferen Lagen dominiert sagebrush (Beifuß), daneben können sich gerade noch vereinzelte Grasbüschel, Büsche, Yuccas oder auch Kakteen halten. Am verbreitetsten sind Zwergwälder aus two-needle piñon pine, einer Steinkieferart, und verschiedenen Wacholderarten (juniper). In isolierten Gebirgen, z.B. Abajo, Ajo und Henry Mountains, und hoch gelegenen Ebenen, gedeihen Wälder mit Ponderosa pine (Gelbkiefer), Douglas fir (Douglas-Tannen), Engelmann spruce (Engelmannsfichten) und subalpine fir (Felsengebirgstannen).

Nationalparks

Viele der spektakulären Felslandschaften des Colorado Plateau wurden zu Nationalparks oder -monumenten erklärt. Im südlichen Utah sind das in erster Linie Zion, Bryce Canyon, Capitol Reef, Canyonlands, Arches und Grand Staircase-Escalante, im Nordosten Arizonas der Canyon de Chelly. Vom Lake Powell an der Grenze zu Utah bis zum Lake Mead (vom Colorado River gespeiste riesige Stauseen) erstreckt sich der Grand Canyon National Park. In New Mexico bzw. Colorado liegen der Chaco Culture National Historic und der Mesa Verde National Park im Randbereich des Colorado-Plateau.

Schon diese Konzentration an Nationalparks zeigt, daß dort etwas Spezielles ”los” sein muß. Tatsächlich findet man in diesem Gebiet geologische Besonderheiten, Aussichten und Wanderrouten, die absolut einmalig sind. Manche der Landschaftsformen im US-Westen gibt es auch in Europa in der einen oder anderen Variante. Aber eine vergleichbar ausdrucksstarke Region wie das Colorado Plateau existiert nur in den USA.

Rocky Mountains

Größtes Gebirgssystem

Die Rocky Mountains sind das größte Gebirgssystem Nordamerikas. Dabei handelt es sich nicht um eine zusammenhängende Kette von Bergen, wie z.B. im Fall der europäischen Alpen. Vielmehr bestehen die Rockies aus vielen langgestreckten Gebirgszügen, aber auch aus großen, kompakten Massiven, die durch Hochebenen voneinander getrennt sind. Während die meisten von ihnen in Nord-Süd-Richtung verlaufen, bilden die Uinta Mountains im nordöstlichen Utah mit ihrer Ost-West-Ausrichtung eine der wenigen Ausnahmen.

Attraktiv zum Wandern macht die Uinta Mountains, daß sie nicht flächendeckend ”uphill both ways” strukturiert sind. Während man in anderen Teilen der Rockies oft große Höhenunterschiede überwinden muß, bieten die Uintas (besonders im Bereich um den Mirror Lake Highway) ein flacheres, aber landschaftlich trotzdem reizvolles Terrain, aus dem pittoresk einzelne Felstürme aufragen. In ihrer Umgebung finden sich völlig unterschiedliche Landschaftsformen: die alpinen Wasatch Mountains und die Great Basin Desert bei Salt Lake City und Canyons, Hochplateaus, und Hügellandschaften im Süden und Osten. Dies aber nur als Hinweis.

Die größten und höchsten Teilgebirge der Rockies mit 53 Gipfeln über einer Höhe von 14.000 ft. (4.267 m) – beherbergt Colorado.

Die südlichen Rockies

Die Ketten der südlichen Rocky Mountains (Sangre de Cristo, San Juan, Sacramento, Organ, Guadalupe Mountains u.a.) laufen von Colorado durch New Mexico und das südwestliche Texas bis hinunter nach Mexico, nordwärts reichen sie bis Wyoming (Medicine Bow Mountains, Gore Range). Sie sind relativ trocken; sogar in höheren Lagen fallen ”nur” ca. 1000 mm Niederschlag, ein großer Teil davon als Schnee im Winter. Die Vegetationszonen reichen von gras- und beifuß-bewachsenen Ebenen und Tälern über montane und subalpine Wälder bis zur alpinen Tundra. Ausgedehnte, fast noch unberührte Bereiche bieten größeren Säugern wie Wapiti- und Maultierhirschen, Dickhornschafen, Pumas (Berglöwen) und Schwarzbären nahezu ideale Lebensräume.

Naturschutz

Der größte Teil der Rocky Mountains steht unter der Verwaltung des National Forest Service. Mit dem Rocky Mountain National Park gibt es lediglich einen Nationalpark in der Gebirgswelt von Colorado und New Mexico. Dafür existieren mehrere Dutzend Wilderness Areas, darunter die Pecos Wilderness bei Santa Fe, die Wheeler Peak Wilderness bei Taos und die riesige Weminuche Wilderness in den San Juan Mountains. Die Region um Santa Fe ist nicht nur ökologisch bedeutsam (hier treffen sich Rocky Mountains, Prärie und Chihuahua Desert), sondern – als Schmelztiegel von Hispanics, Pueblo-Indianern und Anglos – auch kulturell interessant.

Great Plains

Die Great Plains ziehen sich östlich der Rocky Mountains in einem 800 km breiten Band von Canada bis nach Mexico. Diese Ebenen sind nur teilweise ”flaches Land”. Überwiegend entsprechen sie dem Bild der rolling prairie, in langen ”Wellen” hügeliger Prärie. Die Prärien werden unterbrochen von einigen Canyons, buttes (kleinen Tafelbergen), sog. badlands ohne landwirtschaftlichen Wert und einigen wenigen Gebirgen wie den Black Hills in South Dakota. Die Plains entstanden aus Schuttablagerungen der Rocky Mountains, was auch ihre nach Osten – von 1600 m in Denver bis auf 300 m in Kansas City – abfallende Höhe erklärt.

Die Great Plains bilden den westlichsten Teil der Prärie, deren grasslands sich einst bis zu den Großen Seen erstreckten. Im Schatten der Rockies, wo nur gerade um die 30 cm Niederschlag im Jahr fällt, findet man die sog. shortgrass prairie. Daran schließt sich eine mixed prairie an und noch weiter im Osten mit bis zu 100 cm jährlichen Niederschlägen die tallgrass prairie, die Hochgras-Prärie.

Das Klima in den Great Plains ist semiarid kontinental mit Jahresmitteltemperaturen von 7°C-14°C je nach Region. Die Winter sind kalt und trocken, die Sommer warm bis heiß. Typische Gräser sind dort buffalo, grama und wheat grass, daneben wachsen aber auch Wildblumen, Buschwerk und vereinzelt Bäume. Insgesamt ist die Vegetation bei 6-7 trockenen Monaten im Jahr nicht gerade üppig und kann den Boden nicht flächendeckend schützen.

Von den einst gewaltigen Bisonherden verbleiben nur noch kleine Restbestände; das häufigste große Säugetier ist heute die pronghorn antelope (Gabelbock).

Die Prärien werden mehrheitlich landwirtschaftlich genutzt; nur wenige Gebiete unterliegen einem Naturschutz, so z.B. im Nordosten von New Mexico das Kiowa National Grassland, in Colorado die Comanche und die Pawnee National Grasslands.

Trotzdem kann man dort eine Weite der amerikanischen Landschaft erleben, eine Größe des Himmels wie nirgendwo sonst im Westen. Zwar gibt es auch in den Grasslands Wanderpfade und Routenbeschreibungen in den jeweiligen Besucherzentren, aber von Herzen empfehlen kann man Wanderungen dort nicht. Sie sind im Vergleich zu anderen Gebieten naturgemäß viel weniger attraktiv.