Besichtigung von Key West

Zentraler Anlaufpunkt und zugleich die touristischste Ecke im ohnehin sehr touristischen Key West ist der Mallory Square am nordwestlichen Ende der Altstadt direkt am Wasser. Dort legen auch die großen Kreuzfahrtschiffe an, die über die niedrigen Gebäude von Key West hinausragen und sie wie Spielzeughäuser erscheinen lassen. Die Kreuzfahrtpassagiere bleiben immer nur ein paar Stunden, kaufen schnell ein T-Shirt, trinken bei Sloppy Joe’s einen Cocktail und eilen dann schon wieder zum Schiff zurück, um am nächsten Tag auf den Bahamas einen ähnlichen Landausflug zu wiederholen. Die Schiffe müssen aber nicht nur deswegen schon vor Sonnenuntergang wieder ablegen. Abends versammelt sich nämlich die halbe Stadt auf der Mallory Pier, um der im Meer versinkenden Sonne zu applaudieren.

Diese tagtägliche Party ist schon seit den 1960er-Jahren eine Key West-Tradition, als sich Hippies regelmäßig abends am Wasser versammelten, musizierten, ein paar Joints rauchten, der Sonne beim Untergang zusahen und ihr Beifall zollten. Mittlerweile ist das allabendliche Spektakel ziemlich kommerzialisiert. Zu den Akrobaten, Wahrsagern und Feuerschluckern haben sich viele Händler gesellt, die Souvenirs und Getränke verkaufen. Es gibt aber immer noch exzentrische Gestalten, wie man sie sonst kaum zu Gesicht bekommt. Und im Moment, wenn die letzten Sonnenstrahlen verschwinden, brandet der Applaus auf wie eh und je.

Eine Straßenecke in Key West
Eine Straßenecke in Key West; (c) RKH-Verlag Grundmann GmbH

Der Mallory Square ist auch ein guter Ausgangspunkt für die Erkundung von Key West, da von dort aus die Orientierung leicht fällt. Die Stadtrundfahrten beginnen ebenfalls am Square. Es gibt zwei verschiedene, beide sind auf fast identischer Route unterwegs und umrunden dabei die Insel:

  • Der Conch Train (www.comchtourtrain.com) ist eine Art offener Zug, der an Vergnügungsparks á la Disney erinnert und von einem als Lokomotive verkleideten Jeep gezogen wird.
  • Die Wagen des Old Town Trolley sehen aus wie die Cable Cars aus San Francisco und haben den Vorteil, dass man sie an 12 Haltestellen beliebig verlassen und wieder zusteigen kann: Hop-on-hop-off; www.trolleytours.com/key-west.


Die $29 pro Person (bis 12 Jahre $14) für diese Fahrten kann man sich aber sparen, denn Key West ist so überschaubar, dass man die interessanten Punkte (außer bei extremer Hitze) ganz gut zu Fuß erreicht. So könnte man etwa vom Mallory Square die Whitehead Street bis zu ihrem Ende am Southernmost Point hinunterlaufen und dann die Duval Street wieder zurückspazieren. Dabei passiert man die meisten der spezifischen Sehenswürdigkeiten (inklusive Hemingway House), Cafés und Bars (Sloppy Joe’s) und hat nebenbei viel von Old-Key West gesehen. Je nach Länge der Pausen und Besichtigungen dauert das 2-4 Stunden. Der Rundgang läßt sich aber auch leicht auf einen vollen Tag ausdehnen.

An der Ecke Mallory Square/Whitehead Street steht die älteste Touristenattraktion der Stadt, das Key West Aquarium (täglich 10-18 Uhr, Eintritt $12, Kinder $5, www.keywestaquarium.com). Es entspricht nicht mehr modernen Standards, ist aber eine der wenigen Attraktionen in Key West, die auch für Kinder interessant sind, zumal man dort Fische anfassen und füttern darf.

Es gibt gleich vier Museen, die sich den Schiffen, die vor den Keys sanken, Piraten und Schätzen widmen:

  • Im Shipwreck Historeum (1 Whitehead Street, täglich 9.40-16.40 Uhr, Eintritt $12, Kinder $5; wwwshipwreckhistoreum.com), in einem Holzhaus mit Personal in historischen Kostümen stehen multimediale Spektakel im Vordergrund.
  • Im Mel Fisher Maritime Museum schräg gegenüber (200 Greene St, täglich 9.30-17.00 Uhr, Eintritt $12/$6; www.melfisher.org/ museum.htm) sind echte Funde ausgestellt. Mel Fisher war einer der bekanntesten Schatzsucher Floridas. Er entdeckte die 1560 gesunkene St. John, die Nuestra Señora de Atocha und die Santa Margarita, die beide 1622 einem Hurrikan zum Opfer fielen. Teile seiner Funde sind nun hier zu bewundern.
  • Das dritte Museum, das gleich um die Ecke liegt, nähert sich dem Thema aus anderer Perspektive. Im Wreckers’ Museum (322 Duval Street, Do, Fr, Sa 10-14 Uhr, Eintritt $5/$1; www.oirf.org) kann man sehen, wie Key West vom Plündern gesunkener Schiffe profitierte. In diesem angeblich ältesten Haus der Insel erfährt man zwar nicht ganz viel über die Beute, erhält aber einen Einblick in die Wohnkultur des frühen Key West.
  • Das Pirate Soul Museum (524 Front Street, täglich 9-19 Uhr, Eintritt $15, Kinder $9) hat eine große Sammlung an Piratenutensilien. Gut gemachte Spielerei ist die Kampfsimulation auf dem nachgebauten Schiffsdeck. Prima Website www.piratesoul.com.

Gegenüber Mel Fishers Museum steht das wunderschöne Audubon House (205 Whitehead Street, täglich 9.30-17 Uhr, Eintritt $10, Kinder $5; www.audubonhouse.com), das an den bekannten Naturliebhaber und Maler John James Audubon erinnert. Er besuchte Key West im frühen 19. Jahrhundert und zeichnete dort typische Pflanzen und Tiere der Insel. Das nach ihm benannte weiße Haus war zwar noch nicht fertig, als sich Audubon 1832 in Key West aufhielt, er soll aber in dessen Garten einige Zeit verbracht und gezeichnet haben. Wer in Key West einfach nur ein stilvolles nostalgisches Wohnhaus besichtigen möchte (und mit Hemingway wenig im Sinn hat), kommt im Audubon House eher auf seine Kosten als im oft ziemlich vollen Hemingway House.

 

Wenn man der Whitehead Street ein Stück weiter folgt, steht man bald vorm Eingang zum sog. Little White House (111 Front Street, täglich 9-17 Uhr, Eintritt $12, Kinder $5), in dem Präsident Harry S. Truman des öfteren seine Ferien verbrachte. Das Haus ist zwar weiß, sieht aber dem Washingtoner »Weißen Haus« nicht eben ähnlich. Immerhin regierte Truman von dort aus zeitweilig die USA; www.trumanlittlewhitehouse.com.

Man kann das Gebäude nur im Rahmen von Führungen besichtigen. Dabei sind weniger die Einrichtungsgegenstände interessant, als vielmehr die mit Anekdoten gefüllten Erläuterungen zu Truman und seinen Aufenthalten in Key West. Es wird außerdem ein kurzer Film über diesen Präsidenten gezeigt. Auch sein Nachfolger Eisenhower machte später Urlaub auf Key West, verzichtete aber darauf, im Little White House zu wohnen. Als Republikaner wollte er auf keinen Fall in einem Bett übernachten, in dem sein ihm verhasster demokratischer Vorgänger geschlafen hatte.

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