Als Frau alleine unterwegs mit Kindern im Camper 2

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Letztendlich konnten wir selbst solchen Problemen etwas Positives abgewinnen, wie etwa bei dem Getriebeschaden, als wir drei Tage ohne fahrbaren Untersatz waren. Die Zeit nach dem ersten Schrecken haben wir ganz einfach genossen: wir hatten Zeit zum Wandern, Schlauchboot fahren, Schwimmen und faulenzen. Unsere besondere »Mutter-mit-2-Kindern- Konstellation« hat solche Probleme nicht erschwert, im Gegenteil: jeder wusste, dass er seinen Anteil am Gelingen der Reise zu leisten hatte und dass Meckern oder Unzufriedenheit nicht angesagt war. Zum Glück hatten meine Söhne darauf bestanden, ein kleines Zelt mitzunehmen, so waren wir beim Übernachten vom Wagen teilweise unabhängig. Wir haben das Zelt bei allen Reisen immer dann aufgebaut, wenn wir länger als eine Nacht auf einem Platz blieben.

Dass nicht nur Frauen mit einem Wohnmobil Missgeschicke passieren, erfuhren wir bei der Rückgabe des Fahrzeugs. Männliche »Rückkehrer« tauschten sich wie selbstverständlich über abgefahrene Seitenspiegel, Beulen in Kotflügeln und über im Wege stehende Bäume aus.

Grundsätzlich hat mir das Fahren auf Amerikas Straßen im wesentlichen kaum Probleme gemacht, obwohl entgegen verbreiteter Vorstellung nicht alle Straßen gut ausgebaut sind. Vor allem auf entlegeneren Strecken mussten wir so manches Schlagloch umfahren, zwar ohne Schaden für den den Wagen, manchmal aber mit einigem Herzklopfen. Ich erinnere mich zum Beispiel an die Fahrt von Mesa Verde Park zum Canyon de Chelly, wo es mitten im einsamen Navajo-Reservat über einen Gebirgszug ging – auf einer Straße, die auf der Karte ganz »normal« aussah, uns aber 15 mi (rund 3 Stunden!) zittern ließ, bevor wir wieder sicheren Asphalt erreichten. Dort wäre Hilfe weit gewesen. Wir bemühten uns von da an, kleinere, verdächtig aussehende Abkürzungen zu meiden und lieber auf Nummer Sicher zu gehen. Andererseits besitzen in der Erinnerung derartige, letztlich gut bewältigte Abenteuer ihren besonderen Reiz.

Alle anderen Routen waren problemlos, wobei sich auch kurvenreiche Gebirgsstrecken selbst mit dem großen Camper ohne Schwierigkeiten befahren ließen. Die Bemerkung meines jüngeren Sohnes »Wir sind immer die ersten, nie fährt jemand vor uns,« macht aber deutlich, dass ich mit dem Gaspedal vorsichtig umging. Von drängelnden potentiellen Überholern hab` ich mich nie beirren lassen. Im übrigen ist der Verkehr vor allem abseits der großen Städte eher ruhig. Selbst lange Fahrten durch Regionen, die wir nicht so interessant fanden, wenn ich dann manchmal über sieben Stunden am Tag am Steuer saß, empfand ich erstaunlicherweise nicht als übermäßig anstrengend.

Was das Campen betrifft, so hatte ich vor den USA-Reisen überhaupt keine Campingerfahrung. Zu Beginn unserer Reisen hatte ich daher geglaubt, so eine Campingtour sei am besten zu meistern, wenn man sich einmal in der Woche in einer »ordentlichen« Unterkunft, im Motel also, von den Anstrengungen des Campens erholen kann. Diese Möglichkeit haben wir auf unseren drei Reisen insgesamt nur zweimal genutzt, als wir wegen einbrechender Dunkelheit nicht mehr weiterfahren wollten. Ansonsten haben wir »richtige« Betten nicht vermisst, ganz im Gegenteil, wir sind große Fans amerikanischer Campingplätze geworden.

Auch wenn die sanitären Verhältnisse manchmal nicht so ganz toll waren, haben uns die Campanlagen in den National und State Parks am besten gefallen. Selbst auf Plätzen, an denen ein Schild »Campground full« stand, gelang es uns mehrfach, doch noch unterzukommen. Den Rangern fiel es möglicherweise leichter, im Fall einer Mutter mit Kindern eine Ausnahme zu machen.

Das authentischere Campingvergnügen hatten wir mit dem kleinen Fahrzeug, da sich – notgedrungen – das Leben auf den Campingplätzen dann wirklich im Freien abspielen musste. Der Innenraum ist eng, das Auf- und Abbauen beispielsweise des Tisches war lästig. Selbst bei weniger gutem Wetter kocht und isst man dann lieber draußen. Das Motorhome war zwar gemütlicher, aber fast schon zu luxuriös für eine Campingtour. Der große Kühlschrank, der den Kauf einer Ice-Box für Getränke überflüssig machte, war jedoch angenehm. Und meinen Söhnen gefiel besonders der großzügige Platz zum Schlafen im Alkoven über dem Fahrerhaus.

Die Stellplätze auf den meisten Campgrounds in den National Parks oder National Forests waren meistens so groß, dass man von den Nachbarn kaum etwas bemerkte und wir uns mitten in der oft grandiosen Natur sogar einsam vorkamen. Die größte Herausforderung war für uns jedesmal wieder, ein schönes Lagerfeuer zu entfachen und uns in der Kunst des Grillens zu üben. Der Reiz, ein saftiges Steak essen zu können, war groß, und so haben wir, wann immer möglich, die Gelegenheit ausgiebig genutzt. Grillroste an der Feuerstelle oder auch separat gibt es auf fast allen Campingplätzen, sie waren aber manchmal ziemlich ramponiert, so dass wir uns einen eigenen kleinen Grillrost zulegten.

Ich wagte es leider nicht, irgendwo »wild« zu campen, was meine Jungen bedauerten, die gerne noch etwas mehr Abenteuer erlebt hätten.

Neben den vielen wunderschönen Plätzen in den National Parks, die für uns des öfteren auch Ausgangspunkt für Wanderungen waren, haben wir auch immer wieder kommerziell geführte Campingplätze genutzt. Sie sind in der Regel nicht besonders schön und teurer, aber in manchen Fällen günstiger gelegen als der nächste landschaftlich attraktivere Platz. Außerdem ist der kleine Luxus vieler Privatplätze oft willkommen (Pool, Duschen) und ab und zu ganz praktisch (Münz-Waschautomaten). Mit dem Besuch solcher Campgrounds kamen wir zwischendurch wieder zu sauberer Kleidung, obwohl in Amerika – zur Freude der Kinder – meine Maßstäbe dieser Art schnell ins Wanken gerieten und ich Marmeladenoder Ketchup-Flecken auf T-Shirts gut ertragen konnte.

Überhaupt habe ich auf unseren Campingtouren gelernt, viel gelassener zu sein.

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