Mit Bus und Eisenbahn durch die USA
Die starke Favorisierung des Autos für die Amerikareise weist bereits darauf hin, dass andere Verkehrsmittel weniger geeignet erscheinen. Tatsächlich ist das öffentliche Verkehrssystem in den USA bei weitem nicht so flächendeckend angelegt wie in Europa und in den Weststaaten ganz besonders dünn. Dort, wo Bus oder Eisenbahn existieren, liegt die Verkehrsfrequenz extrem niedrig. Einzig diskutabel sind in Anbetracht relativ hoher Preise für Einzeltickets die jeweiligen Netzkarten der Monopol-Buslinie Greyhound und des Passagier-Schienenverbundes Amtrak. Zu den technisch-organisatorischen Details.
Wer die USA per Bus entdecken will, muss bereit und in der Lage sein, allerhand Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Dazu gehört u.a. die Fähigkeit, lange Stunden in bisweilen vollbesetzten, unter- oder überklimatisierten Bussen in nicht immer bequemen Sitzen zu ertragen.
Bei Langstrecken ist oft keine direkte Fahrt ohne Umsteigen möglich. Dann sind Wartezeiten durchaus schon mal morgens zwischen zwei und sechs Uhr fällig. Wenn man Pech hat, auch in Busbahnhöfen in eher kritischen Stadtteilen.
Haltestellen gibt es nur in Ortschaften von bestimmter Größe an aufwärts. Das hat den Vorteil schneller Reisezeiten mit wenigen Zwischenstopps, bietet aber dem Passagier kaum eine Möglichkeit zu spontanen Entschlüssen. Abseits gelegene Nationalparks (das sind fast alle) und andere lohnenswerte Ziele mit dem Bus zu erreichen, stößt dabei auf Schwierigkeiten. Wegen des ebenfalls überwiegend unzureichend ausgebauten, teilweise überhaupt nicht vorhandenen Nahverkehrs ist Camping für Busreisende schwer realisierbar; es sei denn unter Inkaufnahme kilometerweiter Fußmärsche oder hoher Taxikosten. Frustration wird nicht ausbleiben, wenn bei abendlicher Ankunft das einzige Hostel kein Bett mehr frei hat, und das einfache Stadthotel in der Nähe der Greyhound Station $89 für ein schäbiges Zimmer fordert.

Andererseits ist festzuhalten, dass man im Auto viel isolierter fährt als im Bus, und manch einer gerade deshalb den Greyhound mit seinen Kontaktmöglichkeiten vorzieht. Wen dieser Aspekt interessiert, muss aber wissen, dass Greyhound heute im wesentlichen ein Transportmittel für Bürger der Unterschicht und Randgruppen ist. Denn wer es sich irgend leisten kann, fliegt oder benutzt sein eigenes oder gemietetes Auto.
Im Greyhound durch Amerika reisen bedeutet daher u.a., Seiten des Landes kennenzulernen, die dem Auto-Urlauber weitgehend verborgen bleiben.
Das Amtrak-Netz im Westen ist überaus weitmaschig. Die meisten Staaten sind nur noch von einem oder zwei Schienensträngen durchzogen, auf denen Personenverkehr – oft nur einmal (!) täglich oder weniger je Fahrtrichtung – abgewickelt wird. Wyoming lässt sich mit der Eisenbahn überhaupt nicht mehr erreichen, und damit auch nicht der Yellowstone Park in der äußersten Nordwestecke des Staates. Genausowenig wie die Mehrheit der Nationalparks und anderer Sehenswürdigkeiten. Die Benutzung der Eisenbahn in den Weststaaten macht nur Sinn für echte Fans.
Für junge Leute und Junggebliebene eine eher bedenkenswerte Alternative zu Greyhound und Amtrak bieten auf einigen Routen (Seattle–San Francisco/SFO–Boston) und für Rundfahrten die Firmen Green Tortoise und Adventurebus. Anstelle der Sitzbänke sind in den Bussen Matratzen-Etagen installiert (damit kein Übernachtungsproblem!) und im vorderen Bereich ist eine Art Cafeteria eingerichtet.
Trampen und Auto-Transport in den USA
Der Vollständigkeit halber seien an dieser Stelle auch bereits die beiden Fortbewegungsmöglichkeiten erwähnt, die sich nicht vorbuchen lassen:
Trampen, in den USA als Hitchhiking bezeichnet, ist nur für eine kleine Minderheit eine Möglichkeit. Das Auto Drive-Away, der Transport von Fahrzeugen von A nach B, für die sich auch der Tourist als Gelegenheitsfahrer bewerben kann und bei »Anstellung« lediglich die Benzinkosten trägt, kommt ebenfalls nur für relativ wenige USA-Reisende in Frage; und dann eher in Ergänzung anderer Transportmittel; www.autodriveaway.com.

Per Fahrrad durch Amerika
Ein Artikel von Ulf Knittel
Auch eine Radtour wäre eine Möglichkeit, zumindest gilt das für die Weststaaten. Man muss dafür nicht drahteselbesessen sein. Vom Sattel aus kann man Amerika wirklich erfahren und seine traumhaften Landschaften in vollen Zügen genießen. Radfahren heißt langsam, aber intensiv reisen, Kontakte knüpfen und (vielleicht) ein bisschen mehr Abenteuer erleben als im Fall anderer Reiseformen. Wer sich dafür interessiert, findet im Internet zahllose Seiten, z.B.: www.adventurecycling.org, www.cycleamerica. com, www.backroads.com, www.abbike.com.
Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen Touren entlang der Westküste und im Inland. In der Weite des Westens braucht man unbedingt eine besonders gute Kondition. Denn die Tagesetappen sollten weit über 100 km liegen, sonst kommt man nicht genug voran. In dieser Beziehung weniger anspruchsvoll ist ein Trip entlang der Küste (Highway #1). Steigungen und Serpentinen, die das Herz von Radsportlern höher schlagen lassen, gibt es dort aber auch und Campingplätze mit separaten Hike & Bike Sites (für Radler und Wanderer) abseits des Autotourismus. Außerdem trifft man dort auf viele Gleichgesinnte.
Radwege sind in Amerika rar. Dennoch liegt Radfahren auch in den USA voll im Trend. In fast allen Städten existieren Bike Clubs, bei denen man wertvolle Tips erhalten oder auch mal mit auf Tour gehen kann. Fahrradläden findet man zumindest in größeren Ortschaften. Selbst Pannen »weitab vom Schuss« sind kaum ein Problem, denn Amerikaner sind sehr hilfsbereit (umso mehr, je einsamer die Gegend ist) und nehmen einen »trampenden « Radfahrer ohne weiteres mit bis in die nächste Stadt.
Wer erwägt, Amerika mit dem Fahrrad zu entdecken, dem kann man nur zuraten. Ein Höchstmaß an Freiheit und Unabhängigkeit warten, und ganz nebenbei ist Radfahren auch noch die billigste Art zu reisen.