Erdbebengefahr in der San-Francisco-Bucht

Das letzte schwere Beben in der Region von San Francisco ereignete sich im Oktober 1989. Es dauerte nur 15 Sekunden und erreichte eine Stärke von ca. 7 auf der Richter Skala. Dramatische Schäden wie die Einstürze der oberen Fahrbahn der SF-Oakland Bay Bridge und des Obergeschosses der I-880 auf mehreren hundert Metern Länge waren aber eher punktueller Natur.

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Die gesamte Bucht von San Francisco ist stark erdbebengefährdet; Bild von PDPhotos auf Pixabay

San Francisco gilt seit jeher als Erdbebenhochrisikogebiet. Die Region liegt direkt am San-Andreas-Graben – einer der aktivsten tektonischen Störzonen der Erde. Hier reiben die pazifische und die nordamerikanische Erdplatte mit einer Geschwindigkeit von etwa fünf bis sechs Zentimetern pro Jahr aneinander. Das Ergebnis ist ein permanenter Spannungsaufbau entlang der Verwerfung – und die stete Gefahr plötzlicher Entladungen in Form von Erdbeben.

Lehren aus der Vergangenheit

Das große Beben von 1906 – mit einer geschätzten Magnitude von 8,3 – zerstörte weite Teile San Franciscos. Die Erdkruste verschob sich damals auf einer Länge von über 400 Kilometern um bis zu sechs Meter. Dieses Ereignis führte zu einer nahezu vollständigen Entlastung des tektonischen Drucks – mit der Folge, dass jahrzehntelang keine vergleichbar starken Beben mehr auftraten.

Anders das Beben von 1989 (Loma-Prieta-Erdbeben), das mit einer Magnitude von 6,9 vor allem die Region zwischen Santa Cruz und San Francisco traf. Es führte nicht nur zu zahlreichen Schäden an Brücken und Gebäuden, sondern auch zu einem Umdenken in der Erdbebenvorsorge. Neue Bauvorschriften, flexible Hochhauskonstruktionen, erdbebensichere Versorgungsleitungen und Frühwarnsysteme wurden seither in großem Umfang eingeführt und seither regelmäßig modernisiert.

Keine Entwarnung

Trotz aller technischen Fortschritte bleibt das Risiko hoch. Denn das Beben von 1989 entlastete zwar einzelne Abschnitte der Erdkruste um bis zu zwei Meter, doch in anderen Bereichen – etwa direkt unter San Francisco sowie südlich davon – nahm die geologische Spannung seither wieder zu. Seismologen gehen davon aus, dass sich die tektonischen Kräfte weiter aufbauen und ein neues Starkbeben unausweichlich ist.

Insbesondere das gefürchtete „The Big One“ – ein Beben zwischen 7,5 und 8,5 – gilt unter Experten als wahrscheinlich. Wann es eintritt, lässt sich nicht vorhersagen. Möglich wäre es morgen, aber auch erst in Jahrzehnten. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass großen Beben oft eine Serie mittelstarker Erschütterungen vorausgeht – ein Muster, das sich bereits mehrfach beobachten ließ.

Seismologisch besonders aktive Zonen

Neben der San-Francisco-Buchtregion gelten auch Gebiete nördlich und südöstlich von Los Angeles als besonders gefährdet. Das komplexe Netzwerk aus tektonischen Störungen im gesamten Kalifornischen Küstenraum ist noch nicht vollständig erforscht. Klar ist jedoch: Die geologischen Spannungen wachsen weiter – und die nächste große Entladung ist keine Frage des Ob, sondern des Wann.

Alltag mit dem Risiko

Kalifornier haben sich an das Leben mit dem Risiko gewöhnt. Schulen und Behörden veranstalten regelmäßig Erdbebendrills, Neubauten müssen strenge Normen erfüllen, und auch Touristen stoßen vielerorts auf Hinweisschilder zu Fluchtwegen und Notfallprozeduren. Wer San Francisco besucht, muss nicht mit täglicher Gefahr rechnen – sollte sich der potenziellen Naturgewalt jedoch bewusst sein.