Lange Zeit war Polyglott unangefochtener Spitzenreiter auf dem Markt der niedrigpreisigen Reiseführer.
Der Polyglott Verlag wurde 1902 in München gegründet und war spezialisiert auf Sprachführer für Touristen. 1955 wurde der Verlag von der Langenscheidt KG übernommen, 1959 erschienen die ersten Führer zu den beliebten Reisezielen Schweiz, Frankreich und Italien, mehr als 200 Titel sollten ihnen folgen.
Im Rhythmus von etwa 16 Monaten wurden die Bände aktualisiert, was bedeutete, dass auf ein ganzes Jahr übertragen an jedem Werktag eine aktualisierte Neuauflage eines Polyglott erschien.
1986, als Dr. Florian Langenscheidt die Verantwortung für Polyglott übernahm, wurden die Reiseführer auch inhaltlich verändert. Die kulturellen, bildungsbürgerlichen Daten rückten etwas in den Hintergrund gestellt, dafür wurden Erlebnis, Abenteuer, Stimmung u.s.w. stärker betont.
1989 war es mit der Ruhe vorbei. Der Verlag Hoffmann & Campe warf auf einen Schlag die ersten 25 Bände der neuen Reihe Besser Reisen auf den Markt. Ob der frische Wind Polyglott ins Gesicht blies, lässt sich nur vermuten. Der Marktführer zeigt sich aber noch unbeeindruckt. Schließlich erwartete der Käufer von Polyglott keine Vielfarbigkeit, sondern verlangt stattdessen eher intensive Recherche und Information.
Dennoch konterte Langenscheidt und brachte ein Jahr später die ersten Humboldt-Reiseführer heraus mit Farbfotos und 32 Seiten umfangreicher als Besser Reisen, aber zum selben Preis, damals 9.80 DM. Eine weitere Reiseführer-Reihe, die Touropa-Urlaubsberater, die nach den 15 Jahren ihres Bestehens ein Facelifting erhielten, warteten ebenfalls in lockerer, farbiger Aufmachung auf.
Hayit war schon 1986 als erster mit seinen Nützlichen Reisetipps in das Polyglott Preissegment eingebrochen, war aber dank der unterschiedlichen Zielgruppe nie eine ernste Konkurrenz für Polyglott. Der frische Wind wurde zum Sturm, als 1990 Mairs Geographischer Verlag mit Marco Polo und einem Millionenetat für Werbung als weiterer Wettbewerber in den Ring stieg.
Die Verlagsleiter hielten den Markt für elastisch genug für alle Reihen und sahen das Problem eher darin, dass der Handel nur begrenzten Raum zur Verfügung hat. Der Buchhandel betrachtete die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Vor allem zwischen Marco Polo und Polyglott begann ein packender Zweikampf.
Die Polyglott Reiseführer präsentierten sich jahrzehntelang in den Landesfarben der jeweiligen Regionen. Anfang der Neunziger Jahre jedoch wurde unverkennbar, dass Polyglott zu Langenscheidt gehört, denn nach einer Umgestaltung der Einbände wurden die Rücken nach und nach einheitlich gelb. Die Landesfarben erscheinen lediglich auf dem Deckel. Auch innen hatte sich etwas getan: wichtige Passagen waren farbig unterlegt. So hat Polyglott sich vor allem durch optische Umgestaltung wieder einen Schritt weit nach vorn geschoben.
Als 1993 der Gräfe & Unzer-Verlag, der inzwischen die Redaktion der Merian Reiseführer übernommen hatte, die Super Reisen einstellte und sich stattdessen mit der neuen Reihe Merian live! am Wettrennen beteiligte, war es der Polyglott, der sich etwas einfallen lassen musste. Das tat er auch und präsentierte im März 1995 stolz die erste Staffel einer völlig neuen Generation seiner Reiseführer: grundlegend überarbeitet, außen bunter, innen 120 Farbfotos, herausnehmbarer Mini-Sprachführer, statt 64 nun 96 Seiten, farbige Karten, aber immer noch mit seinem bewährten Routenprinzip.
Mehr als 120 neue Titel waren es bis zum Frühjahr 1997, und bis Mitte des Jahres lag fast die gesamte Reihe überarbeitet und im neuen Outfit vor, nebst einigen ganz neuen Titeln.
Die Weiterentwicklung der Polyglott rief wiederum Mairs Geographischen Verlag, den Herausgeber der Marco Polo Reihe, auf den Plan. Die Merian live! und die Polyglott sahen einfach stattlicher aus! Also war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Marco Polo mit veränderten Neuerscheinungen und Neuauflagen nachzogen.
Der Polyglott-Reiseführer wird vor allem geschätzt wegen des Routenprinzips, der Autotouren durch Ländern und Regionen und wegen der Rundgänge in Städten. Jeder kennt ihn, und für viele war Polyglott das Synonym für Reiseführer schlechthin. Der Stil ist eher trocken und sachlich.
1998 war die Reihe bei über 200 Reisezielen angelangt und damit weitgehend komplett. 2018 sind es noch etwa 130 lieferbare Titel.
Seit Frühjahr 2001 hat Polyglott äußerlich ihr Gesicht grundlegend verändert, ging von der Langenscheidt-Partner-Farbe gelb weg und präsentierte stolz die erste Staffel der neuen weiß/beigen On Tour Reiseführer. In der Folge erhielten alle Bände eine kleine „flipmap“, Karte oder Stadtplan, als Beigabe. Die Polyglott-Reiseführer werden regelmäßig überarbeitet, Neuerscheinungen gibt es eher selten.
Seit Mai 2011 wird Polyglott von Travelhouse Media vertrieben, die auch den früheren Konkurrenten Merian live! im Programm hat.
Ergänzend zu den gedruckten Reiseführern bieten die Polyglott Apps allen Nutzern von Smartphones und Tablet-PCs zusätzliche Informationen und zeigt auf Übersichtskarten die Lage von Hotels, Restaurants und vielen angesagten Adressen an.