Die Reisenden, die sich über die europäischen Grenzen hinaus aufmachten, fremde Länder zu erkunden, mussten erkennen, dass die lieferbare Literatur zwar Kirchen, Klöster, Tempel, Burgen und Ruinen in den jeweiligen Ländern ausführlich beschrieb, praktische Reisetipps fehlten jedoch völlig. Keinerlei Informationen zu Einreisebestimmungen, Übernachtung, Reiserouten, Straßenzuständen, Benzinpreisen, geschweige denn persönliche Empfehlungen und Wertungen oder Übersetzungshilfen.
Was also lag näher, als dass die Globetrotter ihre Reise-Erfahrungen mit Interessierten teilten, was zunächst einmal untereinander geschah, doch dann im größeren Stil begann, handgetippt, per Umdrucker vervielfältigt. Die Qualität dieser neuen Art von Reise-Infos war sehr unterschiedlich, doch der Erfolg war durchschlagend und ihr Siegeszug eingeleitet! „Alternativ“ wurde zum Schlagwort. Den Autoren kam es zunächst hauptsächlich darauf an, ihr unterwegs erworbenes Wissen möglichst detailliert und aktuell an die Reisenden weiterzugeben, quasi als Ergänzung zu Reiseführern im Stil des Baedeker.
Für Werbung ist kein Budget vorhanden. Doch die Verbreitung ist gesichert durch Mund-zu-Mund-Propaganda und das persönliche Engagement der Autoren. Auch der Buchhandel spürte die Aufbruchstimmung. Immer häufiger kam es vor, dass einer der Globetrotter seine Bücher „in Kommission“ anbot. Und die Nachfrage nach „alternativen“ Reiseführern stieg.
1976 taten sich die Autoren der ersten und erfolgreichsten Bücher zu einer Gruppe zusammen, trennten Spreu vom Weizen und gaben ihre Bücher mit dem Label GSFG „Globetrotter schreiben für Globetrotter“ heraus.
Die insgesamt 21 Bände der Reihe „Globetrotter schreiben für Globetrotter“ drückten die Reiselust einer ganzen Generation aus. Sie waren bahnbrechend für eine ganz neue Art zu reisen und sollen deshalb an dieser Stelle vollständig aufgeführt werden:
- Friedemann von Engel, Tips für Trips, Bilanz einer Autoreise durch Fernost (1976)
- Rolf und Margret Schettler, 100.000 km Orient (1976)
- Klaus und Erika Därr, Trans-Sahara (1976)
- Ludmilla Tüting, Von Alaska bis Feuerland (1977)
- Heribert Seul, Weltführer für Reisen mit dem Rucksack, Tips und Routen für 60 Länder (1977)
- Ludmilla Tüting, Nepal für Globetrotter (1977)
- Jens Peters, Südostasien mit öffentlichen Verkehrsmitteln (1977)
- Rolf und Margret Schettler, Kaschmir, Ladakh, Zanskar und Ladakh (1977)
- Därr TCS, Durch Afrika (1977)
- Tondok, Im VW-Bus um die Erde (1978)
- Manfred Wöbcke, Mexico, USA, Canada, Alaska (1978)
- Wolf Lieb, Medizinfiebel für Fernreisen (1978)
- Jens Peters, Philippinen (1979)
- Christoph G. Gack/Manfred Wöbcke, Reisehandbuch Israel und besetzte Gebiete (1979)
- Magdalena Krumbeck, Sri Lanka, Malediven (1979)
- Rainer Lössl, Peru, Bolivien (1980)
- Brigitte Blume, Birma (1981)
- Anne Wodtke/Wolfgang Därr, Madagaskar, Seychellen, Mauritius, La Réunion (1981)
- Peter Rump/Gunda Urban, Bali und Lombok (1981)
- Erika Därr, Marokko (1981)
- Edgar Hoff, Australien für Globetrotter (1982)
Gründung der Marke Reise Know-How
Neun Jahre nach dem Erscheinen des ersten Bandes, 1984/85, taten sich Teil der beteiligten Selbstverleger und Autoren in der „Verlegergemeinschaft Individuelles Reisen (VIR)“ zusammen und starteten die Reihe „Reise Know-How“, in die einige der bewährten GsfG-Titel übernommen wurden. Verstärkt wurde die Gruppe durch Selbstverleger, die ebenfalls schon seit einigen Jahren auf dem neuen Reiseführermarkt erfolgreich waren. Man hatte erkannt, dass man gemeinsam stärker ist, effektiver arbeiten, sich gemeinsam besser vertreten und ausliefern lassen kann. Zu ihnen gehörten Brigitte Blume, Erika Därr, Hans R. Grundmann, Helmut Hermann, Edgar Hoff, Rainer Lössl, Peter Meyer, Peter Rump, Heribert Seul, Will Tondok und Brigitte Blume. Auch außerhalb dieser Gruppe schlugen einige der schreibenden Globetrotter die Verleger-Laufbahn ein.
Die Verlegergemeinschaft Reise Know-How ging die Sache nun professionell an. Es wurden Aufgabenbereiche und Zuständigkeiten festgelegt. Ihr gemeinsames Ziel war es, den Folgen des individuellen Massentourismus entgegenzuwirken und mit mehr Einfühlungsvermögen und Hintergrund-Informationen dem Reisen eine neue Richtung zu geben. Sie wollten die Augen öffnen für die Geschichte, die Tradition und die Kultur der Menschen des Gastlandes und den „sanften Tourismus“ fördern. Aus der Buchmesse 1984 waren sie erstmalig als Gruppe vertreten und lenkten die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich.
Bald wurden auch andere Autoren unter dem Label „Reise Know-How“ verlegt, das von einem kleinen, fliegenden Kranich als Symbol für Fernweh gekrönt wird, welches ein Buch erst dann erhält, wenn es den gemeinsam entwickelten Qualitätsanforderungen gerecht wird. Jedes Buch informiert ausführlich über Land und Leute, Kultur und Geschichte und bietet zuverlässige praktische Hilfen von der Planung bis zur Durchführung. Es bereitet auf die Begegnung mit dem fremden Kulturkreis vor und hilft, die anderen Lebensgewohnheiten besser zu verstehen und den Fettnäpfchen aus dem Wege zu gehen. Die Menschen, die in dem Land leben, sind wichtiger als die Anzahl der Hotels. Auch an kritischen Anmerkungen fehlt es nicht.
Dazu gehört mehr als eine Reise! In vielen Jahren und Aufenthalten entstanden bleibende Kontakte, und den Autoren sind die Themen-Länder oft zur zweiten Heimat geworden. Informationen und Daten unterschiedlichster Quellen werden gesammelt, archiviert, ergänzt durch persönliche Erfahrungen und aktualisiert, was dank der EDV heute schneller, wenn auch nicht mühelos durchgeführt werden kann. Die Aktualisierung erfolgt bei den meisten Titeln ein- bis zweijährlich.
Reise Know-How heute
Im Laufe der Zeit hat die Reihe Reise Know-How immer wieder ihr äußeres Erscheinungsbild verändert und sich dem Geschmack der Zeit angepasst, doch immer ist die Optik unverwechselbar geblieben. Auch inhaltlich hat sich viel getan. Vor allem sind die Führer immer farbiger und das Layout moderner, Karten und Stadtpläne wurden ergänzt, und Internet-Adressen sind längst selbstverständlich geworden.Im Jahr 2012 gehören dem Verlag Reise Know-How nur noch 4 Verleger an: Peter Rump, Hans R. Grundmann, Helmut Hermann und Will Tondok.
Das Reise Know-How Verlagshaus von Peter Rump ist in Bielefeld. Sein erster Titel, Bali und Lombok, erschien 1981. In Bielefeld erscheint der größte Teil der Reise Know-How Reihen und Titel. Auch Werbung und Marketing werden von hier aus gesteuert.
Weit mehr als 400 Autoren schreiben mittlerweile für die Reihe Reise Know-How. Während in den Anfängen die Themen ausschließlich außereuropäischen Reisezielen gewidmet waren, ist Europa schon lange auch hervorragend vertreten. Auch Deutschland wurde, wenn auch spät, schon vor vielen Jahren als Reiseziel aufgenommen.
Bei allen Umsatzeinbrüchen für Fernreisen nach dem Anschlag vom 11. September 2001 hat Reise Know-How nur profitiert, denn „ein Individualreisender kann Gefahren viel besser abschätzen und darauf reagieren als ein Pauschaltourist, der sich Monate zuvor auf ein Reiseziel festlegt.“ (Peter Rump).
Längst ist die Zielgruppe nicht mehr auf Globetrotter oder Individualreisende beschränkt. Die Reiseführer werden vor allem geschätzt wegen der Qualitätskriterien, die den Gründern schon vor 30 Jahren ein Anliegen waren: den Reisenden alle wichtigen Informationen mit auf den Weg zu geben, die sie unabhängig machen. Die Verleger mögen zwar mittlerweile in die Jahre gekommen sein, die Reihe Reise Know-How jedoch ist heute gefragter denn je.
Der Verlag Reise Know-How Dr. Hans R. Grundmann GmbH mit Sitz in Westerstede hat als Themenschwerpunkt USA, Kanada und Mallorca, wo er auch als Autor und Co-Autor in Erscheinung tritt. Sein Mallorca-Handbuch ist der Titel mit der höchsten Auflagenzahl (23) aller Reiseführer der Reihe dicht gefolgt von USA, Der Westen (20), ebenfalls aus dem Hause Grundmann.
Im Juli 2013 hat im Verlag ein Generationswechsel stattgefunden. der Diplom-Kaufmann Ulf Behrmann wurde neuer Geschäftsführer des Reise Know-How-Verlags Grundmann neben dem Verlagsgründer Hans-Rudolf Grundmann der in Zukunft hauptsächlich als Autor in Erscheinung treten will. Ulf Behrmann ist verantwortlich für die Bereiche Vertrieb, Marketing, Programmplanung und Presse. Der Verlag möchte damit seine starke Stellung in Bereich USA/Kanada und balearische Inseln weiter festigen und ausbauen.
Der Reise Know-How Verlag Helmut Hermann hat seinen Sitz in Markgröningen. Seine Schwerpunkte sind alle Fahrrad-Titel (Führer und Berichte), sowie Südamerika, Südafrika und Australien. Bei Mexiko, Südafrika, Brasilien und dem Fahrrad-Weltführer ist er Autor bzw. Co-Autor.
In München ist der Reise Know-How Verlag Tondok zu Hause. 1978 gaben Will und Sigrid Tondok nach einer abenteuerlichen, dreijährigen Reise ihr erstes Buch „Im VW-Bus um die Erde“ heraus. Themenschwerpunkte sind heute Ägypten (18. Aufl.), Israel und Jordanien.
Die Reise Know-How Reihen
- Die Zahl der Reise Know-How-Reiseführer ist in den mehr als drei Jahrzehnten ihres Bestehens auf 435 Titel angewachsen, viele mit ständigen Neuauflagen in ununterbrochener Reihenfolge seit den 1980er Jahren. Sie sind erschienen für fast alle Reiseregionen der Erde. Reiseführer für die schönsten Städte der Welt sind in der Reihe City Guide erschienen. 16 sind noch lieferbar, viele Ziele wurden von den CityTrips abgelöst. Sie ermöglichen eine ausführliche Erkundung auf eigene Faust. Die CityTrip/CityTrip PLUS für individuelle Kurzreisen in touristisch interessante Städte umfassen bereits 165 Titel.
Die InselTrips umfassen bislang 26 Titel.
Ein kleines Segment des Reise Know-How Verlages umfassen die 11 Wanderführer für einige schöne europäische Wanderregionen. - Parallel zur Gründung der Reihe Reise Know-How war der erste Sprachführer der Reihe Kauderwelsch Sprachführer erschienen. Mittlerweile 257 Bände für über 160 Sprachen, darunter so fremde und unbekannte wie Dari, Lingala und Tetum, erschienen. Für die meisten Sprachen wird auch ein Aussprache-Trainer als Audio-CD angeboten.
- Wer mehr über den Hintergrund und die Geschichte des Gastlandes erfahren möchte, findet bei Reise Know-How diese Informationen in den mehr als 50 Bänden der Reihe „Kulturschock“. Sie bieten eine wertvolle Hilfe zum Verständnis des Fremden im Alltag des Gastlandes.
- 2001 erschienen bei Reise Know-How die ersten Landkarten in der Reihe World Mapping Project, gedruckt aus synthetischem, sehr widerstandsfähigem Papier. Bis heute sind etwa 193 Karten in den unterschiedlichsten Maßstäben erschienen, von der detaillierten Wanderkarte bis zur Kontinentkarte.
- Seit ein paar Jahren gibt Reise Know-How auch Tourguides für Reisen mit dem Wohnmobil heraus. Sie enthalten Tourenvorschläge mit GPS-Daten und alle wichtigen Informationen für die Durchführung der Reise. 19 Titel sind erschienen.
- In den 25 Reiser-Sachbüchern geht es um Planung und Organisation von Reisen, spezielle Reisearten, Orientierung (Kartographie) und Vertiefung zu „Special-Interest“-Themen.
- In der Reihe Edition Reise Know-How erscheinen Reiseberichte, Reportagen und literarische Erzählungen zu bestimmten Reisegebieten.
- 13 kleine, quadratische Bildbände zu exotischen Zielen bereichern das Reise Know-How Angebot seit ein paar Jahren. Im Vordergrund stehen dabei die Menschen in ihrer Kultur.
- Sogar auf dem Musik-Sektor ist Reise Know-How vertreten. Die 30 CD’s der Reihe Soundtrip beinhalten die typische Musik eines Landes.
- Die Reiseführer von Reise Know-How werden auch als eBooks im PDF-Format als Download angeboten.