Das Habsburger Enfant terrible Ludwig Salvator auf Mallorca

Ludwig Salvator / © RKH-Verlag
Ludwig Salvator / © RKH-Verlag Grundmann GmbH

Der Erzherzog "Lluis Salvador" von Österreich und Habsburg

Die Beziehung Mallorcas zum Hause Habsburg wird im geschichtlichen Abriss, Stichwort Mittelalter, kurz erläutert. Sie ist lange vergangene Historie. Die Kreise, die ein später Nachfahre der einstigen Herrscher (auch) Spaniens, nämlich der österreichisch-toskanische Erzherzog Ludwig Salvator (1837-1915), auf Mallorca zog, werden dagegen tagtäglich jahraus jahrein zahlreichen Besuchern in Valldemossa und Son Marroig nahegebracht.

Wer per Bus aus Palma anreist, begegnet seinem Namen schon unweit des Busbahnhofs. Der Bus überquert auf dem Weg zur Ausfallstraße nach Valldemossa bald die breite Carrer Arxiduc Lluis Salvador.

Lluis Salvador war ein untypischer Adliger seiner Zeit, unkriegerisch und den Naturwissenschaften zugetan. Vielleicht hatte die erste Reise nach Mallorca etwas mit seiner Abstammung zu tun. Die Mutter war Tochter des Königs von Neapel und Sizilien, eines Reiches, das vorher einmal zur Krone Kataloniens und Aragons gehört hatte, unter der auch Mallorca regiert worden war.

Das Resultat jener Reise war ein Buch über die mallorquinische Insektenwelt. Der nächste Aufenthalt führte 1864 zur endgültigen Niederlassung des Erzherzogs auf der Insel. Er kaufte in der landschaftlich schönsten Region, in der Serra Tramuntana, einen ausgedehnten Besitz zusammen, darunter auch landwirtschaftlich ausgerichtete Gutshöfe.

Son Marroig, einst von Catalina Homar bewohnt, ist heute Eigentum der Schwestern Ribas. Deren Großvater war einst Sekretär des Erzherzogs. Nicht weit entfernt davon liegt das schlichtere Miramar, das ebenfalls zu seinen Liegenschaften gehörte, aber heute in Privatbesitz ist. Völlig unzeitgemäß scheint Lluis Salvador ein ausgeprägtes Umweltbewußtsein an den Tag gelegt zu haben.

Er sorgte für einen landschaftsangepaßten Wegebau, unter anderem zu Aussichtspunkten hoch über dem Meer und für eine ungewöhnliche Hege und Pflege seiner Waldareale. Nebenbei sammelte er mallorquinische Volkslieder und - märchen, stellte Mittel für die Erforschung der Drachenhöhle bereit und machte seinen Einfluß zur Erhaltung historischen Erbes geltend.

Die Liebe zu Mallorca ließ auch das weibliche Geschlecht nicht aus. Catalina Homar, Tochter eines Tischlers, wagte der Erzherzog sogar zum kaiserlichen Hof nach Wien mitzubringen. Ein Skandal, ebenso wie die große Zahl der Kinder von weiteren Konkubinen, von denen man munkelte.

Den Balearen insgesamt widmete er Ende des Jahrhunderts ein fünfbändiges, mit einer Goldmedaille der Weltausstellung von Paris ausgezeichnetes und bis heute das umfassendste Werk über die Inseln. Dessen Kapitel über die Schönheiten und Reize Mallorcas schreibt man das Erwachen des Interesses an der Insel zu und damit den entscheidenden Anstoß zum Beginn des Tourismus.