Portocristo, ein altes Fischerstädtchen ohne neuere Hotels, befindet sich – soweit es die Übernachtungen betrifft – überwiegend in britischer Hand. Deutsche Veranstalter bieten dort zur Zeit nur eine Handvoll Häuser an. Der Ort besitzt – wegen seiner Höhlen – in erster Linie Bedeutung als Ausflugsziel.

Aber nicht wegdenken lässt sich Portocristo aus den Programmen der Ausflugsveranstalter, denn mit der Tropfsteinhöhle Coves del Drac verfügt der Ort über die wahrscheinlich meistbesuchte Touristenattraktion Mallorcas und mit den Coves dels Hams über eine weitere populäre Höhle und neuerdings auch noch über einen gelungenen Dinosaurierpark.

Stadtbereich

Wegen der Dominanz der Höhlen wird dem Städtchen Portocristo selbst weniger Aufmerksamkeit zuteil, als es eigentlich verdient. Der zentrale Bereich an der geschützten Hafenmole und über der davor liegenden Platja de Portocristo unterhalb der Carrer d’en Bodils bietet ein für Mallorcas Küstenorte eher untypisches Bild. Um den schattigen Platz hinter der Hafenpromenade mit Anleger für Ausflugsboote ballt sich in erhöhter Lage die Mehrheit der Hotels, Läden und Lokale. Die Gesamtkomposition ist freundlich-städtisch, aber auch etwas altmodisch.

Bootshafen/Passeig de Riuet

Moderner geht’s am nordwestlich flach auslaufenden Arm der Bucht zu. Er wurde zu einem 300 m langen Bootshafen ausgebaut, in dem – bis zur Brücke der Straße Ma 4014 (Carretera de les Coves) – kleinere Yachten und Llauts dicht an dicht liegen. Eingerahmt wird er durch die Verlängerung der hinter dem Strand beginnenden Promenade, die sich auf der Ostseite Passeig des Riuet (mit erst ab Mittag sonnigen Terrassenlokalen eins neben dem anderen), auf der Westseite Passeig Cap des Toll nennt. Auf ihnen kann man um die ganze Hafenbucht herum laufen.

Altstadt

In den Blocks hinter der Carrer d’en Bordils, dem zentralen alten Portocristo, spielt sich – aus touristischer Sicht – wenig von Interesse ab. Dort überwiegen unattraktive Wohnstraßen.

Karte der Stadt Porto Cristo / © RKH-Verlag
Karte der Stadt Porto Cristo / © RKH-Verlag Grundmann GmbH

Ostseite der Bucht

Östlich des Zentrums läuft die Allee Avinguda Joan Amer parallel zur Uferlinie der die Hafeneinfahrt begrenzenden Landzunge bis fast zur Punta Pagell. Ganz am Ende stößt sie auf die Carrer del Sol Ponent. Zwischen den Villen über der Steilküste gibt es dort mehrere Zugänge auf eine Felsebene knapp über der Wasserlinie. Von ihr hat man einen wunderbaren Blick über die ganze Bucht hinweg auf Portocristo. Schwimmer finden dort Einstiegsmöglichkeiten ins tiefe Wasser.

Passeig Cap des Toll

Auf der Südseite des Hafenbeckens überragt der Club Náutico die Szene. Hinter ihm erstreckt sich ein Villenviertel bis zum alten Wachtturm Torre de Falcons am Ende der Avinguda d’en Joan Servera Camps (identische Anfahrt wie zur ausgeschilderten Drachenhöhle). Am Ende der Carrer de la Vela (erste Straße links ab von der Servera Camps) liegt das Clubgebäude. Treppen führen rechts daneben zum Passeig des Cap des Toll hinunter, der an der Hafenbucht entlang läuft und nördlich an der Carretera de les Coves.

Restaurants

• Im rustikal-maritimen Restaurant Sa Cantina des Club Nàutic gibt’s vor allem Fischgerichte. Das Echo der Gäste ist geteilt, aber die Aussicht macht’s; www.cnportocristo.com/index.php/sa-cantina

• Fisch- und Meeresfrüchte sowie Reisgerichte dominieren die Karte des Restaurants Sa Pedra gegenüber (Carrer Veri 4). Gehobenes Ambiente, von der Terrasse Blick über den Bootshafen; de-de.facebook.com/sapedra

• Eine prima Aussicht und Sonne bis zum Abend bietet das voll verglaste Restaurant Flamingo in der nördlichen Ecke über der Bucht und den letzten Metern der Strandpromenade. Mehrere Terrassenebenen mit Treppen nach unten zum Strand; Küchenqualität Durchschnitt bei moderaten Preisen; www.facebook.com/FlamingoPortoCristo/menu/?locale=de_DE

Coves del Drach

Die Anfahrt durch die Stadt von Westen (Manacor) zur berühmten Drachenhöhle ist oft verstopft; besser fährt man ab dem letzten Kreisverkehr vor Portocristo auf die Umgehungsstraße Richtung Portocolom und dann auf der Ma-4014 einen Kilometer »zurück« nach Portocristo. Wer aussüdlicher Richtung kommt, erreicht die Höhlen ohnehin über die Ma-4014. Aus Richtung Norden ist die Fahrt durch den Ort meist kein Problem.
Buslinie 401 (Palma-Cala Millor) hält am höhlennahen Verkehrskreisel.

Aus allen Richtungen passiert man am Kreisverkehr vor der Höhlenzufahrt einen Verkaufspavillon der Perlenmanufaktur Majorica mit Bistro und Terrasse.

Konzert auf dem unterirdischen See

Am weltweit größten unterirdischen Seen (bis zu 177 m lang und 40 m breit) wiederholt man seit Dekaden täglich vielmals das gleiche »Spektakel«: Aus der Tiefe der Höhle gleiten lautlos 2-3 nur dezent beleuchtete mit Musikern besetze Boote übers glasklare Wasser. Sie spielen – unterstützt oder mitunter ersetzt durch verborgene Lautsprecher – populäre klassische Weisen. Über 1000 Personen können auf der Tribüne das konzertante Schauspiel (ca. 10 min) verfolgen. Die Inszenierung zwischen Stalagmiten und Stalaktiten ist einerseits eindrucksvoll, andererseits künstlich-kitschig und eine Massenveranstaltung.

Zeiten und Eintritt

Öffnungszeiten: Mitte März bis Ende Oktober täglich 10-17 Uhr zur vollen Stunde (außer 13 Uhr) gruppenweise Einlass; Nov-Mitte März 4x täglich. Eintritt an der Kasse: €17; Kinder 3-12 Jahre €10. Online-Tickets minus €1. Bisweilen gibt es in Büros der Touristeninfo und Hotels Discountcoupons. Aktuelle Info unter www.cuevasdeldrach.com/de. Parken frei.

Zum Ablauf

Die Organisation funktioniert auch bei Andrang perfekt. Tickets – mit Zeitvorgabe – erhält man am Zentralgebäude (wo sich auch der Ausgang befindet). Von dort sind es etwa 200 m zu Fuß bis zum Höhleneingang. Die passende Zeit vorab im Internet zu buchen ist ggf. eine gute Idee. Denn manche Zeiten sind bei zu später Ankunft nicht mehr verfügbar. Ohne Vorabreservierung hat man die beste Chance auf Einlass zur jeweils nächsten vollen Stunde gleich morgens oder am Ende des Tages. In den Coves del Drac findet keine Führung statt. Vielmehr wird kurz ein schmaler Eingang geöffnet, durch den sich die Hundertschaften der Besucher drängen und über einen 800 m langen Weg zum See eilen. Angemessen Zeit, um die großartigen unterirdischen Formationen zu betrachten, bleibt kaum. Nach der Vorstellung geht esfür die meisten Zuschauer über weitere 400 m mit allerhand Treppen schleunigst zum Ausgang. Wer sich geduldig anstellt, darf ein Stück davon per Boot bewältigen.

Coves del Hams © by Hans-R. Grundmann - Reise-know-how - Verlag
Coves del Hams © by Hans-R. Grundmann - Reise-know-how - Verlag

Coves dels Hams

In den Coves dels Hams (breite Zufahrt an der Straße nach/von Manacor) finden Gruppenführungen statt. Durch lange Gänge geht es in Gruppen im Gänsemarsch an bunt beleuchteten unterirdischen Räumen und Felsspalten vorbei, die vielfältig geformte Stalagmiten und Stalaktiten beherbergen. Filigrane, Harpunen (Hams) ähnliche Gebilde gaben der Höhle ihren Namen. Auf einem Minisee wird die Show der Drachenhöhle (mit einem Boot) imitiert. Als kostenpflichtige Zugabe (€5) wird in der sog. "digitalen Höhle" eine virtuelle Show geboten: "Phantasieträume des Jules Verne". Der Erfinder der Science Fiction besuchte zwar nie die Coves dels Hams, aber 1869 immerhin zusammen mit den berühmten Literaten Alexandre Dumas und Victor Hugo die Höhlen von Artá.

Man betritt die Coves dels Hams über einen tiefen, dicht bewachsenen Felstrichter, der auch ohne Höhlenbesuch vom Parkplatz aus zugänglich ist. Unten befindet sich eine Bühne mit Open-Air-Restaurant. Im Sommer finden dort (als Sonderveranstaltung) Konzerte und Folklore-Vorführungen mit Barbecue u.a.m. statt.

Geöffnet täglich April-Oktober 10-18 Uhr, Nov-März 10.30-17Uhr; Eintritt €21 (!), unter 12 Jahre frei; www.cuevas-hams.com.