Sóller auf Mallorca
Das Tal von Sóller, genannt auch Huerta (Obstgarten) de Sóller, ist umgeben von steil aufragenden Gipfeln der Serra Tramuntana, deren Pässe bis ins letzte Jahrhundert hinein ausschließlich über die endlosen Kehren von Pfaden und Feldwegen bewältigt werden konnten.
Deshalb und dank der geschützten Bucht waren Boote das wichtigste Transportmittel zur Herstellung der Verbindung mit der Außenwelt. Erst im Jahr 1912 rückte Sóller mit der Einweihung der durch dreizehn Tunnel geführten Eisenbahnstrecke nach Palma enger an den Rest Mallorcas heran.
Straßen nach Sóller/Tunnel
Über die Pässe geht es auch schon lange nicht mehr auf holprigen Karrenwegen, sondern auf gut ausgebauten Straßen. Zumindest gilt das für die Strecken nach/von Palma und in Richtung Norden Lluc/Pollença. Die nunmehr »alte« Hauptstraße führt in 30 Serpentinen über 500 Höhenmeter auf den Pass Coll de Sóller. Dort wartet nach wie vor das Restaurant D’alt des Coll auf Gäste (Do-So nur Mittagszeit), beim geringen Verkehr auf dieser Straße ein angenehmer Platz für eine Pause mit Weitblick über die halbe Insel. Diese schöne Ausflugsroute war für den heimischen Verkehr eine mühselige und zeitraubende Kurbelei am Steuer. Der Straßentunnel erledigte 1997 das Problem. Die Maut für Pkw betrug bis Ende 2017 stolze €5,05 pro Strecke (nur knapp 3 km). Mittlerweile wurde die Tunnelmaut aufgehoben. Die Passstraße ist, da Lastwagen- und Busverkehr entfallen, bei schönem Wetter eine echte Alternative (maximal plus 20 min gegenüber Tunnelfahrt).
Straße von Deià
Auch die Straße von/nach Deià ist ein besonderes Kapitel. Man begann schon 1995 mit ihrem Ausbau. Nach dem Konkurs der Baufirma 2 Jahre später, tat sich nichts mehr. Ein großes Teilstück ist immer noch zu eng bei Begegnungen mit Bussen..
Ortsbild/Bahnhof/Straßenbahn
Sóller liegt etwas abseits der Hauptstraße Palma-Port de Sóller und auch der Küstenstraße von Andratx nach Pollença, die das Tal am nördlichen Ortsausläufer kreuzt. Das Städtchen verfügt über eine attraktive, wenn auch heute übervolle Plaça und einen Bahnhof, der immer noch so aussieht wie 1912. Die Baumkronen über den Bahnsteigen spenden Schutz vor der südlichen Sonne. Passagiere des nostalgischen Zuges mit Ziel »Port« steigen gleich am Bahnhof in die Straßenbahn (Tranvia), die ihre Ladung (auch) in offenen Wagen durch die grünen Alleen der Stadt und Zitrusgärten befördert (ca. 5 km, 15 min). Man kann an mehreren Haltestellen Richtung Hafen zusteigen (€7 eine Strecke!)
Anfahrt mit Auto
Wer mit dem Auto kommt, sollte sich zu den Parkplätzen (am besten an der Gran Via) leiten lassen; von keinem ist es weit bis ins Zentrum. Parken anderswo ist so gut wie unmöglich; zudem kann man sich im Gewirr enger Einbahngassen leicht »festfahren«.
Plaça
Bis zur (auto-) verkehrsfreien und mit Tischen und Stühlen vollgestellten Plaça sind es vom Bahnhof nur gut 150 m. Auf den Terrassen diverser Lokale (alle nicht günstig) sitzt man bei gehobenen Preisen schattig und mit nunmehr freiem Blick auf die schönen Fassaden der Kirche Sant Bartomeu und des Rathauses.
Piratenspektakel
Auf der Plaça nimmt – nach heroischen Reden auf Mallorquín – das alljährlich nachgespielte Spektakel der glücklichen Abwehr maurischer Piraten am 11. Mai des Jahres 1561 seinen Ausgang: Vor amüsierten Touristen »erkämpfen« als Christen und Araber verkleidete Männer und Frauen eine Woche lang im Ort und am Strand mit hölzernen Schwertern und Krummsäbeln immer wieder das im voraus bekannte Resultat. Nach dem Kampfgetümmel stärkt man sich gemeinsam bei Wein und Gesang.
Das beste Eis der Insel?
Folgt man von der Plaça den Straßenbahnschienen nördlich (Carrer Cristóbal Colón), erreicht man 150 m weiter an der Plaça Mercat die städtische Markthalle. Gegenüber nicht zu übersehen ist die kleine Fabrica de Gelats (Eisfabrik) mit Verkaufskiosk. Das Eis dort ist ausgezeichnet, am besten vielleicht »Orange Soller« (frischer Orangensaft mit Orangeneis und Sahne). An der Plaça hält das Lokal Giovanni unter deutscher Leitung mit Erfolg dagegen.
Lokalmuseum
Ca. 200 m von der Plaça entfernt, in der Carrer de sa Mar, ist in einem sehenswerten Herrenhaus mit eigener Kapelle das Museu Casa de Cultura untergebracht. Zu besichtigen sind dort altes Mobiliar, Küchenutensilien, landwirtschaftliches Gerät. Geöffnet: Di-Sa 11-13 Uhr, Di-Fr 16-19 Uhr Winter, 17-20 Uhr Sommer. Eintritt frei.
Naturwissenschaftliches Museum
Im – nur mäßig interessanten – Museu Balear de Ciencias Naturales mit einem botanischen Garten zur Flora der Insel geht es um Entstehung und Natur Mallorcas. Dazu sind u.a. viele geologische Fundstücke in konventioneller Aufbereitung ausgestellt. Haupteingang an der Hauptstraße Palma-Sóller. Ab Bahnhof gibt es eine Beschilderung (ca. 1 km). Geöffnet: ganzjährig Di-Sa 10-18
Uhr, So + Feiertage bis 14 Uhr; Eintritt €6; www.museucienciesnaturals.org.
Kunstmuseum Sa Prunera
In einem restaurierten Herrenhaus in der Carrer Sa Lluna fast am Ende der Fußgängerzone, ca. 300 m östlich der Plaça Constitutió befindet sich seit wenigen Jahren das Kunstmuseum Sa Prunera. Abgesehen von einzelnen Werken bekannter Künstler wie Miró, Picasso, Toulouse-Lautrec u.a. ist die Gemälde- und Puppensammlung dort so spannend nicht, es sei denn, Sonderausstellungen erregen Interesse. Der eigentliche Reiz des Museums liegt im Haus selbst mit seiner Fassade, den Details des Treppenhauses, der Originalmöblierung und dem garten mit Skulpturen, außerdem mit Blick aus dem gläsernen Fahrstuhl auf die Berge. Di-So 10.30-18.30 Uhr. Eintritt €5, Senioren €3; www.sollernet.com/canprunera.
Restaurants
Nur wenig über 100 m vom Bahnhof entfernt (Carrer Isabel II 23) liegt die Casa Raddya, ein kleines Suiten Hotel mit schöner grüner Café-Terrasse, von der man auf Bahnhof und Berge schaut.
Eine bessere Wahl, was Qualität und Preise betrifft, als mit den Lokalen an der Hauptplaça trifft man mit dem Celler Cas Carreter an der Plaça America/Gran Via (etwa 300 m von der Hauptplaça entfernt): in der ehemaligen Pferdekarrenwerkstatt serviert man verfeinerte mallorquinische Gerichte.
Ses Barques
An der Straße in Richtung Lluc (ca 7 km) ist das Restaurant des Mirador Ses Barques zwar keine kulinarisch erste Adresse (mallorquinische Küche), besitzt aber den Vorzug einer Terrasse mit Panoramablick über das Tal von Sóller, besonders schön bei untergehender Sonne. Bei kühler Witterung sitzt man im Gastraum unter der Plattform.
Cas Xorc
Hoch über Sóller oberhalb der Straße nach Deiá steht das Landhotel Cas Xorc mit einem Restaurant auch für Nicht-Gästen. Die Serpentinenzufahrt (ausgeschildert ab km 56,1) ist etwas abenteuerlich, dafür entschädigen aber Terrassen mit toller Aussicht. Mittags gibt es eine Bistro-Karte (13-15.30 Uhr), abends auch Menüs. Hauptgerichte ab €25. Tel. 971 638280, www.casxorc.com.