Bedeutung

Während der Sommermonate werden die Städte und Gemeinden Menorcas durch die Festes in einen absoluten Ausnahmezustand versetzt. Bei der berühmtesten, traditionellsten und zugleich ersten großen Feierlichkeit des Jahres, den Festes de Sant Joan in Ciutadella, gilt dies fast für die ganze Insel. Schaulustige kommen dann aus aller Welt zu den Feierlichkeiten und sorgen davor und danach für komplett ausgebuchte Flugzeuge und Fähren von und nach Mallorca bzw. aufs spanische Festland.

Bei den Festes gelingt es den Menorquinern, eigene Tradition und eigenes Brauchtum mit touristischer Werbung zu verbinden. Denn natürlich sind die Festes auch ein Schauspiel, das ausländische Touristen anzieht. Zugleich nehmen die Menorquiner gerne an »ihren« Festes aktiv teil. Sie stellen in allen Ortschaften einen jährlichen Höhepunkt des Inselleben dar.

Festes Saison

Der Startschuss für die »Saison« der Festes fällt wie gesagt in Ciutadella. Am 23. und 24. Juni finden dort die Feierlichkeiten zu Ehren des Schutzpatrons Sant Joan statt. Bis in den September hinein wird dann auf Menorca an jedem Wochenende in einer anderen Stadt oder Gemeinde gefeiert. Den Abschluss bilden die Festes von Maó Anfang September.

Der Ursprung der Festes geht auf das 14. Jahrhundert zurück und ist religiöser Natur. Aus den ursprünglichen Wall- und Pilgerfahrten zu Fuß und zu Pferde sind Feste aus einer Mischung religiöser und ländlicher Bräuche und Traditionen und allerhand überlieferter Regeln des Ablaufs geworden.

Der übliche Ablauf der Festes

Die Festes in den anderen Ortschaften und Städten sind etwas bescheidener als die von Ciutadella. Zwar legt jede Gemeinde großen Wert auf den besonderen Charakter ihrer Festes, aber der Ablauf der meist dreitägigen Feiern ist meist recht ähnlich. Besucher können sich ganz gut an der folgenden Übersicht orientieren:

  1. Tag: Samstagabends (meist ab 20 Uhr) findet der erste Jaleo statt. Die Reiter drehen mit ihren Pferden drei Runden über den Hauptplatz und durch die Nebenstraßen. Die wichtigste Attraktion sind die »tanzenden« Pferde. Dabei steigen die Pferde auf die Hinterbeine und balancieren möglichst lange, zum Teil unterstützt von der zumeist jugendlichen Menge, welche die Pferde in der Luft zu halten versucht. Gegen 24 Uhr beginnen zumeist an mehreren Plätzen der Stadt Live-Konzerte (bis ca. 3 Uhr früh).
  2. Tag: Sonntags veranstalten die Reiter auf dem Hauptplatz des Ortes gegen 13 Uhr das erste Jaleo des Tages, meist noch in einer Art familiären Atmosphäre. Während der Essenszeit besuchen die Reiter dann in einzelnen Straßen ausgewählte Häuser. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass der Reiter, noch auf seinem Pferd sitzend, in das Ess- oder Wohnzimmer hineinreitet. Den abendlichen Höhepunkt bildet ein Feuerwerk.
  3. Tag: Der dritte Tag der Festes, meist der Montag, ist deutlich ruhiger, und meist bleiben die Bewohner der Stadt oder der Gemeinde eher unter sich. Abends enden die Festes dann mit einer ohrenbetäubenden Knallerei.

Caixers und Cavallers

Hauptdarsteller sind typisch menorquinische Pferde. Geschmückt mit Schleifen und bunten, gestickten Blumen tragen sie ihre schwarzweiß gekleideten Reiter durch die Stadt. Diese so genannten Caixers sind Repräsentanten der verschiedenen Stände von Klerus, Adel, Bürgertum, Handwerk und Bauern. Daneben gibt es die einfachen Cavallers, Bauern und Bauernsöhne der Gegend im Alter von sieben bis siebzig Jahren. Bis zu zweihundert Pferde und Reiter nehmen an den Festes von Ciutadella teil. In den anderen Orten sind es etwas weniger.

Menorquinische Pferde

Die menorquinischen Pferde, als eigenständige Rasse seit 1989 anerkannt, sind komplett schwarz. Ihre Körperform ist schlank und elegant, dabei zugleich rustikal und muskulös. Sie haben ein erhabenes, imposantes Auftreten; ihre Augen sind rund, ihr Blick ist wach und lebendig. Der Ursprung der Rasse liegt bei den Arabern. Außerhalb Menorcas ist sie vor allem bei deutschen und italienischen Züchtern beliebt.