"Der zu viel wollte" von Hpe Myint
„Natürlich!“
„Aber das passt diesem alten Novizen nicht. Er denkt, ich will ihm den Rang ablaufen. Er möchte im Götterhimmel wiedergeboren werden. Klar will der auch wie üblich ins Nibbana. Aber weil da ja gar nichts ist, will er da noch nicht sofort hin, obwohl man natürlich dafür beten muss. Im Götterhimmel aber gibt es viel Luxus, und leicht ist das auch nicht, als Gott wiedergeboren zu werden. Ein Menschenleben ist wie ein Tag im Götterhimmel. Und besonders Sakka, der König der Götter – was für Freuden genießt der mit fünfhundert Göttinnen an seiner Seite. Bei der Abendandacht betet der Novize deshalb: „Oh Herr Buddha, lass mich erst wieder und wieder als Gott Sakka wiedergeboren werden, bevor ich den Weg ins Nibbana beschreite“.
Ich bitte eben um das, was mir gefällt, und er um das, was ihm gefällt. Was ist schon dabei? Seit die jüngeren Klosterschüler ihn aber damit geneckt haben, dass ja ein Buddha viel höher steht als ein Gott, ist er wütend und spricht nicht mehr mit mir. Alles, was ich unternehme, versucht er zu sabotieren. Und alles und jedes geht er gleich dem Abt petzen. Aber weil ich für den Abt immer alles zu seiner größten Zufriedenheit erledige, kommen wir gut miteinander aus . Wenn das nicht so wäre, könnte ich wohl nicht mehr im Kloster leben.“
Ich bestand die Abschlussprüfung und studierte Medizin. Als ich inden Semesterferien nach Hause fuhr, traf ich Hla Htun nicht mehr. Freunde, die ich fragte, sagten auch: „Ja richtig. Den haben wir auchschon lange nicht mehr gesehen.“ Ein Jahr später traf ich ihn während der Ferien wieder. Aber er sah nicht mehr so aus wie früher. Hatte Pomade in den Haaren, dass es nur so glänzte. Und eine Armbanduhr hatte er um. „Mensch Hla Htun, ziemlich lange nicht gesehen. Wo lebst du denn jetzt? Sieht aus, als ob du etwas Ordentliches arbeitest.“ „Ja, genau. Ich bin Lehrer im Dorf Hngettaw am Oberlauf des Hsatthay Flusses.“ Lehrer. Soweit ich wusste, hatte Hla Htun die staatliche Schule nur bis zur fünften Klasse besucht, und die hat er nicht einmal bestanden. Wie konnte er also Lehrer sein? Damals musste man mindestens die siebte Klasse bestanden haben, um Grundschullehrer zu werden. „Wie hast du das denn angestellt?“, fragte ich ihn geradeheraus. Mit ihm konnte ich immer so direkt und offen reden. „Die Regierung hat mich nicht eingestellt. Ich mache das selbstständig“, meinte er fröhlich.
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