"Die Zeitmaschine" von Thet Htun (Hsay Theippan)

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In Ordnung. Ich möchte zweimal in den Meisterwaddy-Fluss steigen. Lassen Sie das Wasser, das unter der Innwa Brücke durchgeflossen ist, noch einmal dort entlang fließen. Zeigen Sie mir, wie Sie die Fackel, die Sie bei Einbruch der Nacht angezündet hatten, um Mitternacht noch einmal anzünden. Ich, Dr. Aung Nyein, 80 Jahre alt, möchte noch mal der Schüler der vierten Klasse Maung Aung Nyein sein.
„Opa, wir wollen jetzt Hühnerbrühe trinken!“, fordert meine Enkelin, Dr. Amara Lay mich auf. Na, mach schon, Mädchen. Ich liebe sie über alles, sie ist mein Herzchen, von meinem Blut. Wie ich ist sie Arzt. Wie ich schreibt sie und ist dabei fanatisch.
Ich habe zwar gesagt „mach schon“, aber mein Mund kann ja nicht mehr trinken. Sie zieht die Hühnerbrühe mit einer 50 Milliliter Spritze auf und drückt sie in den Schlauch, der durch meine Nase gelegt wurde. In einer Stunde wird sie die Medizin in Wasser auflösen und mir auf dieselbe Art und Weise verabreichen.
„Opa, ein Gast ist gekommen. Dr. Khain Marlar, heißt sie. Willst du sie sehen?“
Ich kann zwar nicht reden, aber meine Enkelin schaut nur auf meine Augen und weiß, was ich will. Wenn ich nur reden könnte, würde ich mich gerne unterhalten. Glaub mir. Dann könntest du in meinen Armen liegen, Khain. Aber jetzt möchte ich niemanden mehr treffen.
Was würden Besucher schon sagen? „Ist es besser?“, „Wie geht es dir?“ würden sie fragen. Sie würden vergessen, dass ich auch Arzt bin, und mich anlügen, mir sagen, dass es bald besser würde. Lasst mich das bisschen Zeit, das mir bleibt, mit niemandem teilen müssen. Ich muss das angefangene Spiel noch zu Ende spielen.
Ich möchte weiterlesen. Bücher, die ich mag und immer wieder lese, und solche, von denen meine Enkelin annimmt, dass ich sie jetzt lesen möchte, hat sie in Reichweite neben mir gestapelt. Wegen der alten Dame namens Dr. Khain Marlar greife ich zu dem Buch „Ist sie jetzt auch wie die Fremden?“ und lasse es wieder sinken.
Ist nichts mehr mit „Khain und Maung“, „Der Hass einer schönen Frau“, „Khin Mun, Partnerin in der Tugend“, „Solche wie dich gibt’s viele!“, „Zusammen mit den Polizei-Kameraden“, „Aufzeichnungen und Gedanken eines Lebens“, „Kampa-hpala“, „Gast im Schan-Land“, „Setze der edlen ersten Ranke eine Liebeskrone auf“. Bücher, die ich noch einmal lesen möchte. Nur noch einmal. Nur noch einmal möge es mir erlaubt sein. Ohne weitere Zeit zu verschwenden, schlage ich ein Buch auf. Den Ablauf meines Lebens.

Mein Lebenslauf ist nicht besonders erzählenswert. Um es nicht in Gossensprache, sondern etwas vornehmer auszudrücken: In meinem Werdegang gibt es nichts, dessen sich mein Sohn und meine Enkel rühmen könnten. Sagen wir, ein Nobody ohne Geschichte. Einfach so geboren. Und wird einfach so wieder sterben.
Wenn man aber meint, ich solle die schlichte Geschichte meines einfachen Lebens erzählen, dann so: Ich stamme aus einer Familie von einfachen königlichen Beamten. Mein Vater war ein mittlerer Staatsbeamter, meine Mutter Schullehrerin. Wir sind vier Geschwister. Obwohl ich gerade von einem Geschlecht königlicher Beamter gesprochen habe, ist unter meinen Großeltern und ihren Großelternkein ein einziger Stadtgouverneur, Kriegsherr, kein Prinz, keine Prinzessin. Als ich klein war, hatte ich auch keine Schirmträger. Was ich sagen will, ist, ich musste mich nicht im Schlamm abrackern. Brauchte nicht mit der Wage auf dem Markt hantieren. Ich hatte keinen goldenen Schirm, komme aber auch nicht aus der Gosse. Eben ganz normal.
Seit früher Jugend lese ich gern und sammle Bücher. Da mein Intelligenzquotient über dem Durchschnitt lag, absolvierte ich spielend jedes Jahr eine Schulklasse, ohne mich dabei anzustrengen, und hatte schließlich die Zehnte hinter mir. Da ich mit ziemlich guten Noten abgeschlossen hatte, ging ich, dem Willen meiner Eltern folgend, auf die medizinische Hochschule.

 

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