"Die Zeitmaschine" von Thet Htun (Hsay Theippan)
Als es so weit war, wurde ich dann Arzt. Einfach so. Obwohl das Medizinstudium nicht gerade leicht ist, ist es auch nicht so schwierig, wie immer behauptet wird. Da man nicht viel selber denken muss, kann man sagen, dass es, abgesehen davon, dass man viel auswendig lernen muss, einfach ist. Zwar bin ich nicht ein einziges Mal durch eine Prüfung gefallen, aber besonders herausragend war ich auch nicht. Wirklich jemand wie alle anderen.
Was mich danach ein bisschen von den meisten Ärzten im Praktikum unterschied, war, dass ich als jemand, der gern las, nun auch selber schreiben wollte und so im zweiten Jahr als Arzt im Praktikum anfing zu schreiben. Im dritten Jahr war ich dann Schriftsteller. Bevor ich AS, das heißt Assistenzarzt, wurde, diente ich noch drei Jahre als Sanitätsleutnant in der Armee.
Zur Blütezeit meines Lebens heiratete ich, und als die Zeit des Früchtetragens kam, bekam ich dann eine Tochter. Wem eine Tochter geboren wird, der wird echte Enkel tragen dürfen, nicht wahr? Die Enkelin, die ich getragen und geformt habe, ist jetzt wie ich Ärztin. Seit langem schon bin ich im Ruhestand. So richtig zur Ruhe gesetzt habe ich mich nicht. Zwar praktiziere ich nicht mehr als Arzt, aber ich schreibe ich noch. Das heißt, soweit ich die Hände bewegen kann.
Deshalb ist meine Handlung noch nicht zu Ende. Der Vorhang fällt erst, wenn ich sterbe. Jetzt sterbe ich noch nicht. Aber es ist nicht mehr lange hin. Das ist nun der Vorteil, Arzt zu sein: Sagen zu können, dass es nicht mehr lange hin ist, bis es zu Ende geht.
Andernfalls könnte ich wie ein bei der „Büchse der Pandora“ übrig gebliebenes Wesen denken, ich könnte nicht sterben, obwohl ich doch schon solche Schmerzen ertrage. Und außerdem würde ich mich noch in bhavatanha, dem Verlangen nach Leben, vibhavatanha, dem Verlangen nach Selbstvernichtung, kamupadani, der sinnlichen Hingabe, sakkayaditthi, dem Irrglauben, es gäbe ein Selbst in mir, vicikiccha, dem zwanghaften Zweifel an den Lehren Buddhas verwickeln und dem Leben anhaften wie die Made dem Mist. Jetzt aber habe ich alles erledigt, was es noch zu tun gab. Habe einen letzten Artikel zu Ende geschrieben. Auch zu lesende Bücher sind kaum noch übrig.
Die Welt ist seit etwa fünf Milliarden Jahren ständig dabei, sich zu verändern. Anders gesagt: Werden, vergehen, werden, vergehen. Ob sie sich dabei entwickelt oder ob sie verfällt, mag jeder sehen, wie er will.
Die Menschen aber – wer auch immer, in welchem Zeitalter auch immer, an welchem Ort auch immer – nehmen sich sehr wichtig. Denken, dass sie die Besten ihrer Zeit sind. Dass der Tag, an dem sie Mensch wurden, der beste von allen war, und vergehen vor Sehnsucht und Nostalgie nach ihm. So sind die Menschen. Sogar wenn sie nach ihrem Tod zu Nat werden, sind sie frustriert, da sie sich dann nur von Gasförmigem ernähren und nichts kauen können.
Wenn Sie das nicht glauben, schauen Sie nur. In der Zeit der absoluten Monarchie musste man Angst vor dem König haben und vor allen seinen Handlangern. Warum sehnten sich unsere Vorfahren (jetzt sind wohl keine mehr von ihnen übrig) zurück: „Ach, damals, als wir jung waren…“? Dass sie nach der Unabhängigkeit mit „eigenem Herrscher im eigenen Palast“ verlangten, werfe ich ihnen nicht vor.
Jetzt haben wir ein eigenes Land, eine eigene Regierung mit voller Souveränität und ein Leben in Unabhängigkeit. Warum wollen dann einige Herrschaften etwas Besonderes sein und katzbuckeln weiter mit „Yes, Sir“,„Yes, Sir“? Weil sie die „Sklavenzeit“, die Kolonialzeit „go-went-gone“ hinter sich lassen wollen? – Das betrifft einige der langlebigen alten Damen und Herren.
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