Mein kleiner Laden von acht Fuß Umfang befindet sich auf der Vorderseite des Marktes, ungefähr sechs Fuß von der Mauer entfernt. Der Markt ist völlig unbedeutend, und so verläuft auch das Leben der Händler– langweilig und trostlos. Es ist, als ob man von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang an einem kleinen, verfallenen Teich die Angel mit Köder auswirft, wo immer Luftblasen Fische vermuten lassen. Den Händlern, die um das bisschen Umsatz konkurrieren, verfolgt von der Sorge um die Zukunft, schaffen Zaubervorstellungen zuweilen zusätzliche Probleme. Der Broterwerb der Zauberkünstler, die ihr Geschäft betreiben, indem sie die spärlichen Kunden mit diversen Methoden um sich scharen, bereitet den Händlern einen leeren Magen. An diesem Morgen habe ich das Pech, dass auf dem kleinen Fleck zwischen dem Marktzaun vor meinem Laden und dem Asphaltweg eine Zauberarena entsteht. Welcher Markthändler kann schon mit wessen Hilfe wagen, so eine Schau zu verhindern, wo nicht nur deren Veranstalter an sich zum Fürchten ist, sondern auch noch die Genehmigung des Gebühreneintreibers besitzt, der so verächtlich dreinschaut und sich nicht scheut, jedermann anzuschreien.
Schau mal das Äußere der beiden Leute an, die Zauberkunststücke vorführen werden. Der eine ist dunkelhäutig, kurz geraten und untersetzt, Rundrücken, konfuses Erscheinungsbild, etwas über vierzig. Kombiniert den langärmligen schwarz-weiß gestreiften Billigpullover modisch mit einem traditionellen karierten Kachin-Longyi. Wie er seine Ledertasche sacht abstellt, ist, als ob er der Liebsten das Gesicht mit Thanakha verschönt.
Der andere, dürr und lang, fahlbraun, so um die 30, Kleidung recht verschlissen, Erscheinungsbild eines Trinkers, die Haut gedunsen, Gesicht geschwollen, ist zweifellos dessen Gehilfe. Er lässt nämlich den ausgebeulten Rucksack, den er trägt, sowie etliche ungefähr zweieinhalb bis drei Fuß lange Zinkbehälter wie seinen Feind auf die Erde knallen und schaut verdrießlich drein. Sucht in der Nähe ein Stöckchen, umreißt damit den Platz von etwa zehn Fuß Umfang, in dem sie auftreten werden, als ungleichmäßiges Quadrat. Aus dem Rucksack nimmt er ein Schlagbecken sowie kurze Metallstäbe und legt sie ab, dann öffnet er die großen Zinkbehälter.
Ach du Schreck, da sind ja Schlangen von beachtlicher Größe drin! Er lässt sie auf die Erde fallen und reizt sie mit dem Stöckchen. Aber es ist ein kühler Wintermorgen. Die armen Dinger haben in der Kälte wohl keine Lust, ihre Kappen zu blähen.
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