Aung Thein glaubte nicht an Horoskope. Dazu kam, dass er noch weniger davon hielt, weil sein Schwiegervater Ba San, mit dem er sich nicht verstand, Astrologe war. Auch Ba San, der Aung Thein seine Tochter zur Frau geben und sein Schwiegervater hatte werden müssen, konnte ihn nicht ausstehen. Dennoch … Als er das Horoskop seines Schwiegersohnes erstellte, fand er Anzeichen dafür, dass es ihm sehr gut gehen würde.
„Aung Thein, dieser Kerl taugt aber auch zu nichts! Seinem Horoskop zufolge müsste er steinreich sein. Deshalb kommt der ja auch zurecht, obwohl er stinkfaul ist. Hat es immer noch besser als seine Eltern…“
Aung Thein ertrug es zwar still, dass sein Schwiegervater immer wieder über ihn sagte, er sei zu nichts nütze, sei faul und könnte eigentlich reich sein, aber zufrieden war er damit ganz und gar nicht.
„Natürlich will dein Vater mir erzählen, dass ich nach dem Horoskop eigentlich reich sein müsste. Nur wenn ich, der ich für euren Unterhalt sorgen soll, reich bin, geht es euch angeblich gut.“ Immerwenn er wütend auf seinen Schwiegervater war, bekam seine Frau Tin Mi es ab.
„Was, ich bin besser dran als meine Eltern? Da beleidigt der doch extra noch meine Familie! Für die Bauern galt immer noch, dass, wer Land besitzt, auch genug zu essen hat. Arm waren wir noch nie, merkt euch das!“
Aung Theins Wortschwall wurde schließlich von der geduldig zuhörenden Tin Mi mit einem „Lass’ gut sein!“, beendet. Obwohl er um seiner Frau willen aufhörte zu schimpfen, hatte sich seine Wut noch nicht gelegt. Tatsächlich hielt Aung Thein nichts davon, sich in Träumereien zu ergehen. „Wenn es nichts zu essen gibt, dann hungern wir eben“, war sein aus praktischer Erfahrung abgeleitetes Motto.
Eine praktisch noch nie erprobte Ausnahme gab es allerdings. Und diese Ausnahme wurde von einem Säbel bezeugt, der dekorativ unter dem Altar seines Hauses aufgehängt war. „Mit diesem Säbel hat mein Großvater gekämpft, damals, als wir die indischen Geldverleiher fertig gemacht haben. Man könnte sage, dass mit ihm die Geschichte der Bauernbewegung anfing.“ Wenn er über den Säbel sprach, war er voller Stolz.
„Und zu Vaters Zeit ist er dann eine Waffe des antifaschistischen Kampfes gegen die Japaner geworden.“
Die Geschichte des Säbels kannte schon das ganze Dorf. Jedem einzelnen Dorfbewohner hatte Aung Thein sie selbst erzählt. Tatsächlich war der Säbel wohl auch mit an der Verstimmung zwischen ihm und seinem Schwiegervater schuld. Ba San hatte sich in der Zeit des Kampfes gegen die Japaner mal als Wahrsager, mal als Heilkundiger ein angenehmes Leben gemacht, als ob ihn das alles nichts anginge. Wenn Aung Thein immer wieder enthusiastisch von dem Säbel, seinem Vater und dem Kampf gegen die Japaner erzählte, empfand Ba San das so, als ob ihn Aung Thein damit provozieren wollte. Deshalb war es wohl auch nicht verwunderlich, dass er mit der Zeit anfing, Aung Thein zu hassen.
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