"Traum auf einer Hängebrücke" von Ju
Haben Sie schon mal erlebt, dass man auf der Hauptstraße, in der Mitte einer Stadt, durch einen Fluss fahren muss? Doch, so was gibt es. In unserer Stadt kommt das vor, in der Regenzeit. Manchmal fließt dann soviel Wasser auf der Straße, dass die Betelstände und Garküchen am Straßenrand und sogar einige Häuser vom Wasser unterhöhlt werden, zusammenbrechen und davonschwimmen.
Wie in anderen Städten auch, sind in meiner Stadt die Le’pe’yeihsains immer voller Leute. Die jungen Dichter treffen sich in den Le’pe’yei-hsains, um sich zu unterhalten. Freunde, die einige Zeit getrennt waren, treffen sich im Le’pe’yei-hsain wieder. Studentinnen und Studenten vom College verabreden sich im Le’pe’yei-hsain. Die Händler treffen sich im Le’pe’yei-hsain, um über Preise zu verhandeln. Manche von ihnen sind gut geeignet, in aller Ruhe dazusitzen.
In anderen aber kann man wegen ihrer Lage, weil in der Umgebung zuviel Bewegung und Lärm ist oder weil mit den Windböen immer wieder Sand, Staub oder herabfallende Tamarindenblätter in den Tee geweht werden, nur kurz Platz nehmen, schnell einen Tee trinken und wieder gehen. Dorthin kommen Leute, die es nach dem Tee eines bestimmten Le’pe’yei-hsain verlangt, die unterwegs schnell einen Tee trinken wollen oder die auf dem Weg zur Arbeit sind und keine Zeit haben.
Da nun der viele Staub und Sand charakteristisch für die Stadt ist, können die Restaurants und Garküchen, die Moun-hinga- , Salateund Snackstände ihre Waren mit dünnen Tüchern abdecken oder in Glaskästen packen, soviel sie wollen – etwas Sand und Staub ist trotzdem immer darin. Die Verkäufer tun stets so, also ob sie das nicht bemerkten und bereiteten das Bestellte zu, während die daran gewöhnten Kunden ebenfalls essen, ohne sich daran zu stören.
Manchmal kommt jemand auf einem Pferd durch die Stadt geritten. Sicher entspricht diese Fortbewegung dessen Gegebenheiten, doch die Leute finden es sonderbar, starren solch einen Reiter an und geben ihre Kommentare ab.
Die Droschkenkutscher etwa sagen etwas wie: „Ha, was für ein prächtiges Pferd!“ Die Kinder klatschten in die Hände und rufen: „Ein Cowboy, ein Cowboy!“, und die leicht zu erschreckenden älteren Damen: „Huch! Na so was! Der wird am Ende noch mit einem Auto zusammenstoßen!“ Die jungen Mädchen hingegen halten die Hände vor den Mund und kichern leise.
Aber was die Leute auch machen – wie ein Cowboydarsteller im Film achtet der Reiter nicht im Geringsten darauf und trabt unbewegten Gesichts weiter. Ja, so etwas passiert manchmal in unserer Stadt.
Weitere Myanmar Kurzgeschichten:
"Moskitos" von Aung Nay Thway
"Der Notfall" von Gyo Zaw
"Der zu viel wollte" von Hpe Myint
"Traum auf einer Hängebrücke" von Ju
"Hässliche" von Khin Khin Htoo
"Ein Sitzplatz" von Lai Twin Thar Saw Chit
"Maung Maung Thans Geschäftsidee" von Ma Sandar
"Sein Horoskop" von Ma Wint (Myit Nge)
"Mein Vater und ich" von Maung Aye Mya
"Sehnsucht nach Meru" von Maung San Win (Bhamo)
"Die nutzlose Frau" von Min Lu
"Yurou tu thaun-sin" von Min Lu
"Hoffnungswolken" von Myu Myu
"Der Fluch" von Nay Win Myint
"Das ist doch nicht Vater" von Nu Nu Yi (Innwa)
"Kohle ist eben schwarz!" von Nyi Pu Lay
"Zu welcher Zeit auch immer" von Nyo Thi San
"Der Ruf des Tokkeh" von Pain Soe Way
"Die Zeitmaschine" von Thet Htun (Hsay Theippan)
"Das Ich-Versteh-Nicht Hemd" von Thitsar Ni
"Die Früchte der Bosheit" von Thu Maung
"Ein lebender Leuchtturm" von Thwin Hsan Maung
"Mitgefühl von 59 nach 13" von U Tin Oo (Tuition)
"Die Nacht aus dem Meer ist eine Padaukblüte" von Zaw Zaw Aung
"Die Nacht im Kanal" von Zeyya Linn