"Zu welcher Zeit auch immer" von Nyo Thi San

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Der Glücksspieler als solcher – leicht verdientes Geld, leicht ausgegeben, leicht pleite. Nicht nur zurückzuzahlende Spielschulden. Wettschulden und Spielschulden wollen die Leute nicht begleichen. Solche Schulden kann man nicht dem Blockvorsteher anzeigen und einklagen. Wenn man einen Schlichter dazuholt, muss der auch bezahlt werden. Da der von Kommission lebt, bleibt eh kaum was übrig.
Zwischendurch will er dann auch noch Billard spielen. Du weißt in deinem Alter immer noch nicht, warum die Billardläden so zunehmen. Hahnenkämpfe interessieren dich auch noch. Karten willst du auch noch spielen. Ach nein, bei der letzten Doppelzahl bist du Buchmacher gewesen … Halb wie ein Reicher, halb wie ein Hund…! Sieht aus, als ob du bis zum Tod nur spielen willst. Bevor wir geheiratet haben, wirktest du so anständig. Wie Ko Hsan da drüben, der jeden Tag lernt. Wie in dem Sprichwort: „Wenn der Hammer groß ist, taugt er nur als Amboss, wenn der Mensch groß ist, wird er zügellos, wenn der Haarknoten groß ist, hängt er schief, wenn der Mensch groß ist, wird er zum Taugenichts“ – so bist du. Ashin Gyi, Ashin Lei seht das nicht tatenlos mit an. Ich wünschte, ihr hättet Mitleid mit mir und würdet ihn mal richtig zur Rede stellen. Genau, erteilt ihm mal eine richtige Lehre, die er nicht so schnell vergisst. Wirklich!
Die Schwiegermutter im Haus zu haben, ist auch nicht leicht. Ich muss ihr schon ausweichen, weil sie immer über ihren Sohn schimpft. Er repariert keine Regenschirme. Jeden Tag schimpft und keift sie nur. Aufs Land zu ihrer Tochter würde sie zurückgehen, sagt sie. Aber dann tut sie’s doch nicht.

Oft kriege ich den Reis dieses Spielers kaum den Hals runter. Muss mir Sorgen machen, ob er eines Tages im Gefängnis landet. Weil ich wohlmöglich dann vor Schreck sterben würde. Seine Bücher hier verstecken, dort verstecken. Wie viel Geld er schon verloren hat, weil  die Listen und Quittungen derer, die auf Kredit bei ihm gespielt hatten, in der Hast, Beweismittel zu vernichten, mit verbrannt waren … Und seiner Mutter kann man auch nichts sagen! Sobald sie Zeit hat, versteckt sie seine Bücher und Quittungen irgendwo. Nachts träumt sie und schreit: „Mya Win lauf, lauf…!“
Wenn das nicht schlechte Vorzeichen sind, die auf Unglück deuten! Es ist zum Verrücktwerden. Sein Sohn ist auch nicht besser. Geht noch in die Vorschule. Er hat haargenau dieselbe Veranlagung wie sein Vater. Hat alle Fotos im Haus von den Wänden genommen, um damit mit der Kleinen Karten zu spielen. Voller Wut hab’ ich ihn deshalb verprügelt. Eines Tages kam er in die Küche gelaufen und rief: „Mama, die Polizei ist an der Haustür!“
Vor Schreck wusste ich gar nicht, was ich tun sollte. Jetzt verhaften sie uns. Wie der abgetrennte Schwanz eines Geckos wand ich mich und sprang hin und her. Aber nein. Nur Soldaten, die um Trinkwasser baten. Warte nur, wenn die Soldaten erst gegangen sind, verpasse ich dir Kopfnüsse, dass dir der Kopf heiß wird. Aber weil mir das Herz noch rast, muss ich erst mal richtig viel kaltes Wasser trinken. Dieser Kerl kostet mich reichlich Nerven. Und die Kleine? Wenn Gäste kommen und fragen: „Wo ist denn dein Papa?“, antwortet sie: „Papa? Billard spielen, beim Hahnenkampfwetten, Karten spielen, was weiß ich – jedenfalls nicht zu Hause.“ Sie plappert nach, was die Mutter sagt. Mir aber ist danach, ihr dafür eine Ohrfeige zu verpassen.

 

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