Raynor Winn, Der Salzpfad (DuMont Reiseverlag)

Kategorie: Reisebücher des Monats ǀ

Die walisischen Farmer Raynor und Moth Winn sind seit über 30 Jahren glücklich verheiratet. Durch eine fatale Fehlinvestition in eine Firma ihres langjährigen Freundes Cooper verlieren sie ihr gesamtes Hab und Gut und stehen plötzlich vor dem Nichts. Dann wird auch noch Moth sehr krank.


In dieser scheinbaren Ausweglosigkeit beschließen sie, den West Coast Path, den bekannten und beliebten Wanderweg entlang der Küste Südwestenglands zu gehen. In 3 ½ Monaten bewältigen sie unfassbare tausend Kilometer, zelten wild und leben von umgerechnet gerade mal 50 Euro in der Woche, die Moth als Geringverdiener erhält. Moth und die Kinder des Ehepaares, Rowan und Tom, bestärken Raynor darin, das auf der Wanderung Erlebte und Erfahrene in einem Buch festzuhalten.*

 

Raynor Win, Der Salzpfad

Es beginnt alles damit, dass die Firma seines Freundes, in die Moth eine erhebliche Summe investiert hatte, in Konkurs geht und enorme Schulden zurückbleiben, die Moth als Haftender auf Gerichtsbeschluss begleichen muss. Die gemeinsamen Ersparnisse der Winns reichen nicht aus, weshalb auch ihr gesamter Besitz gepfändet wird. Und als wäre das noch nicht genug, wird bei Moth eine unheilbare Krankheit festgestellt, die seine voraussichtliche Lebenserwartung auf eine überschaubare Anzahl an Jahren schrumpfen lässt.


Allen Widrigkeiten zum Trotz, fassen Moth und Raynor diesen verrückten Plan, mittellos und obdachlos, nur mit dem Notwendigsten ausgestattet, die Wanderung auf dem 1016 km langen West Coast Path um Cornwall zu wagen. Ein Küstenweg, denken sie, könne ja nicht so beschwerlich sein. Dass sie dabei insgesamt den enormen Unterschied von der vierfachen Höhe des Mount Everest zu bewältigen haben, ahnt zunächst keiner von ihnen.
Am Ende ihrer langen Wanderung aber hat sich alles zum Besseren gewendet, und sie können wieder hoffnungsvoll in ihre Zukunft schauen.

„Der Salzpfad“ ist Raynor Winns erstes Buch. Sie schildert ihre lange Wanderung sehr emotional, ohne jedoch zu rührselig zu werden. Sie lässt uns die Unbilden des Wetters miterleben, doch auch ihre gelegentlichen Zweifel, die ständige Angst um den kranken Mann und die Sorge um ihre ausweglose Situation. Sie erzählt auch von den schönen Küstenlandschaften Südwestenglands und findet wunderbare Worte, um die großartige Natur, das wunderbare Licht und die Farben im Wechsel der Tageszeiten zu beschreiben.


Die Zeit auf dem Pfad hat Sichtweise des wandernden Paares verändert. Ohne sich um andere materielle Dinge sorgen zu müssen als um jene, die sie für den nächsten Tag benötigen, betrachten sie auch die Menschen, die ihnen unterwegs begegnen und die kleinen Dinge am Weg mit anderen Augen.

„Der Salzpfad“ gibt weder Ratschläge, wie man mit wenig Geld über die Runden kommen kann, noch Survival-Tipps. Das Buch ist nicht nur ein Reisebericht, sondern vielmehr die sowohl berührende als auch spannende Geschichte der Bewältigung einer tiefen Lebenskrise nach verheerenden Schicksalsschlägen, getragen von Liebe, Hoffnung, Mut und Mitgefühl.

 

Raynor Winn, Der Salzpfad, Taschenbuch, Dumont Verlag, 336 Seiten, 14,99€

E-Book: 11,99€

 

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