Lois Pryce, Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren - Was passierte, als ich es trotzdem tat

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Die britische Journalistin Lois Pryce lebt mit ihrem Mann in London auf einem alten holländischen Frachtkahn. Beide teilen eine große Leidenschaft: das Motorradfahren über möglichst lange Strecken. Das heißt aber nicht, dass sie immer gemeinsam fahren. Lois Pryce ist BBC-Reisekorrespondentin für die BBC und weitere namhafte Magazine und internationale Sender. Ihr spannender Reisebericht „Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren“ ist 2017 unter dem Englischen Titel „Revolutionary Ride“ erschienen.

 

Lois Pryce, Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren. *

Lois Pryce's Markenzeichen auf ihren ausgedehnten Solo-Reisen in aller Welt sind ihr auf den ersten Blick leicht lädiertes Motorrad, eine Yamaha TTR250, mit einem Schaffell-bezogenen Sattel, einem großen Tank und abgewetzten Gepäcktaschen. Damit war sie bereits 20.000 km auf der berühmten Panamericana von Alaska bis Feuerland unterwegs und hat Afrika der Länge nach von Norden nach Süden durchfahren.

Eines Tages, als Lois Pryce von einer Verabredung nach Hause zurückkehrt, findet sie an ihrem Motorrad einen Zettel. Ein Iraner, der sich als „Habib“ bezeichnet, fragt sie, ob sie schon einmal in seiner Heimat Iran gewesen sei, diesem herrlichen Land mit den gastfreundlichsten Menschen der Welt. Sie solle nicht an das denken, was in Teheran passiert und was sich in den Regierungen abspielt. Und dann lädt er sie ein, seine Stadt Schiraz zu besuchen, die freundliche Stadt der Dichtkunst und des Weins.

Ihre Neugier ist geweckt, zunächst eher verhalten, als „seltsamer Vorfall“ abgetan, doch Habibs Nachricht lässt sie nicht mehr los. Nach reiflicher Überlegung fasst sie den Entschluss, sich der „Operation Habib“ zu stellen und das ferne Ziel Schiraz im Iran mit dem Motorrad konkret ins Auge zu fassen.

Zwei Monate mit vielen Recherchen, umfassender Planung und Reisevorbereitungen später beginnt die abenteuerliche Fahrt. Sie folgt dem klassischen Hippie-Trail * durch die Türkei und erreicht in der Grenzstadt Razi endlich Iranischen Boden.

Schon einmal hatte eine Frau den Iran allein bereist, auf deren Spuren will sie sich begeben. Freya Stark war 1930 nur mit einheimischen Führern unterwegs.

Als alleinreisende Ausländerin des Jahres 2012 im islamisch regierten Gottesstaat Iran ist sich Lois Pryce des Risikos ihres Unternehmens voll bewusst. Aber sie denkt positiv, ist jedoch unbewusst immer auf das Schlimmste gefasst.

Ihre 5.000 km lange Reiseroute führt über Täbriz, Qazvin, Teheran, Kaschan, Isfahan, Yazd und Persepolis schließlich tatsächlich nach Schiraz. Sie lässt sich nicht von Ängsten und Vorurteilen verunsichern, ist aber auch nicht so cool, dass ihr der oft rücksichtslose Straßenverkehr, undurchsichtige Machtdemonstrationen oder unwillkommene Wetterkapriolen nichts ausmachen würden. Aber was sie auf ihrer Reise erlebt, ist ihr jede Strapaze wert! 

Zwei Mal noch kehrt sie wieder in den Iran zurück, doch es hat sich in der Zwischenzeit viel verändert. In der Weltpolitik ist der Iran nicht das herrliche Land, und die Menschen, die dort leben, werden auf die Regierung und ihre Machthaber reduziert. Sanktionen und neue Gesetze haben Einfluss auf den Alltag der Bevölkerung. Und auf die Reisemöglichkeiten von Ausländern sind teilweise eingeschränkt worden. Solch eine Reise mit dem eigenen Motorrad wäre heute nicht mehr möglich.

Die Menschen, denen Lois Pryce auf ihrer langen Reise begegnet ist, wollten ihr die schönsten Seiten ihres Heimatlandes zeigen. Sie schildert gekonnt, was sie unterwegs begeistert hat, berichtet von den vielen interessanten Begegnungen und erzählt von den Menschen und wie sie ihren Alltag bewältigen.

Liebhaber gut geschriebener Reiseberichte finden mit diesem Buch aus der bewährten Reihe DuMont Welt * – Menschen – Reisen eine lesenswerte, unterhaltsame Lektüre über ein faszinierendes Land, das viele nur aus Negativ-Schlagzeilen westlicher Medien bekannt ist. 

Aber wie schrieb Habib ihr auf den Zettel am Motorrad: „Das sind unsere Regierungen, nicht die Iraner. Wir sind keine Terroristen.“

Lois Pryce, Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren…, Taschenbuch mit 336 Seiten, 16,99€, DuMont Reiseverlag *