Dass es die Autorin nicht so ganz ernst mit ihrer Behauptung meint, kann man bereits dem ironischen Titel dieses seltsamen "Reisebuchs" entnehmen: "Zu Gast bei Freunden" - denn diese "Freunde" verstehen es, ganz vortrefflich zu fluchen. Das aber tut man doch nicht "unter Freunden" - oder? In dem leider viel zu kurzen Einleitungstext erfahren wir: "Geschimpft und geflucht wird überall auf der Welt, aber in jeder Sprache schimpft es sich anders. Eines gilt allerdings immer: Ein guter Fluch bricht das jeweils stärkste Tabu einer Gesellschaft."
Und diese sind von Land zu Land und somit oft auch von Sprache zu Sprache verschieden, aber letztendlich doch immer dieselben: Es geht um die Bereiche Religion, Familie, Sexualität, Fäkalien, körperliche und geistige Defekte etc. Für die allseits bekannten "shit" und "fuck" gibt es wohl überall Entsprechungen. Origineller mutet es da schon an, wenn ein Araber sein Gegenüber dadurch herabsetzen möchte, indem er behauptet, in dessen Vaters Bart zu furzen oder jemand Unbeliebtes in Südafrika zu einem "dreipimmeligen, langhaarigen, rotzverkrusteten Bastard" gekürt wird.
Solchen Verbalinjurien unterstellt die Autorin Stil und Kreativität. Ganz im Sinne des Mottos: "Man soll den Gegner nicht einfach dumpf beleidigen, sondern seine Persönlichkeit genau treffen, ihn auf hinterlistige und trotzdem liebevolle Weise auf ein Defizit hinweisen." Ob es nun allerdings sinnvoll ist, dieses Buch auf Reisen immer zur Hand zu haben, um z.B. in Albanien schlagfertig den unfähigen Koch eines Restaurants damit "auf sein Defizit hinzuweisen", dass man ihm wünscht, "ein Schwein möge ihn fressen" - das glaubt selbst die Autorin nicht. Besonders, wenn dieser Koch ein langes Messer mit sich führt...
Amüsant ist dieses fleißig erstellte weltweite Fluchkomendium aber auf alle Fälle und die Investition von fünf Euro durchaus wert, vorausgesetzt, man teilt mit der Autorin eine gewisse Vorliebe für derben Humor.