Die preußischen Könige
Fast alle historischen Gebäude in Potsdam gehen zurück auf einen Friedrich, einen Wilhelm oder einen Friedrich Wilhelm.
Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640-1688): das Stadtschloss, der Marstall
König Friedrich I. (1701-1713)
König Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig (1713-1740): die Nikolaikirche, die Garnisonskirche
König Friedrich II., Friedrich der Große, der Alte Fritz (1740-1786): Schloss Sanssouci, das Neue Palais, Palazzo Barberini, Umbau des Stadtschlosses und mehrere hundert weitere Gebäude, die das Stadtbild noch heute prägen, wie das Brandenburger Tor, Kirchen, Kasernen und Wohngebäude. Eine ganze Schar Architekten führte die Aufträge des Königs aus: Jan Bouman, Heinrich Ludwig Manger, Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, Carl von Gontard und Georg Christian Unger.
König Friedrich Wilhelm II. (1786-1797): das Marmorpalais, die Meierei, das Schloss auf der Pfaueninsel
König Friedrich Wilhelm III. (1797-1840)
König Wilhelm IV. (1840-1861): Schloss Charlottenhof, die Orangerie im Park von Sanssouci, das Belvedere auf dem Pfingstberg, die Friedenskirche, die Heilandskirche in Sacrow, das Schloss Babelsberg, das Dampfmaschinenhaus, Wiederaufbau der durch einen Brand zerstörten Nikolaikirche.
König Wilhelm I. (1861-1888), nach der Reichsgründung 1871 wurde er zum ersten Kaiser von Deutschland gekrönt.
Kaiser Friedrich III. (Mai-Juni 1888)
Kaiser Wilhelm II. (1888-1918): Schloss Cecilienhof
Der Potsdamer Hauptbahnhof ist der ideale Ausgangspunkt für eine intensive Stadterkundung zu den Spuren der preußischen Vergangenheit der Stadt.
Heute ist er mit dem angegliederten ZOB der Dreh- und Angelpunkt für den Stadt-, Regional- und Fernverkehr.
Der ursprünglich 1938 erbaute Bahnhof wurde im 2. Weltkrieg zerstört und danach wieder aufgebaut. 1997 wurden die alten Gebäude abgerissen und durch die Bahnhofspassagen Potsdam ersetzt. Sie beinhalten außer dem Gleisanschluss auch ein großes Einkaufszentrum mit Supermarkt, ein Kino und ein Imbissangebot zahlreicher Nationalitäten. Zugang besteht über drei Eingänge. Der Gebäudekomplex galt noch vor zehn Jahren als die größte Bausünde der Stadt. Ursprünglich waren noch größere Dimensionen geplant, doch da die Gefahr bestand, dadurch den 1990 erteilten Status des Weltkulturerbes zu verlieren, wurden die Pläne wieder zurückgesetzt, um dem Anspruch der Rücksichtnahme bei allen modernen Bauvorhaben gerecht zu werden.
Vom Hauptbahnhof führt der Weg über die Lange Brücke, die die Havel überspannt. Sie wurde bereits vor über 1000 Jahren zum ersten Mal erwähnt. Man überquert zunächst zwei Havelarme und die Freundschaftsinsel.
Die Freundschaftsinsel teilt die Havel mitten in Potsdam in zwei Arme, die Alte Fahrt und die Neue Fahrt. Die von Süden kommende Nuthe hat mit ihrem Schwemmsand zur Entstehung der Insel beigetragen. Anders als in manchen anderen Städten, wo dieses Eiland längst bebaut worden wäre, dient die Freundschaftsinsel als Erholungsgebiet mit Fahrrad- und Spazierwegen, Spiel- und Badeplätzen und vielen Bänken.
Nach der Idee von Karl Förster entstand hier ein Blütenparadies mit Blumen- und Staudenbeeten in allen Farben und Schattierungen, das über alle Jahreszeiten eine sich stets verändernde Blütenpracht aufweist. Uralte Bäumen die bereits die Entstehung der Gärten miterlebt haben dürften, spenden Schatten. Von manchen besonders stattlichen ist leider nur noch ein lebloser Stumpf verblieben. 1996 wurde das ganze Inselgelände sowie der neue Lustgarten für die 2001 stattfindende Bundesgartenschau vorbereitet.
Der berühmte Gärtner Karl Förster hat während seines Lebens mehrere hundert Stauden gezüchtet, unter anderem nahezu 70 verschiedene Rittersporne. Sein Garten mit der Versuchsfläche dafür liegt im Norden Potsdams im Stadtteil Bornim und steht seit 1981 als "Karl-Foerster-Gedenkstätte" unter Denkmalschutz.
Schon von der Brücke aus hat man einen schönen Blick auf die Nikolaikirche mit ihrer markanten Kuppel und die sie umgebenden Gebäude.
Hat man die Brücke überquert, glaubt man sich im Altstadtbereich Potsdams wiederzufinden. Um den Alten Markt zeigen sich die Nikolaikirche, das Stadtschloss und das Barberini Palais in ihrer historischen Pracht. Wenn da nicht im Reiseführer ein relativ neues Foto zu sehen wäre, als man von der Brücke einen ungehinderten Blick auf die Nikolaikirche hatte. Sämtliche Gebäude wurden im Bombenhagel am 14. April 1945 entweder zerbombt und ausgebrannt oder haben nach dem Einzug der Roten Armee noch weitere, zum Teil endgültige Zerstörungen hinnehmen müssen.
Gegenüber vom Lustgarten auf der anderen Straßenseite befindet sich der alte Marstall, das älteste historische Bauwerk Potsdams, das der Zerstörung 1945 entgangen ist. Im Laufe der Jahre wurde er mehrmals umgebaut. 1685 ließ es der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm als Orangerie des Potsdamer Stadtschlosses errichten um Zitronen- und Pomeranzenbäume zu ziehen. Unter Friedrich Wilhelm I., dem Soldatenkönig, wurde es zum Marstall (Pferdestall). Seit 1981 beherbergt der Marstall das Filmmuseum und demonstriert die cineastische Vergangenheit der Traumfabrik Babelsberg. Zu sehen sind Filmtechnik, Kostüme, Requisiten und viele andere Objekte aus hier gedrehten Filmen.
Das markanteste Gebäude westlich der Langen Brücke ist das 60 Meter hohe, alles überragende heutige Hotel Mercure. Es wurde 1967 – 1969 im Auftrag von Walter Ulbricht als „sozialistische Stadtkrone“ errichtet und trug zunächst den Namen „Interhotel Potsdam“, mit über 420 Zimmern auf 17 Etagen das erste Hotel der DDR, das über 20 Fernseher verfügte. Nach der Wende wurde der Plattenbau von Grund auf saniert. 1992 übernahm die Mercure-Kette das Hotel. Der Pachtvertrag über 20 Jahre war Ende 2012 abgelaufen. Danach wurde das Hotel von der amerikanischen Investmentgesellschaft Blackstone Group übernommen, behielt aber seien Namen.
Schon mehrmals war im Gespräch, das Hotel abreißen zu lassen. Dazu ist es nie gekommen, da sich Stimmen erhoben, die dagegen waren, die sozialistische Vergangenheit "verleugnen" zu wollen.
Das Hotel steht auf dem Gelände des ehemaligen Lustgartens. Der Große Kurfürst ließ diesen um 1660 anlegen als Teil des Schlossensembles am Havelufer. Es war die älteste Gartenanlag der Stadt. Im 2. Weltkrieg wurde das gesamte Gelände zerstört. An seiner Stelle wurde ein Stadion und das Hotelhochhaus errichtet.
2001 fand die Bundesgartenschau in Potsdam statt. Der Lustgarten wurde im Rahmen seiner verbliebenen Flächen neu gestaltet.
Das Neptunbassin wurde an seiner alten Stelle restauriert, die Ringerkolonnaden, die das Schlossgelände von der übrigen Stadt nach Norden abtrennten, wieder aufgestellt. Heute dienen die weiten Flächen der Erholung. Es gibt Sport- und Spielbereiche sowie bunt bepflanzte Beete.
Die Ringerkolonnaden, das, was davon erhalten ist, stehen mittlerweile seit 2016 wieder an ihrer historischen Stelle zwischen Marstall und Stadtschloss bzw. Filmmuseum und Landtag.
Der Große Kurfürst war es, der zwischen 1662 und 1669 zwischen dem Alten Markt und der Langen Brücke ein Schloss errichten ließ. Es hatte drei Geschosse im Hauptteil und zwei Geschosse in den Seitenflügeln. Den ganzen Komplex umgab ein Wassergraben.
1701 wurde das Fortunaportal hinzugefügt und zur Krönung König Friedrichs I. eingeweiht. Friedrich II. ließ das Schloss zwischen 1744 und 1751 von seinem Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff optisch verändern.
Im 19. Jahrhundert diente das Schloss nur noch zu Repräsentationszwecken. In der Bombennacht vom 14.4.1945 ist das Schloss völlig ausgebrannt und wurde 1959/60 komplett abgerissen. Nach der Wende wurde 1990 sein Wiederaufbau in historischem Grundriss beschlossen, was dank der großzügigen Spenden vom Fernsehmoderator Günther Jauch und dem Softwareunternehmer Hasso Plattner realisiert und 2014 vollendet werden konnte. Heute steht man vor einem scheinbar historischen Gebäude, während es innen vom Brandenburgischen Landtag in modernen Räumen genutzt wird.
Friedrich der Große ließ 1771/72 direkt beim Stadtschloss ein herrschaftliches Bürgerhaus errichten. Der Architekt Carl von Contard nahm den römischen Palazzo Barberini aus der Barockzeit zum Vorbild, dessen Name sich auf den Potsdamer Bau übertrug. Am 14.4.1945, dem Schicksalstag für Potsdam, wurde auch das Palais Barberini schwer beschädigt, was 1948 zum Abriss führte. 2013/16 wurde das Palais originalgetreu wieder aufgebaut und dient seit 2017 als Museum.
Ein weiteres markantes Gebäude am Alten Markt ist das Alte Rathaus. Die Architekten Jan Bouman und Christian Ludwig Hildebrandt verwendeten hierfür einen Entwurf von Andrea Palladio, den dieser für einen Palazzo in Vicenza geplant, aber nicht realisiert hatte. In der Mitte über dem dreigeschossigen Bau erhebt sich ein Kuppelbau, der bis 1975 als Stadtgefängnis diente. Ganz oben thront eine vergoldete Atlasfigur mit der Weltkugel. Im Rahmen einer Führung kann der Rathausturm bestiegen werden. Der Aufstieg wird durch einen phantastischen Rundumblick belohnt.
Im 2. Weltkrieg wurde das Alte Rathaus nur leicht beschädigt. Die endgültige Zerstörung erfolgte durch die Rote Armee, deren Artilleriebeschuss bei der Einnahme Potsdams nicht nur diesem Gebäude den Garaus bereitet hat. Erst 1966 war der Wiederaufbau abgeschlossen. Fortan wurde das Gebäude als Kulturhaus genutzt.
Auf der rechten Seite steht das Knobelsdorffhaus, das als bürgerliches Wohnhaus errichtet worden ist. Beim Neubau des Rathauses wurden beide Gebäude durch einen Neubau verbunden. Hier befindet sich der Eingang zum Potsdam Museum, das sich heute im Alten Rathaus befindet. Es beherbergt wechselnde Ausstellungen und im oberen Stockwerk die ständige Ausstellung „Potsdam. Eine Stadt macht Geschichte“, für die der Eintritt kostenlos ist.
Die 1724 eingeweihte barocke Nikolaikirche geht zurück auf den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I.. 1795 brannte die Kirche nieder. 1826 erließ Friedrich Wilhelm III. die Order zum Wiederaufbau. Der Architekt war kein Geringerer als Karl Friedrich Schinkel. Inspiriert wurde er durch die Kuppel des Petersdoms in Rom und das Pantheon in Paris. 1850 erfolgte die Wiedereinweihung. Das Baumaterial dafür wurde zum Teil aus West-Berlin geschmuggelt.
Mehr noch als der britische Luftangriff am 14. 4. 1945 setzte der Nikolaikirche der tagelange Beschuss der Roten Armee zu. Es dauerte Jahre, bis der Wiederaufbau abgeschlossen war. Die Kuppel wurde erst 2009 wieder freigegeben.
Wer heute den Kirchenraum betritt, ist erstaunt wegen ihrer Nüchternheit. Verständlicherweise fehlt der historische Kirchenschmuck. Einzig die Apsismalerei im Altarraum mit der Darstellung der zwölf Apostel und vier Evangelisten, von Bernhard Wilhelm Rosendahl nach dem Entwurf von Schinkel ausgeführt, sorgen für etwas Farbe. Sehenswert sind zudem die Kanzel und die Orgel.
Mitten auf dem Alten Markt steht ein 16 Meter hoher Obelisk. Dabei handelt es sich nicht um ein Beutestück aus Ägypten, sondern um einen von Friedrich II. 1753 bei seinem Architekten Knobelsdorff am Schnittpunkt sämtlicher Schnittpunkte der Nikolaikirche, des Palais Barberini und des Rathauses in Auftrag gegebenen Obelisken. Die vier Figuren im Sockel stellten ursprünglich den großen Kurfürst Friedrich Wilhelm sowie Friedrich I., Friedrich Wilhelm I. sowie Friedrich II. dar. Nach dem 2. Weltkrieg wurden sie aus ideologischen Gründen entfernt und durch die Medaillons der Baumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, Karl von Gontard, Ludwig Persius und Karl Friedrich Schinkel ersetzt.
Friedrich Wilhelm I. ließ den Stadtkanal 1722 als Nebenarm der Havel im Stil holländischer Grachten anlegen. Ursprünglich sollte auf ihm das Baumaterial transportiert werden, das zum Ausbau der Stadt benötigt wurde. Er durchquerte auf 1860 Metern die gesamte Potsdamer Innenstadt. Aus olfaktorischen Gründen hat man ihn später wieder zugeschüttet. Entlang der Yorckstraße wurde ein kleines Stück des Stadtkanals inzwischen wieder freigelegt. Weitere Stücke sollen folgen, Spenden dazu sind erwünscht.
Wenn man vom Filmmuseum über die Breite Straße immer weiter nach Westen geht, erreicht man an deren Ende ein Gebäude, das an eine Moschee erinnert. Es ist das Dampfmaschinenhaus. Bei dem 38 Meter hohe Minarett handelt es sich allerdings um nichts weiter als einen verkleideten Schornstein. 1842 wurde hier die größte Dampfmaschine ganz Preußens gebaut. Sie war durch Rohre mit dem Park von Sanssouci verbunden und diente dazu, die große Fontäne im Französischen Rondell zum ersten Mal zum Sprudeln zu bringen. Sie brachte es auf 38 Meter. Heute sorgen moderne Pumpen für ein vergleichbares Ergebnis.
Unweit des Dampfmaschinenhauses befindet sich am Havelufer zu Füßen von 15stöckigen Plattenbauten das Café Seerose, das durch seine muschelartige Architektur ins Auge fällt. Es wurde Ende der 1980er Jahre errichtet und 2004 unter Denkmalschutz gestellt. Der Begriff Café täuscht etwas, denn es handelt sich heute um ein italienisches Restaurant mit jahreszeitlich bedingten unterschiedlichen Öffnungszeiten.
Friedrich Wilhelm I. ließ 1718 einen Palisadenzaum um die Potsdamer Innenstadt errichten, der im Laufe der Jahre zur Stadtmauer umgewandelt wurde. Ursprünglich führten zehn Stadttore in die Stadt, von denen drei noch vollständig erhalten sind.
Zum Bau des Brandenburger Tors gab Friedrich II. um 1733 den Auftrag. Als Vorbild dafür diente ihm der Konstantinsbogen in Rom.
Der Luisenplatz zwischen dem Tor und dem westlichen Ende der Fußgängerzone, ebenfalls unter Friedrich II. angelegt, wurde von Peter Joseph Lenné zur selben Zeit gestaltet.
Zum Bau des Nauener Tors hat sich Friedrich II. durch die neuerdings in England verwendete Bauweise inspirieren lassen. 1754 wurde mit dem Bau begonnen. Das wie eine mittelalterliche Burg wirkende Burg wirkende Tor ist der Eingang zum Holländischen Viertel.
Das Jägertor, das älteste der Stadttore, wurde auf Befehl von Friedrich Wilhelm I. am nördlichen Stadtausgang errichtet. Heute steht es frei an der Achse Hegelallee/Jägerallee.
Vom Brandenburger Tor über den Luisenplatz geht es zur Brandenburger Straße, der Fußgängerzone in Potsdam, 750 Meter lang. Unter Friedrich Wilhelm I. wurden entlang der Straße Wohnhäuser für Handwerker und Soldaten der preußischen Armee errichtet. Zur normalen Wohn- und Geschäftsstraße entwickelte sie sich erst im späten 19. Jahrhundert.
Heute fallen vor allem die fehlende Außenreklame und Leuchtschrift großer Ketten auf. Unvermittelt steht man vor Ikea, auch Karstadt, H&M, Thalia, Douglas, DM und Bonita, um nur einige zu nennen, sind vertreten. Die Häuser ihrer Filialen sind nicht größer als Inhaber-geführte, kleine. Ansonsten ist die Brandenburger Straße Hauptanziehungspunkt für Touristen. Restaurants, Eisdielen und Cafés wechseln sich ab mit Souvenirläden.
Am anderen Ende steht die katholische St. Peter-und-Paul-Kirche aus dem Jahr 1870. Gleich daneben befindet sich der Busparkplatz.
Nach Norden um den Bassinplatz herum gehend erreicht man das Holländische Viertel. Dabei handelt es sich um 134 Häuser, die zwischen 1737 und 1742 aus Klinkersteinen gebaut wurden. Es ist außerhalb der Niederlande das einzige Stadtviertel in einer solch geschlossenen Form. Den Plan dazu hatte Friedrich Wilhelm I., der das Ensemble für holländische Bauarbeiter, die der Soldatenkönig für weitere Bauvorhaben nach Potsdam geholt hatte, erbauen ließ. Sein Architekt war Jan Bouman. Heute lebt das Viertel vor allem durch den Tourismus in Gestalt von Kneipen, Cafés, Läden und Restaurants.
Mitten drin, in der Mittelstraße 3, befindet sich die Baguetterie Lekker Koffie. 1906 war an dieser Stelle die Altuniformhandlung Berthold Remlinger, in der am 16. 10. 1906 der Schuster Wilhelm Voigt seine Uniform, mit der er unter dem Namen „Der Hauptmann von Köpenick“ Berühmtheit erlangte.
Von der Haltestelle Höhenstraße erreicht man nach wenigen Schritten am Jungfernsee die Ausflugsgaststätte Meierei. 1791 beauftragte Friedrich Wilhelm II. die Architekten Carl Gotthard Langhans und Andreas Ludwig Krüger, ganz im Norden des Neuen Gartens am Jungfernsee eine Meierei zu bauen, die Friedrich Wilhelm IV. 50 Jahre später umbauen und erweitern ließ. 1856/57 wurden ein 30 Meter hoher Schornstein hinzugefügt und ein Dampfpumpwerk angelegt.
Seit 1928 ist die Meierei eine Ausflugsgaststätte. Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde sie wieder aufgebaut und 2003 mit einer eigenen Brauerei eingeweiht. Im Innen- und Außenbereich finden 400 Personen Platz.
Geöffnet wird täglich außer Montag und Dienstag um 12 Uhr.
Ganz in der Nähe befindet sich das Schloss Cecilienhof. Es wurde 1913-17 im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. für seinen Sohn, den Kronprinzen Wilhelm und seine Gattin Cecilie von Preußen errichtet. Das Schloss ist aus Holz und Backsteinen gebaut und besteht aus mehreren zusammenhängenden Gebäuden inmitten eines schönen Gartens. Bemerkenswert sind sie Schornsteine im Tudorstil, ein jeder ein kunstvolles Unikat.
Nach dem 2. Weltkrieg trafen sich vom 17. 7. – 2. 8. 1945 die drei Hauptalliierten, um über die Zukunft Deutschlands zu entscheiden und Europa neu zu ordnen. Der Konferenzsaal und die Arbeitsbereiche der Teilnehmer können besichtigt werden, zum Beispiel Stalins Schreibtisch, das britische Arbeitszimmer, der Raum der amerikanischen Delegation sowie die drei Korbsessel, in denen sich Winston Churchill, Harry S. Truman und Josef Stalin zum Fototermin im Garten ablichten ließen.
Im Ehrenhof zwischen den Haupt-Gebäudetrakten, erinnert der fünfzackige Sowjetstern aus roten Blumen seit 1945 an den sowjetischen Konferenzteilnehmer. Stalin signalisierte mit seiner Bepflanzung, dass er der Initiator des Treffens war. Seitdem wird er jedes Jahr in Erinnerung an das Potsdamer Abkommen angepflanzt, zunächst mit Stiefmütterchen, im Sommerhalbjahr mit roten Geranien.
Friedrich Wilhelm II. ließ sich am östlichen Ufer des Heiligen Sees einen Sommersitz errichten, der, weil mit Marmor aus Schlesien verkleidet, Marmorpalais genannt wurde. Es ist nur im Rahmen einer „Pantoffel-Führung“ zu besichtigen. Dabei sieht man prunkvolle Räume mit einer exklusiven Ausstattung, die Friedrich Wilhelm II. eigens aus Italien herbeischaffen ließ: Einrichtungsgegenstände aus Marmor, Kamine und schwere Statuen. Auf die Frage, wie das alles im 18. Jahrhundert herbeigeschafft worden werden konnte, lautet die Antwort: Es wurde in Italien auf Schiffe verladen, die dann ihre wertvolle Fracht transportierten, an Frankreich vorbei, um Spanien und Portugal herum, an der französischen Westküste entlang und durch den Ärmelkanal nach Norden und schließlich über die Elbe und die Havel nach Potsdam. Auf dieselbe Weise dürften auch die großen Wedgwood-Vasen aus England hierher gelangt sein.
Beeindruckend sind die in jedem Raum unterschiedliche in kunstvollen Intarsien angelegten Parkettfußböden aus heimischen Hölzern. Manche wirken sogar dreidimensional. Um sie zu schützen, ist das Tragen von Pantoffeln Pflicht.
Im türkischen Zimmer wird durch die Decken- und Wandbespannung der Eindruck eines großen orientalischen Zelts erweckt. Rundherum führt ein im gleichen Dekor bespannter Diwan. Probesitzen ist leider nicht möglich, wie auch das Hinsetzen auf sämtlichen Stühlen, Sesseln und Sofas untersagt ist.
Friedrich der Große war 1763 der Gründer der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM). Allein für die königlichen Schlösser war die Manufaktur gut beschäftigt. Der König ließ 21 Tafelservice anfertigen. Von denen eines schon 36 Gedecke umfassen konnte, von den Tafelaufsätzen und sonstigen Accessoires ganz abgesehen.
Unter Friedrich Wilhelm II. wurde das erste Tafelservice mit floralem Muster nach dem Abbild der Natur bemalt. Vor dem Schloss stehen riesige Kübel, die mit all den bunten Blumen bepflanzt sind, die dafür als Vorbild dienten.
Das bekannteste Schloss in Potsdam ist Schloss Sanssouci. Friedrich der Große ließ es 1745-1747 als Sommersitz erbauen. Hier lebte er, und hier ist er gestorben. Bis zu Ende der Monarchie 1918 diente das Schloss den Königen von Preußen und den Kaisern von Deutschland als Sommerresidenz.
Vom Hauptbahnhof aus erreicht man es mit der Sanssouci-Linie 695. Die historische Windmühle ist der Ausgangspunkt für den Besuch von Park und Schloss Sanssouci. Eine Mühle stand an dieser Stelle schon viele Jahre, bevor das Schloss gebaut worden ist. 1738 wurde sie wegen Baufälligkeit abgerissen. Der König befand, „die Mühle sey dem Schloss eine Zierde“ und ließ sie gegen Ende des 18. Jahrhunderts wieder aufbauen. Die Galerieholländermühle war eine mehrstöckige Getreidemühle. 1945 wurde sie durch beinen Brand zerstört. Aktuell handelt es sich um einen originalgetreuen Wiederaufbau. Die Mühle kann besichtigt werden.
Links führt ein Weg direkt zum Schloss hinauf, rechts geht man auf der Maulbeerallee an den Neuen Kammern, dem Schloss für die königlichen Gäste, entlang zunächst in den Sizilianischen Garten im Park Sanssouci. Schön angelegte Pergolen spenden an heißen Tagen willkommenen Schatten. Hinter jeder Hecke bieten sich wieder überraschende Ausblicke auf Marmorstatuen, Springbrunnen und Blumenbeete. Über die Hauptallee gelangt man zum Französischen Rondell mit der großen Fontäne in einem kreisrunden Becken. Die Rasenflächen sind eingefasst von bunten Blumenrabatten. Diese werden zweimal im Jahr neu bepflanzt, natürlich mit Blumen aus eigener Anzucht. Seltsamerweise wachsen bei der Sommerbepflanzung in regelmäßigen Abständen auch Tomaten.
Zwölf weiße Figuren in Überlebensgröße auf ebenso weißen Sockeln stehen im Kreis um die Anlage. Es handelt sich um die verkörperten vier Elemente Luft, Wasser, Erde, Feuer sowie acht Götter Apoll, Diana, Mars, Venus, Merkur, Jupiter, Minerva und Juno.
Von unten wirkt das Schloss Sanssouci eher bescheiden. Friedrich der Große ließ es nicht zu Repräsentationszwecken, sondern als Wohlfühlort errichten. Vom Französischen Rondell zum Schloss führen sechs mit Weinstöcken, Feigen- und Obstbäumen bepflanzte Abschnitte mit jeweils 22 Stufen. Auch die niedrigen Beeteinfassungen erweisen sich bei genauerem Hinsehen als Weinstöcke in Bonsaigröße.
Der Eingang des Schlosses befindet sich auf der Vorderseite des Gebäudes. Tickets gibt es nur mit Zeitfenster. Die angegebene Einlasszeit muss unbedingt eingehalten werden.
Fazit: Potsdam ist eine junge, sehenswerte Stadt. 14 % ihrer 180.000 Einwohner sind Studenten. Potsdam ist nicht so überlaufen wie das benachbarte Berlin. Die Sehenswürdigkeiten und historischen Gebäude sind durchweg nach dem 2. Weltkrieg und vor allem nach der Wende wiederaufgebaut und restauriert worden. Alles wirkt gepflegt und sauber.
Obwohl überwiegend moderne PKW auf den Straßen fahren, fühlt man sich auf manchen Abschnitten wieder in die „gute alte Zeit“ zurückversetzt, als die Straßen noch nicht asphaltiert, sondern gepflastert waren. Die Fahrgeräusche übertönen alles, und man wird kräftig durchgerüttelt.
Die Hauptverkehrsmittel scheinen Fahrräder zu sein. Mittlerweile kommt auf einen Einwohner ein Fahrrad. Dementsprechend großzügig sind auch die Radwege und die Fahrradabstellplätze angelegt. Bei zahlreichen Verleihfirmen kann man Fahrräder mieten. Per Pedales am Hauptbahnhof bietet alle nur denkbaren Räder an, vom normalen Touren-Rad, E-Bike, Tandem und Mountainbike bis hin zu Lastenfahrrädern und natürlich auch Kinderanhänger, Kindersitze und Helme.
Potsdam verfügt über ein übersichtliches, gut getaktetes öffentliches Nahverkehrssystem. Der ZOB und Straßenbahn-Knotenpunkt befindet sich auf der Nordseite des Hauptbahnhofs. Große Infotafeln geben darüber Auskunft, welche Linien wann wohin fahren.
Auf dieser Seite im Bahnhof befinden sich auch die Gepäckschließfächer.
Für die kleinen Einwohner gibt es zahlreiche große Kinderspielplätze.
Egal in welchem Park der Stadt, Sitzbänke muss man nicht lange suchen.
In Potsdam gibt es sowohl in zahlreichen Eisdielen als auch in Cafés und Restaurants ein exzellentes Speiseeis, zum Beispiel bei Redo Gelato am Platz der Einheit.
Edith Kölzer/Reisebuch.de