Wer auf der Autobahn aus Süden kommt, erreicht das Valle de Güímar hinter einem kurzen Tunnel. Um den Blick von oben in das 18 km lange und 8 km breite Güímartal zu erleben, fährt am besten zum Mirador de Don Martín.
Er befindet sich neben dem großen weißen Gebäudekomplex (einem ehemaligen Hotel), das in der südlichen Steilwand (ladera) des Tals weithin sichtbar ist.
Anfahrt: TF 28 über Granadilla/Arico oder kurz unterhalb von Güímar (Salida #11) nach links in Richtung Medida/Fasnia.
Geologie
Das Tal ist das erdgeschichtliche Pendant des jenseits liegenden Orotavatals – also ebenfalls durch Erdrutsch entstanden –, nur weniger bekannt. Beide haben »das gleiche Rückgrat«, die Cordillera Dorsal, auf der die Kammstraße zum Teide verläuft und werden im Osten wie im Westen von steilen Laderas begrenzt. In beiden finden sich klassisch geformte Vulkankegel, wie der 276 m hohe Montaña Grande (Malpaís), der direkt aus der Ebene am Meer wuchs.
Wandertip
Wanderung im Malpais: Ein für Biologen höchst interessanter Küstenpfad führt von den letzten östlichen Häusern von Puertito de Güímar zur Punta de los Altillos (ca. 45 min). Von dort geht’s wieder am Wasser zurück oder landeinwärts über den Morros del Corsco (175 m) zurück nach Puertito (2,5 Stunden Rundweg).
Geschichte
In der vorkolonialen Zeit waren die »Tal-Geschwister« – Orotava und Güímar – in Macht und Ansehen gleichberechtigt, nur dass Añaterve, der Mencey von Güímar, zu den »reinos de paz« gehörte, den Friedenskönigen, die zusammen mit den spanischen Eroberern gegen Bencomo, den Herrscher über das Orotavatal, zu Felde zogen, der sich mit den »reinos de guerra«, den Kriegsfürsten, der Unterwerfung widersetzte.
Vegetation
Die Vegetation unterscheidet sich wegen der regenarmen Südlage erheblich vom Norden. Soweit das Land nicht landwirtschaftlich genutzt wird, überwiegen Wolfsmilchgewächse. Die Barrancos oberhalb der bewirtschafteten Gebiete und das Malpais am Fuß des Vulkans von Güímar sind eine Fundgrube endemischer Pflanzen. Die Wassermengen, die für die starke landwirtschaftliche Nutzung des Gebietes gebraucht werden, liefern die Kiefernwälder der Höhenlagen, von denen aus ein weitverzweigtes Bewässerungssystem die tieferen Lagen versorgt.
Wirtschaft
Nicht der Tourismus, sondern Handel und Landwirtschaft stehen im Valle de Güímar im Mittelpunkt. Unterhalb der Stadt werden Bananen geerntet. Wegen der oft starken Fallwinde sind die Felder in graue Plastikplanen verpackt, was nicht gerade einen idyllischen Anblick bietet. Große Mango-, Avocado- und Papayaplantagen verstecken sich hinter Zementmauern. In den höheren Lagen werden von Kleinbauern auf immer schmaler werdenden terrassierten Feldern Wein, Kartoffeln und Zwiebeln angebaut.
Wandern
Auch wenn es eigentlich kein Wanderweg-System gibt, führen doch viele Forst- und Versorgungswege zu einsamen Barrancos mit abwechslungsreicher Vegetation. Bei der Zona Recreativa Los Frailes oberhalb von Arafo findet man – in weitgehend ebenem Verlauf – schöne Waldwege mit Meerblick.
Industrie
Man hat auch dieser herben Tal-Schönheit heftige Bausünden zugefügt. Bis oberhalb der Ortschaften ist das Tal planlos zersiedelt und entlang der Autobahn entstanden Gewerbesiedlungen. Die Gemeinde Güímar versucht neuerdings, vom großen Kuchen »Tourismus« etwas mehr ab zu bekommen und betont die schönen höheren Tallagen weitab vom Meer.
Fincas/Hotels
Die saubere, klare Luft der höheren Lagen wurde um 1900 von Lungenkranken geschätzt. Heute gibt es dort einige Häuser des Turismo Rural und drei Landhotels (Finca Salamanca, Casona Santo Domingo und Finca Raya). An der Küste existieren nur noch zwei ältere größere Hotels (Punta del Rey und Hotel Tenerife Tour) in dem inzwischen von hohen Apartmenthäusern beherrschten Las Caletillas.