Gefahren und Überleben in der Wildnis der USA, Teil III

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Giftige Schlangen und Reptilien

Klapperschlangen (rattlesnakes) kommen im Südwesten relativ häufig vor. Sie verraten ihre Präsenz mit ihrer Rassel am Schwanzende. So unglaublich es klingt: etwa 90% der Unfälle mit Klapperschlangen geschehen, weil jemand eine Schlange fürs Photo oder zum Herumzeigen berührt und aufhebt. Denn normalerweise ziehen sich alle Schlangenarten zurück, wenn sich Menschen nähern. Falls trotzdem mal eine in der Sonne liegen bleibt, macht man einfach einen großen Bogen um sie herum. Beim Klettern oder Picknick im felsigen Gebiet immer aufpassen, wohin man Hände, Füße oder Hintern plaziert.

Der Biß der Klapperschlange ist für gesunde, erwachsene Personen selten tödlich, kann aber für Kinder gefährlich sein. In etwa 50% der Fälle wird nur wenig oder kein Gift injiziert. Falls ein Arzt innerhalb einer Stunde zur Stelle sein kann, sitzenbleiben und entspannen. Bewegung läßt das Gift schneller im Körper zirkulieren. Töten (und Mitnehmen) der Schlange hilft dem Arzt bei Diagnose und Wahl der richtigen Behandlung.

Vom Aufschneiden der Wunde und Aussaugen des Giftes und ähnlichen Methoden aus Wild-West-Filmen ist generell abzuraten; es ist sehr schwierig, sie korrekt anzuwenden, und leicht ist der Schaden größer als der Nutzen. Die Bißwunde sollte man, sofern möglich, tiefer als das Herz halten, um die Verbreitung des Giftes zu verlangsamen. Hilfreich ist ein Druckverband zwischen Bißwunde und Herz, etwa 3 cm von der Bißwunde entfernt. Die Blutzirkulation darf aber nicht komplett abgeschnitten und auch nicht zu lange verlangsamt werden. Wenn man laufen muß, nur behutsam bewegen mit vielen Pausen.

Wer häufig in abgelegenen “Schlangengebieten” unterwegs ist, sollte lernen, Schlangenbisse beurteilen zu können. Die giftigste Schlange ist die rot-gelb-schwarz gestreifte, aber extrem scheue coral snake (Korallenschlange), die normalerweise vor Menschen flieht.

Die einzigen giftigen Eidechsen auf dem amerikanischen Kontinent sind das Gila monster (Gila-Krustenechse) und die verwandte Mexican beaded lizard (Skorpions-Krustenechse), beide nachtaktiv in Wüsten und Halbwüsten. Trotz dramatischer Todesszenen in einigen Produkten der Filmindustrie ist der Biß dieser Echse nur sehr selten tödlich. Im Gegensatz zu Schlangen wird das Gift nicht injiziert, sondern fließt in die offene Wunde, während die Eidechse an ihrem Opfer herumnagt.

Skorpione

Ein weiterer gefährlicher Bewohner der Wüsten, den man auch auf verlassenen Erdstraßen und unter Steinen findet, ist der Skorpion. Einige Arten, wie der nur 6-7 mm große centruroides scorpion (C. Sculpturatus), besitzen ein starkes Gift, das in seltenen Fällen für Menschen tödlich sein kann. Da hilft nur noch der Arzt. Um unerfreuliche Begegnungen mit Skorpionen zu vermeiden, dreht man besser keine Steine um und schaut aufmerksam, wohin man greift oder sich setzt. Schuhe, die draußen vor dem Zelt standen, sollte man vor dem Anziehen gut ausschütteln.

Insekten

Neben den berüchtigten Moskitos gibt es auch noch black flies (sogenannte Krieblemücken), horse flies (Bremsen), Wespen (wasps), Zecken (ticks) und die sogenannten no-see-ums, fast unsichtbare Kleinfliegen, die in alle Körperöffnungen kriechen. Vom Herbst bis Frühling und in den Wüstengebieten blieben wir meistens verschont. Aber je nach Jahreszeit und Gebiet können einen die Moskitos gelegentlich zur Raserei treiben. Sie sind besonders schlimm in den Bergen nach der Schneeschmelze.

Wichtig sind gute Moskitonetze an Motorhome und Zelt, und lose, hochgeschlossene Kleidung, denn eine hungrige Mücke sticht problemlos durch enganliegende T-Shirts und Hosen. Insektenschutzmittel kauft man am besten in den USA – in allen Supermärkten, drug stores und Sportgeschäften. Hautverträglichere, natürliche Insektenschutzmittel wie Citronella-Produkte wirken eher mäßig und müssen in kurzen Abständen immer wieder neu aufgetragen werden (wenn man beim Laufen schwitzt so etwa alle 10 min!).

Wirklichen Schutz gegen Mücken bietet nur die Chemie, sprich der Wirkstoff DEET (N-N-diethyl-meta-toluamide). Je höher der Anteil von DEET (von 5% bis 99%), desto stärker und länger (mehrere Stunden) wirkt das Mittel. Es darf aber nicht mit synthetischen Materialien in Kontakt kommen – ein mit DEET bedeckter Plastikkugelschreiber begann, uns förmlich zwischen den Fingern dahinzuschmelzen. Auch sollte man hochkonzentriertes DEET nicht über längere Zeiträume auf der Haut lassen, da es möglicherweise das Nervensystem angreift. Also so wenig wie möglich verwenden. Es soll anscheinend weniger schädlich sein, eine 30 -40-Prozent Lösung alle 3 Stunden aufzutragen, anstatt eine 100-Prozent Lösung alle 8 Stunden. Um auch gegen Fliegen, Bremsen und Bienen (bees) geschützt zu sein, hilft ein Multi-Repellent, welches neben dem DEET z.B. auch R236 (Di-n-propyl-isocinchoneronate) enthält.

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